Der zweite Shutdown – auch in den Schulen! – war vorhersehbar. Doch die Politik hat die langen Wochen im Sommer nicht genutzt, um Schulen angemessen auf diese zweite schwierige Phase vorzubereiten. Die Verantwortlichen haben Schüler, Erltern und Lehrer erneut hängen gelassen. Unverzeihlich!
Schülerin oder Schüler möchte man in diesem Jahr auch nicht wirklich sein, oder? Zweifellos auch keine Lehrerin oder Lehrer – auch mit denen fühle ich mit. Aber konzentrieren wir uns auf die Schwächsten in der Kette: die Lernenden.
Denn die haben es im Corona-Jahr wirklich nicht leicht. Wieder ein „Shutdown“. Längere „Ferien“. Chaos. Wieder außergewöhnliche Lernsituationen. Wieder Fern-Unterricht. Mit Betonung auf „wieder“. Das bedeutet: Hier wäre eine vernünftige Vorbereitung nicht nur nötig, sondern zwingend gewesen.
Lernplattformen brechen zusammen
Manche Schulen bekommen es ganz gut hin, wie man hört. Andere kaum. Viele gar nicht. Lern-Plattformen wie „Moodle“ brechen unter der Last zusammen. Die einen Lehrer stellen dort Aufgaben ein, die anderen verschicken lieber per E-Mail. Chaos für die Kinder – eine Zumutung!
Es war klar, dass eine zweite „Welle“ kommt. Doch wirklich gut vorbereitet ist das System Schule darauf nicht. Der Sommer wurde nicht genutzt, um „alles Nötige zu tun“ (Politikerformulierung), damit sich das Chaos nicht wiederholt. Denn „alles Nötige“, das hätte bedeutet: Ein überzeugendes, gutes und umsetzbares Konzept zu entwickeln, das an allen Schulen funktioniert.
Sommer wurde nicht genutzt
Doch es gibt kein Konzept. Keinen Plan. Keine Werkzeuge. Warum hat nicht jeder Schüler einen festen Account bekommen: vorname.name@schule.nrw.de zum Beispiel. Wäre das nicht generell eine gute Idee – nicht nur in Zeiten von Corona?
Es reden doch immer alle von Digitalisierung. Es gibt doch den „Digitalpaket Schule“ – fünf Milliarden Euro! Wieso hat das Ministerium den Sommer verschlafen, anstatt mit Hochdruck an einem überzeugenden Konzept zu arbeiten?
Wieso müssen Eltern immer noch recherchieren, wie sie eine Lehrerin oder einen Lehrer kontaktieren können? Wieso hat nicht jede/r Lehrer/in eine verlässliche, leicht zu merkende Adresse? Siehe oben.
Wir brauchen einheitliche Standards
Warum gibt es keinen einheitlichen Klassen-Video-Chat im Land? Überall dieselbe Technologie. Dieselbe Methodik. Mit gut verständlichen, bebilderten Anleitungen für alle. So etwas ist doch auch für Nach-Pandemie-Zeiten hilfreich und nützlich, etwa, um kranke Mitschülerinnen und Mitschüler am Unterricht teilnehmen zu lassen.
Die Rechtfertigung wird lauten: „Wir hatten nicht genug Zeit!“ Ich denke: Es fehlt am entschlossenen Willen. Wir können innerhalb von Tagen Dutzende Impfzentren aufbauen – aber nichts für die Schülerinnen und Schüler tun? Traurig.