Gutes Werkzeug, keine Wunderwaffe – ein Jahr Corona Warn App

von | 19.06.2021 | Digital

Für viele gehört es zum Morgenritual: Corona Warn App auf dem Smartphone starten, die aktuellen Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI) anschauen, den eigenen Risikostatus überprüfen – und auf die Information „Keine Risiko-Begegnungen“ hoffen. Rund 28 Millionen Mal ist die Corona Warn App des Bundes mittlerweile heruntergeladen worden – bei wie vielen sie wirklich im Einsatz ist, lässt sich allerdings nicht sagen.

Vor genau einem Jahr (16.06.2020) startete die Warn-App für Apple iOS und Google Android. Per Bluetooth-Signal ermittelt sie den Abstand zu anderen Menschen und die Dauer des Aufeinandertreffens. Die Messmethode reicht aus, um zuverlässige Aussagen über ein Infektionsrisiko machen zu können – vorausgesetzt, die User teilen der App mit, falls sie positiv getestet worden sind.

CWA

Open Source sorgt für Vertrauen

Der Start der Warn-App war etwas holprig. Es wurde viel diskutiert, welche Daten so eine Warn-App erfassen soll, kann und darf. Einige fürchteten, der Staat wolle die Bürger auf Schritt und Tritt überwachen. Schnell war das Vorhaben vom Tisch, Bewegungsdaten zu nutzen. Stattdessen setzt die App auf Tracing – das pseudonyme Speichern von Begegnungen.

Die vermutlich beste Entscheidung war, die Warn App zu einem OpenSource-Projekt zu machen. Seit Experten sich den Quellcode anschauen können und die Entwickler der App Einwände berücksichtigt haben, waren die meisten Datenschutzbedenken schnell ausgeräumt.

Die App bringt doch nichts! – Wirklich nicht?

Mittlerweile verfügt die Corona Warn App in weiten Teilen der Bevölkerung über ein recht hohes Maß an Vertrauen. Laut Branchenverband Bitkom können sich immer mehr Menschen vorstellen, der App ein positives Testergebnis anzuvertrauen. Dies trifft für 72 Prozent derjenigen zu, die die App installiert haben oder das planen. Im Januar 2021 waren es noch 62 Prozent.

Aber wie effektiv ist die App? Das lässt sich nur schwer sagen – weil sie keine persönlichen Daten erhebt. Dem RKI liegen nur vergleichsweise wenige konkrete Daten vor.

Kontinuierlicher Ausbau der Warn-App

Laut aktuellen Schätzungen des RKI haben die Menschen rund 475.000 positive Testergebnisse in der App gemeldet. Infolgedessen sind 2,4 bis 4,8 Mio. rote Warnungen präsentiert worden. Rund 110.000 bis 230.000 Menschen wurden nach der roten Warnung positiv getestet – und damit aus den Infektionsketten gezogen. Damit wäre die Corona Warn App in etwa so effektiv wie alle Gesundheitsämter zusammen –  kein schlechtes Ergebnis.

Seit neuestem ist es auch möglich, in der Warn App den QR-Code für den Digitalen Impfpass einzuscannen und zu hinterlegen. Dann würde die App eine Art „Schweizer Messer“ in Corona-Fragen.

Eine Wunderwaffe ist die Corona Warn App zweifellos nicht – aber eben ein durchaus respektables Werkzeug. Und eine gute Vorlage für künftige Projekte.

Wer Fragen hat zur Corona Warn App: Hier wird geholfen.