Digitalisierung – wer ist da nochmal zuständig, Frau Bär?

von | 26.05.2021 | Digital

Wir steuern auf die Bundestagswahl zu – und alle Parteien erwecken den Eindruck, sich für Digitalisierung einsetzen zu wollen. Aber wie genau? Was soll passieren? Und vor allem: Warum ist es nicht längst geschehen? Laut einer aktuellen Studie sind die Deutschen „Online-Muffel“. Wie sollte es auch anders sein, wenn es an der Infrastruktur mangelt?

Manche Erkenntnis ist so quälend offensichtlich, dass einen nur noch ein humorvoller Umgang damit rettet. Anders lässt es sich nicht erklären, dass wir Deutschen über Funklöcher, Papierformulare in Behörden und völlig unzureichenden Glasfaser-Ausbau nur noch ironische Bemerkungen machen: Weil wir es nicht anders kennen und – schlimmer noch! – gar nichts anderes mehr erwarten.

McKinsey: Deutsche sind „Online-Muffel“

Als wäre das noch nicht demütigend genug, präsentieren die Unternehmensberater von McKinsey eine aktuelle Studie. Auch sie belegt mal wieder, wie desaströs es in Deutschland um die Digitalisierung bestellt ist. Allerdings überschreibt McKinsey seine Studie „Deutsche Verbraucher bleiben Europa Online-Muffel“.

Als wären die Verbraucher schuld. Zwar finden sich auch in der Studie Hinweise, dass unzureichende Angebote und schlecht gemachte Benutzeroberflächen von behördlichen Angeboten die Menschen verunsichern. Doch den Verbrauchern gewissermaßen die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist schon ein starkes Stück.

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Was macht eigentlich die Staatssekretärin?

Auch seien „Datenschutzbedenken so groß wie in keinem anderen Land Europas“, so die Studie. Zweifellos richtig, aber sicher nicht der Grund für die eigentlichen Probleme. Die da wären: schlechte Infrastruktur, unzureichend Glasfaser, zu wenig Sachkompetenz und Gestaltungswillen in den Ministerien.

Wozu haben wir eigentlich eine Staatssekretärin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt? Dorothee Bär (CSU) leitet zwar kein Ministerium und hat zweifellos auch nur eingeschränkte Mittel zur Verfügung. Aber wie wunderbar wäre es gewesen, hätte die Zuständige in gut drei Jahren Amtszeit mal konkrete Konzepte und Visionen entwickelt, wie sich Deutschland digitalisieren ließe? Umsetzbare Konzepte, die in den passenden Ministerien dann umgesetzt werden – oder wenigstens mal diskutiert.

Aber nichts ist passiert.

Keine Konzepte, keine Visionen

Digitalisierung der Behörden, des Gesundheitswesens, der Forschung und Bildung, Ausbau der Netze (mobil wie Glasfaser) – es gibt so viele drängende Themen. Aber sie sind alle liegen geblieben. Nichts ist vorangekommen.

„Dorothee Bär ist das fröhliche Gesicht der digitalen Misere in Deutschland“, schreibt der „Spiegel“ – und hat völlig recht damit. Zwar wäre es ein Fehler, den Eindruck erwecken zu wollen, Dorothee Bär hätte die alleinige Verantwortung. Aber sie gehört der Bundesregierung an und ist Mitglied der größten Fraktion im Bundestag. Was würde sie unternehmen, würde sie einem Digitalministerium vorstehen, sollte das jemals kommen? Es ist ihr nicht gelungen, dafür eine Phantasie zu entwickeln.

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Dorothee Bär über Klarnamenpflicht