Flüge mit dem Privatjet: Warum Taylor Swift einen Studenten verklagt

von | 09.02.2024 | Kurios

Das ist ein interessanter Fall: Ein 21-jähriger Student aus Florida trackt die Flugdaten von Prominenten – was nur deshalb geht, weil sie Privatjets fliegen. Er stellt die Daten online und bekommt immer wieder Ärger deswegen. Doch er stoppt sein Vorhaben nicht.

Taylor Swift ist eine der bekanntesten Popkünstlerinnen aller Zeiten und ganz sicher eine der populärsten derzeit. Sie hat bei den Grammys abgeräumt und Heerscharen von Fans. Im Netz ist sie aber nicht nur wegen ihrer Talente ein Thema, sondern auch wegen ihrer Reisegewohnheiten. Ein US-Student veröffentlicht auf diversen Kanälen wie Twitter oder Mastodon ganz genau, wann Swift wo hinfliegt. Mit ihrem Privatjet.

Das nervt die Künstlerin so sehr, dass ihre Anwälte dem Studenten gedroht haben, ihn zu verklagen. Was sich erst mal anhört wie eine Geschichte über einen Stalker ist bei genauerem Hinsehen ein sehr interessanter Fall über öffentlich zugängliche Daten, soziale Medien und Informationsfreiheit.

Ein Student trackt die Flüge von Privatjets einiger Prominente Ein Student trackt die Flüge von Privatjets einiger Prominente

Jack Sweeny trackt Promis

Wie schafft es ein 21-jähriger Student aus Florida, einen Weltstar wie Taylor Swift aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen?

Jack Sweeney hat eine ungewöhnliche Leidenschaft: Er verfolgt akribisch die Flugreisen von prominenten Menschen wie Tylor Swift, aber auch Elon Musk – und veröffentlicht sie dann auf Twitter/X, Mastodon und anderen Plattformen. Er benutzt dazu kein Fernglas und versteckt sich auch nicht hinter Büschen, er ist auch kein Steward einer Fluglinie.

Es ist viel einfacher, ja moderner: Er kennt die Privatmaschinen der Prominenten, deren offizielle Kennung, eine Art Nummernschild für Flugzeuge – und überwacht mit selbst gestrickten Programmen die Flugbewegungen.

Alle Flugzeuge sind mit einem Transponder ausgestattet. Die Flugdaten, etwa wann gestartet, wo gelandet, werden von der Federal Aviation Administration (FAA) gesammelt, eine Luftfahrbehörde, und können von jedem online abgerufen werden. Und schon sieht man: Guck, die Taylor ist mit ihrem Falcon-Jet von Baltimore zu den Bermudas geflogen.

Swift verklagt Studenten

Und das ärgert Promis wie Taylor Swift und Elon Musk so sehr, dass sie reagieren und mit Anwälten drohen.

Die Anwälte von Taylor Swift werfen ihm vor, er strebe Ruhm und Reichtum an und würde die Sicherheit der Familie in Gefahr bringen. Denn durch die Veröffentlichung der Reisedaten wären potenzielle Stalker bestens informiert und könnten sich in Stellung bringen.

Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Schließlich ist es nicht die Künstlerin selbst, die ihre Reisegewohnheiten öffentlich macht, jedenfalls nicht wissentlich. Es ist der 21-jährige Student, der die Daten verarbeitet und so aufbereitet, dass jeder sehen kann, wo sich Swift gerade aufhält – und natürlich könnte das ein Sicherheitsrisiko darstellen.

Gerichte müssten nun wohl klären, ob eine Prominente damit leben muss. Schließlich sind es öffentlich zugängliche Daten, sie wurden nicht gehackt oder auf kriminelle Weise besorgt. Der Student zieht sie aus öffentlichen Quellen und bereitet sie leicht konsumierbar auf. Sie verraten nicht den genauen Standort der Künstlerin, lediglich, welche Städte sie angeflogen hat – und wann.

Taylor Swifts Bewegungen werden von Sweeney getrackt Taylor Swifts Bewegungen werden von Sweeney getrackt

Auch Elon Musk und andere

Nun ist es aber keineswegs so, dass sich Jack Sweeney auf Florida auf Taylor Swift eingeschossen hätte. Er verfolgt auf ähnliche Weise auch andere Promis.

Sweeney ist ein Techie. Er hat Bots programmiert, die die Flugbewegungen von Privatjets einiger Prominente verfolgen, darunter Mark Zuckerberg von Meta, Jeff Bezos von Amazon, Kim Kardashian, Donald Trump, Bill Gates und Elon Musk. Auf einer Webseite sind die Flugdaten aller Prominenten einsehbar.

Er postet die Routen auf Twitter, Mastodon, auf Instagram – als anschauliche Bilder mit Flugrouten, auf Facebook, Bluesky, Telegram und Co. Er sorgt wahrlich für maximale Verbreitung. Ähnlich aggressiv wie Swift hat eigentlich nur Elon Musk reagiert.

Obwohl Elon Musk immer für maximale Informations- und Redefreiheit auf X eintritt, gilt das nicht, wenn es ihm missfällt. Er hatte zeitweise die X-Accounts des Studenten, auf denen unter @elonjet seit 2020 die Reiserouten von Elon Musk zu sehen sind, blockieren lassen. Mittlerweile verbreitet der Student auf Florida auf X die Daten 24h zeitversetzt, so dass sie keine akute Sicherheitsbedrohung darstellen. Elon Musk hatte dem Studenten sogar 5000 Dollar geboten, wenn er den Account stilllegt.

Auch Kerosinverbrauch und CO2 Ausstoß werden berechnet Auch Kerosinverbrauch und CO2 Ausstoß werden berechnet

Es geht um öffentlich zugängliche Daten

Scheint also nicht so einfach zu sein, den jungen Mann zu stoppen, wenn es selbst solchen Promis nicht gelingt.

Ich finde, das ist ein interessantes Projekt. Es zeigt, welche Macht öffentlich zugängliche Daten haben. Denn auf den Accounts, auf denen die Flugbewegungen zu sehen sind, steht auch immer, wie viel Kerosin verbraucht wurde, wie viele Tausende Dollar die Superreichen für ihre Privatflüge ausgeben.

Ein Flug zu den Bermudas aus den USA verschlingt 1.600 Liter Kerosin und kostet 3.000 EUR – nur für den Sprit. Und erzeugt 6 Tonnen CO2. Kann man alles auf den Social-Media-Profilen nachlesen. Das befördert natürlich auch eine Diskussion über die Lebensgewohnheiten der Reichen, ihr klimaschädliches Verhalten – und unterfüttert die Vorwürfe mit konkreten Daten.

Das wäre alles nicht möglich, wenn sie Linie fliegen würden. Dann wären keine öffentlichen Daten verfügbar. Das Beispiel stößt daher auch eine nötige Debatte an: Welche Daten müssen öffentlich sein – und wo fängt Privatsphäre an, die geschützt werden muss.

 

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