Damit auch schon die ganz Kleinen mit einem Messenger unterwegs sein können hat Facebook in den USA nun den Facebook Messenger Kids vorgestellt. Hier können die Kleinen nur mit Freunden chatten, die von den Eltern ausdrücklich genehmigt wurden. Aber macht das den Kids-Messenger zu einem guten Werkzeug? Eher nicht.
Der liebe Nachwuchs ist eine äußerst begehrte Zielgruppe bei den Onlinediensten. Alle Welt weiß, dass Kinder eine Menge Kaufentscheidungen fällen. Nicht unbedingt direkt, sondern eher indirekt: Sie sagen Mami, Papi, Oma, Opa und all den anderen, die sie gelegentlich mit Geschenken verwöhnen, was sie wollen. Und natürlich auch sonst. Und damit sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen, etwa etwas nicht zu wollen, werden die Kinder gerne mit Werbung traktiert. Im Privatfernsehen – und ganz besonders im Internet.
Eltern haben die Kontrolle
Werbung ist jedoch keineswegs die einzige Gefahr, die Kindern im Netz droht. Es gibt auch verstörende Inhalte. Und Perverse, die es auf Kinder abgesehen haben. Viele Eltern verdrängen das gerne. Aber die Gefahr ist real. Wenn Eltern ehrlich sind, müssten sie sich eingestehen, dass nur eins sicher ist: Natürlich bekommen die Kleinen früher oder später Dinge zu sehen, die sie nicht sehen sollten. Sogar bei Youtube Kids, das eigentlich ausdrücklich für Kinder gemacht ist, gibt es Horrorvideos – und Werbung gibt es obendrein. Messenger und Chat-Apps sind besonders gefährlich, da man hier keine Filter aktivieren kann.
Deshalb hat Facebook in den USA nun den Facebook-Messenger Kids gestartet. Eine App, die den Kleinen das „sichere Chatten“ mit Freunden ermöglichen soll. Werbefrei, wie Facebook betont. Da müssen wir vermutlich dankbar sein, weil das in der Tat nicht selbstverständlich ist, wie das Beispiel Youtube Kids zeigt (hier bekommen die Kids immer wieder Werbespots gezeigt). Und noch etwas haben sich die bei Facebook ausgedacht: Die Kleinen dürfen nur mit Leuten chatten, die die Eltern freigegeben haben. Schulfreunde, Geschwister, Oma und Opa, Papa und Mama.
Ein riesiger Bluff
Klingt gut, oder? Jedenfalls besser, als wenn man die Kleinen unkontrolliert mit Whatsapp oder dem regulären Facebook-Messenger rumchatten lässt. So viel steht fest. Wer nun allerdings glaubt, Facebook habe plötzlich seine Verantwortung entdeckt, der täuscht sich. In den USA dürfen Kinder offiziell erst ab 13 Jahren einen Onlinedienst wie Facebook nutzen. In der Realität wird einfach beim Geburtsdatum geschummelt – fertig. Weil das so einfach möglich ist, droht Facebook derzeit mächtig Ärger mit der Verbraucherschutzbehörde FTC. Der neue Kids-Messenger soll das Problem lösen.
Kein Grund also, als Eltern zu frohlocken. Selbst wenn alle Versprechungen eingehalten werden, keine Werbung erscheint, die Gif-Animationen zum Chat kindgerecht sind und tatsächlich keine Nutzerdaten gesammelt werden, bleibt das Ganze natürlich eine Art Vorglühen für später. Die Kids werden erzogen: Zu Facebook-Bürgern. In meinen Augen nur ein riesiges Ablenkungsmanöver. Zum Glück gibt es den Messenger Kids erst mal nur in den USA. Aber sicher wird es nicht dabei bleiben.