Besonders einfach und bequem ist das nicht, dass die Messenger untereinander nicht kompatibel sind. Der zuständige Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des EU-Parlaments forderte jetzt genau das: Interoperabilität der Messengerdienste. Diese Idee hat allerdings nicht nur Freunde.
Die meisten von uns nutzen Messenger wie WhatsApp, Telegram, Signal, Threema, um mit anderen zu kommunizieren. Einfach, schnell, kostenlos. Doch viele nutzen mehrere Messenger parallel. Damit man auch alle Menschen erreichen kann, je nachdem, welchen Messenger die wiederum verwenden.
Besonders einfach und bequem ist das nicht, dass die Messenger untereinander nicht kompatibel sind. Der zuständige Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des EU-Parlaments forderte jetzt genau das: Interoperabilität der Messengerdienste. Diese Idee hat allerdings nicht nur Freunde.
Was bringt Interoperabilität?
Es gibt mehrere populäre Messenger. Doch wenn Du WhatsApp benutzt und ich Signal, dann ist das so, als lebten wir in unterschiedlichen Welten Es gibt keine Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren. Bei den meisten anderen Kommunikationsmethoden ist das anders.
Ich kann Dich anrufen, ohne zu wissen, bei welchem Mobilfunkanbieter bist. Ich kann Dir eine E-Mail schreiben, ohne zu wissen, wo Du Deine E-Mails verwaltest. Diese Dinge sind standardisiert. Genau das wäre auch bei Messengern möglich – wenn die Betreiber es nur wollten.
Es wäre grundsätzlich und technisch ja gar kein Problem, dass sich Menschen mit Signal und WhatsApp Messenger gegenseitig Nachrichten schicken. Gäbe es Interoperabilität, wäre das anders. Dann wäre das Verwenden von Messenger-Nachrichten untereinander so einfach wie SMS verschicken oder Telefonieren.
Wieso gibt es diese Interoperabilität nicht längst?
Ganz einfach: Die Großen der Branche, allen voran Facebook, wollen das nicht. Sie wollen die Leute in den eigenen Netzwerken und Produkten halten. Komischerweise ist es möglich, dass die drei Messenger von Facebook – namentlich WhatsApp, Facebok Messenger und Instagram – untereinander Nachrichten austauschen.
Nur mit dem Rest der Welt nicht. Nun haben die Messenger natürlich alle klein begonnen und waren als eigenständiger Dienst gedacht, da musste man das noch nicht mitdenken. Heute aber sieht die Welt anders aus: Messenger sind für viele Menschen lebensnotwendig.
Und WhatsApp ist ein Quasi-Standard: Viele Gruppen am Arbeitsplatz, in der Schule, im Sportverein werden wie selbstverständlich in WhatsApp angelegt. Wer kein WhatsApp hat, ist ausgeschlossen. Da die Anbieter nicht selbst auf die Idee kommen, diese Austauschmöglichkeit anzubieten, müsste die Politik die Großen der Branche dazu zwingen, damit sich das ändert.
Jetzt ist aber im Rahmen der Vorbereitungen für die Verabschiedung des „Digital Market Act“, ein Gesetzespaket, das vor allem große Internetkonzernen mehr Pflichten auferlegen soll, diese Interoperabilität ins Spiel gebracht worden.
Im Digital Market Act (DMA) liegen die Hürden hoch, wen die Regeln betreffen. Es soll wahrscheinlich nur Konzerne ab 80 Milliarden EUR Jahresumsatz treffen. Das würde bei Messengern bedeuten: Es betrifft im Wesentlichen Facebook – dem Marktführer mit WhatsApp, Facebook Messenger und Instagram.
Das ändert die Interoperabilität
Der Konzern müsste dann dafür sorgen, dass kleinere Messengerdienste wie Signal oder Threema auf Wunsch kostenlos eine Möglichkeit zum Datenaustausch erhalten. WhatsApp müsste also mit Telegram und Signal Nachrichten austauschen können. Zwischen Telegram und Threema müsste das nicht zwingend möglich sein, da diese Konzerne zu klein sind. Sie hätten diese Verpflichtung nicht.
Der Vorschlag findet viele Unterstützer. Es gibt aber auch Bedenken. Manche sagen, das würde Innovation hemmen, denn wenn alle Messenger mehr oder weniger dasselbe könnten, dann würden die Entwickler sich nicht mehr bemühen, neue Funktionen zu entwickeln, so etwas wie Video-Chats – und wer weiß, was in Zukunft noch kommen mag, etwa VR-Chats im Metaverse… In jedem Fall werden die Vorschläge jetzt im Parlament diskutiert.
Hoffentlich kommt die Interoperabilität
Ich bin ein echte Verfechter der Interoperabilität. Die Marktmacht von Facebook ist in diesem Bereich unerträglich und muss unbedingt eingeschränkt werden. Die Interoperabilität ist eine gute Möglichkeit, das Ziel mit geringem Aufwand zu erreichen. Das Argument, es würde Innovation hemmen, kann ich nachvollziehen.
Doch es ist nicht wirklich überzeugend. Natürlich würden sich die Anbieter trotzdem Mühe geben, die Menschen mit tollen Extrafunktionen und Extras zu überzeugen, ihre Messenger zu benutzen. Etwa, Video-Chats mit fancy Filtern. Das muss dann nicht unter die Operabilität fallen.
Es ist ein „Nice to have“. Aber die Basisfunktionen, also der Austausch von Text- und Audio-Nachrichten, Gruppen-Chats und idealerweise auch von Fotos und Videos, das sollte möglich sein. Dann wäre niemand mehr gezwungen, WhatsApp zu verwenden. Mehr Wahlfreiheit für die Verbraucher in Europa – großartig.