Youtube ist die mit Abstand populärste Video-Plattform. Gefühlt gibt es immer mehr Werbung: Influencer lassen sich für ihre Inhalte bezahlen, Werbespots vor und wärend der Videos – oft nun sogar zwei Spots nacheinander – und Werbeflächen im und unter demn Video. Als wäre das nicht genug, plant Youtube noch weitere Werbung: Etwa Kaufklinks für Produkte, die in einem Video zu sehen sind – und künftig sogar auch von vergleichbaren Produkten. Youtube wird zum Shopping-Kanal.
Als ob es auf Youtube nicht bereits genügend Kaufanreize durch leicht durchschaubare „Influencerinnen“ gäbe, die uns ihre kostenlos zur Verfügung gestellten Produkte herzeigen und diese mit häufig genug bezahlten Werbesprüchen begleiten: Youtube hat einige neue Funktionen in der Entwicklung, die aus Youtube quasi einen Shopping-Kanal machen könnten – oder vielleicht sogar sollen.
Kauflinks zu ähnlichen Produkten
In den USA experimentiert das Videoportal schon seit einigen Monaten mit einem „Products in this video“ getauften Algorithmus. Der erkennt in Videos hergezeigte oder auftauchende Produkte – und präsentiert kurzerhand in und unter dem Video Hinweise auf diese Produkte, auch direkt anklickbare Kauflinks. Denn darum geht es doch schließlich, oder? Wenn wir etwas sehen, sollen wir es gleich kaufen.
Doch das reicht Youtube nicht. Googles Videoportal geht in einem neuen Experiment einen Schritt weiter: Künftig soll Youtube sogar in der Lage sein, Kauflinks zu ähnlichen Produkten zu präsentieren. Das zumindest kündigt Youtube in einem Blogpost an. Die Kaufempfehlung für vergleichbare Produkte sollen dann unterhalb des Players erscheinen – aber auch zwischen den empfohlenen Videos.
Ding, Dong: Was Du gerade gesehen hast, solltest Du auch gleich kaufen – hier entlang.
Endlosschleife – bis zum Kaufprozess
Außerdem soll der Algorithmus Videos von anderen Kanälen anbieten, die ähnliche Artikel vorstellen oder empfehlen. So ist der Besucher in einer Art Endlosschleife gefangen – der er oder sie nur noch durch einen Kaufprozess durchbrechen kann. Youtube wird damit zu einem Einkaufsparadies, zu einer Art Super-QVC. Das mag manch einem gefallen – mich stößt es ab.
Gut möglich auch, dass es selbst den ansonsten kommerz-fixierten Influencerinnen und Influencern nicht gefällt. Denn die lassen sich ja gerne dafür bezahlen, dass sie unverhohlen in die Kamera lügen und die hochgejubelten Produkte dann auch gekauft werden. Am liebsten über ihre Links. Wenn nun Youtube aber „ablenkt“ durch Hinweise auf andere Kaufportale und vergleichbare Produkte, könnte das womöglich ihren Einfluss verringern. Nur eine These.
Die Experimente laufen derzeit exklusiv in den USA. Wenn erfolgreich, werden wir solche Kauflinks aber sicher früher oder später auch in Deutschland zu sehen bekommen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Youtube vollends vom Kommerz in den Würgegriff genommen wird.