Wir kennen Google, Facebook, Instagram, Twitter und Co. mittlerweile alle. Auch wenn wir nicht alle ihre Dienste nutzen: Die Bedeutung der Unternehmen ist uns klar. Jedenfalls weitgehend. Doch was machen die großen Konzerne mit ihren Milliarden und Abermilliarden? Sie investieren. Interessanterweise nicht immer dort, wo man damit gleich rechnen würde. Die Konzerne investieren in Kabel, Roboter, Satelliten – und vieles andere mehr. Warum das alles – und was bedeutet das für uns?
Um mal eine Zahl zu sagen: 80 Milliarden Dollar. So viel haben die großen IT-Konzerne im vergangenen Jahr in Werte zum Anfassen investiert. In Hardware, wie man sagt.
Die Unternehmen investieren in die unterschiedlichsten Bereiche – vor allem in Bereiche, die ihre eigenen Interessen betreffen. Apple zum Beispiel hat in Unternehmen in Asien investiert, die iPhones und Computer zusammenbauen. Google und Facebook wiederum investieren in Infrastruktur, vor allem Kabel und Provider, die uns mit dem Internet verbinden.
Beispielsweise in Unterseekabel, die Kontinente miteinander verbinden und für raschen Datenaustausch sorgen. Zu Googles Mutterfirma Alphabet gehören bekanntlich auch Unternehmen, die sich mit Medizin beschäftigen oder die Roboter entwickeln und bauen. Es wird in vielen Bereichen experimentiert, die mal wichtig werden könnten. Apple, Amazon, Google, Facebook und Microsoft kaufen komplette Fabriken, Unternehmen, Grundstücke auf. Alles, was strategische Vorteile verspricht.
Strategische Vorteile
Wenn Facebook ein Instagram kauft, dann verstehen wir gleich, dass das passt: Onlinedienst verleibt sich einen kleineren Onlinedienst ein und fusioniert sie. Aber die großen Konzerne denken weiter. Sie haben prall gefüllte Kriegskassen, häufen unvorstellbare Vermögen an und investieren dort, wo es Sinn macht: Etwa, damit niemand mit ihnen konkurrieren kann, damit alles reibungslos läuft. Wenn Apple das Unternehmen gehört, das die Luxustelefone zusammen baut, dann tanzen einem die Manager und Mitarbeiter auch nicht auf der Nase herum.
Alles lässt sich perfekt planen, organisieren und timen. Oder Facebook: Mark Zuckerberg investiert in Unterseekabel. Er sichert so ab, dass Videos auf Facebook und Instagram auch schnell ausgetauscht sind und keine Wartezeiten entstehen, wenn man ein Video startet. Warum warten, dass die Provider die richtigen Entscheidungen fällen, wenn man selbst alles steuern und kontrollieren kann?
Machtbereich ausweiten
Allerdings ist dieser Trend absolut bedenklich. Generell ist es aber so: Kartellbehörden greifen ein, wenn ein Unternehmen in einem Segment eine marktbeherrschende Stellung erhält. Etwa, wenn Facebook mit Instagram und WhatsApp große Dienste dazu kauft und eine bedrohliche Größe bekommt – den Markt diktieren kann. Das ist ein Fall für die Kartellbehörden. Nicht aber, wenn ein Unternehmen diversifiziert und in scheinbar unterschiedlichen Bereichen aktiv ist.
Kartellrechtlich spielt es erst mal keine Rolle, ob Google nicht nur die erfolgreichste Suchmaschine hat, sondern irgendwann auch ein riesiger Kabelanbieter ist. In den USA zum Beispiel bietet Google tatsächlich Internetzugänge an, Google Fiber nennt sich das. Problematisch wird das aber erst, wenn es quasi schon zu spät ist, wenn Google durch diese Kombination seine marktbeherrschende Stellung ausnutzt.
Es schaut aber keiner kritisch darauf, wenn die Unternehmen in verschiedenen Bereichen wachsen. Amazon zum Beispiel kann man guten Gewissens vorwerfen, Hunderttausende von „echten“ Geschäften in den Bankrott getrieben zu haben. Jetzt kauft Amazon Lieferdienste auf, um Lebensmittel auszuliefern. Für die Kartellbehörden kein Thema.
Was muss die Politik tun?
Aber gesellschaftlich ja durchaus ein Thema. Müsste das nicht die Politik auf dem Zettel haben – und etwas unternehmen?
Allerdings, finde ich. Die Politik ist dazu da, Leitplanken zu setzen. Wir wissen aber ja, dass da wenig bis gar nichts passiert. Viele große Konzerne entziehen sich jeder Verantwortung: Ihr erklärtes Unternehmensziel ist Disruption, also die Zerstörung bestehender Märkte. Das ist kein Geheimnis. Also wird zerstört. Die Gewinne gehen aber alle in die USA. Steuern werden hier kaum oder gar keine gezahlt.
Und wirtschaftliche Verflechtungen werden kaum kontrolliert. Das ist für uns als Gesellschaft sehr gefährlich. Wenn man sich Facebook anschaut, wird das besonders deutlich. Mark Zuckerberg träumt von einer Art internationalem Staat. Er spricht gerne öffentlich darüber, dass wir alle „international“ seien. Er meint damit: Wir sind alle Facebook-Bürger.
In der Tat ist Facebook jetzt schon das größte Land der Welt, mit zwei Milliarden Usern. Wenn Zuckerberg über Afrika oder Asien Drohnen kreisen lässt, um die Menschen mit Internet zu versorgen und sie dann gleich in die Facebook-Dienste zieht, macht das was mit den Menschen. Wir sind also gut beraten, genauer hinzuschauen, was die Unternehmen treiben, was sie aufkaufen – und warum!