Facebook Datenskandal: Veruntreuung im großen Stil

Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass Facebook mit unangenehmen Nachrichten aufwartet. Schon wieder ein Datenleck bei Facebook. Kein aktuelles, sondern eins, das schon einige Jahre zurückliegt – aber das Zeug hat, den Cambridge Analytica Skandal von Anfang des Jahres zu einer Art Aufwärmprogramm zu degradieren. Die New York Times berichtet über Abgreifen von Daten im großen Stil. Selbst private Nachrichten sind demnach bei Facebook nicht sicher gewesen.

Die Recherche der New York Times ist – wie man das von der NYT kennt – umfangreich, seriös und detailliert.

Das Blatt hat nicht nur interne Dokumente untersucht, die unter anderem seit der Beschlagnahmung durch das britische Parlament vorliegen (wir haben hier darüber berichtet), sondern auch viele Gespräche mit Mitarbeitern und Ex-Mitarbeitern geführt.

 

Dadurch ergibt sich ein klares Bild: Offensichtlich hat Facebook in der Vergangenheit mit rund 150 großen Onlinediensten Daten-Deals geschlossen.

Unternehmen wie Microsoft, Amazon, Yahoo, Netflix oder Spotify – um nur einige zu nennen –, wurden im großen Stil mit Daten versorgt. Teilweise konnten die Unternehmen, etwa Spotify oder Netflix, sogar auf die Privatnachrichten der User zugreifen. Sie konnten sie nicht nur lesen, sondern auch löschen oder schreiben. Ein unfassbarer Vorgang.

Auf Posting von Freunden zugreifen

Yahoo zum Beispiel konnte sogar auf die Postings von Freunden zugreifen. Jahrelang. Es wurden also nicht nur die Daten eingeloggter Benutzer vereuntreut, sondern auch die von Freunden im Netzwerk. Das hat es im Fall Cambridge Analytica ja auch gegeben.

Der Unterschied ist hier allerdings: Facebook selbst hat die Daten bereitgestellt. Nicht ein Unternehmen, das sich die Daten besorgt und dann veruntreut. Facebook selbst war es in diesem Fall. Laut New York Times waren es die Daten von hunderten Millionen Nutzer, inklusive E-Mai-Adressen und Telefonnummern. Ohne Wissen oder Zustimmung der Nutzer. Der Fall ist eindeutig größer und gewichtiger als Cambidge Analytica Anfang des Jahres.

Für die Daten wurde nicht bezahlt

Offensichtlich ist kein Geld geflossen. Das wird auch sicher das Argument von Mark Zuckerberg sein, wenn er sich in dieser Sache irgendwann mal äußerst und wieder auf Entschuldigungs-Tournee geht. Die Unternehmen haben sich gegenseitig beim Wachsen geholfen. F

acebook hat Daten geliefert, die Unternehmen haben Facebook User geliefert. Denn wenn eine App wie zum Beispiel Tinder die User zwingt, sich mit einem Facebook-Account einzuloggen, bedeutet das, dass sich neue User bei Facebook einfinden.

Auch haben Amazon, Yahoo oder Huawei Daten an Facebook zurückgeliefert: Wer kennt wen? Die Daten lassen sich von Facebook nutzen für Freundeslisten: Du könntest den oder die doch kennen? Das Ganze hat eindeutig die Strukturen von Organisierter Kriminalität.

Facebook hat Daten veruntreut

Es kann doch wohl nicht der geringste Zweifel bestehen: Facebook hat Daten vreunteut, und zwar im großen Stil.

Die anderen Unternehmen haben allerdings mitgemacht. Sie haben zwar nicht dieselbe kriminelle Energie wie Facebook, sind aber auch nicht durch übermäßigen Anspruch an Datenschutz aufgefallen. Auch sie müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen, finde ich.

Was Facebook aber macht, ist ohne Beispiel. Es scheint nicht die geringsten Tabus zu geben. Wenn das heute nicht mehr so praktiziert wird, dann bestenfalls, weil die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, nicht, weil das Unternehmen geläutert wäre.

Mark Zuckerberg wusste sicher Bescheid

Noch gibt es keine offizielle Stellungnahme von Facebook in der Sache, schon gar keine befriedigende Antwort. Aber wir wissen: Mark Zuckerberg ist eine Übermacht bei Facebook. Er ist nicht einfach so Gründer und CEO, sondern eine Art König.

Hat auch die FAZ gerade völlig zu Recht festgestellt. Ein König, der sich keinen Regeln unterwerfen muss, der einfach so regiert – und bestimmt. Alle haben zu gehorchen. Selbst Sheryl Sandberg, eine der mächtigsten Managerinnen im Unternehmen, bekommt regelmäßig Saures von Zuckerberg.

In einer solchen Struktur ist es vollkommen unvorstellbar, dass Zuckerberg von dieser Datenpraxis nichts gewusst hat. Im Gegenteil: Ich gehe sogar davon aus, dass Zuckerberg höchst persönlich die Idee dazu hatte und es angeordnet hat. Wir wissen aus vertraulichen Dokumenten, die dem britischen Parlament vorliegen, dass Zuckerberg ähnliche Ideen aus einem Wochenende mitgebracht und dann mit seinen Managern diskutiert wird.

In meinen Augen steht es fest: Zuckerberg wusste davon. Er hat es wahrscheinlich sogar initiiert. Er trägt uneingeschränkt die Verantwortung.

 

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