Jedes Jahr prämiert der Grimme Oline Award die besten deutschsprachigen Webseiten. Es ist immer wieder eine Freude, schon die nominierten Webseiten und Webangebote anzuschauen – weil man immer gelungene Angebote zu sehen bekommt. Auch dieses Jahr wieder.
Jeden Tag gehen Tausende neuer Webseiten online, es werden Millionen Videos eingestellt – und in sozialen Netzwerken ist auch jede Menge los. Wer soll da den Überblick behalten – und die Spreu vom Weizen trennen? Zum Glück gibt es einen Preis, den Grimme Online Award, der jedes Jahr die besten deutschsprachigen Angebote im Netz auszeichnet.
Kölner Dom in 360 Grad
Jedes Jahr kommen unzählige Menschen nach Köln, um sich den Kölner Dom anzuschauen. Jetzt ist auch ein virtueller Besuch möglich. Mit VR-Brille das Weltkulturerbe hautnah erleben. Die Architektur. Die Kunst innendrin. Die Atmosphäre. Sogar die geschichtliche Entwicklung des Doms… mit einer Zeitreise zurück ins Mittelalter, als der Dom gebaut wurde.
Wirklich beeindruckend. Unter dom360.wdr.de ist das Projekt zu finden. Ein Besuch lohnt sich wirklich, auch wenn man den Dom schon kennt. Schon allein deshalb, weil man endlich mal allein und in aller Ruhe durch den Dom flanieren kann, ohne Zeitdruck – und man kommt in Ecken, die man sonst nie zu sehen bekommt.
Was mir an dem Onlineprojekt besonders gefällt, ist die Vielseitigkeit: Man kann sich den Dom im Browser am Rechner oder auf dem Tablet anschauen. Da kann man sich in aller Ruhe umschauen. Richtig spannend wird es aber mit VR-Brille auf der Nase. Dazu muss man dann nur die passende App laden und installieren. Natürlich kostenlos.
Das Projekt unterstützt alle gängigen Brillen, ob Samsung Gear, Google Daydream, HTC Vive oder Ocolus Rift. Bei den richtig guten und leider auch teuren VR-Brillen kann man sich nicht nur durch Kopfbewegung umschauen, man kann auch herumlaufen im virtuellen Raum – und das ist natürlich besonders realistisch.
Kurz: Der Dom in 360 Grad ist aus gutem Grund nominiert für den begehrten Grimme Online Award, der jedes Jahr im Sommer von einer fachkundigen Jury vergeben wird.
28 Nominierungen
28 Angebote wurden aus 1200 Vorschlägen sorgsam ausgewählt. Wer alles nominiert ist, findet man in einer schönen Übersicht auf der Homepage des Grimme Online Award. Auch nominiert: Der Kandidaten-Check zur Landtagswahl in NRW.
Der Kandidaten-Check des WDR stellt alle 1329 Kandidaten vor, die sich für den NRW-Landtag zur Wahl stellen. Zu jedem Kandidaten gibt es Hintergrundinfos – und mit jedem Kandidaten, der mitmachen wollte, ein exakt vier Minuten langes Video, in dem man immer dieselben Fragen beantwortet werden. Praktisch: Die Suchfunktion. Optimal, um sich auf die Wahl vorzubereiten.
Ein anderes, sehr gutes journalistisches Format ist „Timeline der Panik“ von der Süddeutschen Zeitung. Es geht um den Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum im vergangenen Jahr – und wie aus falschen Informationen echte Panik entsteht. Dazu haben Journalisten unter anderem über 113.000 Tweets ausgewertet. Eine bedrückende Dokumentation, was Twitter und Co. anrichten können.
Hasskommentare und Fake News
Auch das Thema Hasskommentare und der Fake-News, in den letzten Monaten ja leider ein Dauerthema, spielt beim Grimme Online Award eine Rolle. Nominiert ist zum Beispiel die Facebook-Gruppe #Ichbinhier. Hier ist sie. Die Mitglieder dieser Gruppe beobachten, was auf Facebook so los ist, und schreiten da wo sie es für nötig halten gezielt ein.
Sie bringen dann freundliche Kommentare unter oder Fakten unter, da wo Fakten ansonsten untergehen. Eine sehr mühevolle Aufgabe, diese so genannte „Gegenrede“. Hier wird sie organisiert – und nun ist diese Arbeit für den Grimme Online Award nominiert.
Ganz anders von der Machart, die Datteltäter. Ein Satire-Format von Funk, dem Online-Jugendprojekt des ÖR. In diesem Youtube-Kanal kommentieren Muslime humorvoll gängige Vorurteile gegen Muslime, sie geben Einblicke in die Welt der kopftuchtragenden Frauen – und überwinden so kulturelle Schranken. Gut gemacht, unterhaltsam – und verfehlt ganz sicher nicht seinen Zweck. Schaue ich mir gerne an. So wie auch die folgenden beiden Angebote, die vor allem für Gehörlose gedacht – aber für alle interessant.
Gebärdensprache für alle
Gebärdengrips ist eine Wissensplattform für Menschen mit Schwerhörigkeit und Gehörlose, vor allem für Kinder und Jugendliche, aber nicht nur. Die Macher erklären in diversen Videos anschaulich, sympathisch und eben in Gebärdensprache alles Mögliche, zum Beispiel, wie Flugzeuge funktionieren. Das alles in Gebärdensprache – und mit Untertiteln.
Gebärdensprache steht auch bei diesem Angebot vom Hessischen Rundfunk im Vordergrund: Die mit den Händen tanzt. Laura ist Gebärden-Dolmetscherin. Sie macht Musik sichtbar: Sie bewegt sich zu Musik und erklärt in Gebärden. Als Benutzer soll man erraten, welche Musik sie dabei hört. Auch das ist äußerst lehrreich – und das Angebot wirklich einen Besuch wert.