Einmal im Jahr treffen sich Entwickler aus aller Welt auf der Entwicklerkonferenz Google I/O. Hier stellt Google traditionell neu Geräte und Technologien vor – und schwört die Entwicklergemeinde darauf ein. Diesmal ging es unter anderem um Google News. Google hat den Nachrichtenbereich seines Suchdienstes aufgeräumt und weiterentwickelt. Künstliche Intelligenz soll für uns passende Nachrichten raussuchen – und gleichzeitig sollen die Verlage besänftigt werden.
Es ändert sich so einiges. Erst mal hat Google alle bisherigen Apps und Angebote, die sich um News und Nachrichten drehen, in einer Stelle zusammengefasst. In den nächsten Tagen wird das neue Google News „ausgerollt“, also für alle sichtbar.
Wer die Google Play Kiosk App benutzt, um Zeitungsartikel zu lesen, bekommt das neue Google News präsentiert. Was sich ändert: Jeder bekommt eine individuelle Übersicht aktueller Artikel präsentiert. Eine KI-Software wählt aus, welche Inhalte zu einem passen.
Und lernt ständig dazu, die Angebote werden also immer besser. Fünf Artikel stehen ganz oben, sozusagen die „Top“-Liste, die interessanten Artikel aus meiner Interessenswelt.
News in der Filterblase?
Doch sind wir dann nicht in der berühmten „Filterblase“ gefangen, wenn wir nur Artikel lesen, die uns interessieren und uns in unserem Weltbild bestätigen? Genau das wird bei Google News nicht passieren, denn es gibt zwei Extras. Zum einem werden einem unterhalb der persönlichen Übersicht die aktuell meistgelesenen Artikel national und international präsentiert, also unabhängig vom eigenen Geschmack.
Und es gibt eine neue Funktion namens „Full Coverage“. Hier bekommt der User die Möglichkeit, eine „Geschichte“ oder ein Thema gezielt aus dem Blickwinkel verschiedener Medien zu betrachten. Diese Funktion sorgt für Vielfalt, wenn man denn Vielfalt haben möchte – weil man ein Thema aus unterschiedlichen Sichtweisen präsentiert bekommt. Das ist ein recht guter Einfall, der dafür sorgt, dass mehr Inhalte wahrgenommen werden.
KI entscheidet, was wir lesen
Doch möchte man wirklich, dass KI-Systeme, also letztlich Software darüber entscheidet, was wir lesen? Ich würde sagen, das kommt drauf an. Wenn mir dumme und aufwieglerische Artikel vorenthalten werden, bin ich eher dankbar. Mich interessiert nicht, was viel gelesen wird – sondern was Erkenntnisgewinn bringt und bereichernd ist.
Aber natürlich kann keiner wissen, nach welchen Kriterien die KI Artikel auswählt und präsentiert. Gerade im News-Bereich ist das gesellschaftlich problematisch: Möchte man wirklich, dass eins der größten Unternehmen der Welt entscheidet, was wir lesen?
Ein Problem, das sich mit „qualifizierter Transparenz“ lösen ließe, das bedeutet, Unternehmen wie Google zeigen ihre Software und erklären die Funktionsweise von KI – aber nicht jeden, sondern Experten, die im Auftrag von Behörden so etwas untersuchen und bewerten.
Kooperation mit Verlagen
Nun sind einige Verlage ja nicht gut zu sprechen auf Google. Sie sagen, Google nehme ihnen Inhalte weg und der Suchmaschinendienst müsste für die Inhalte eigentlich zahlen. Bringt das neue Google News die beiden Parteien wieder näher zusammen – oder weiter auseinander?
Google behauptet, das neue Google News wäre auch im Interesse von Verlagen und Bloggern. Ob es wirklich so ist, muss die Zukunft zeigen, wenn wir die Algorithmen in Aktion sehen. Grundsätzlich ist es so, dass durch die neuen Methoden mehr Artikel sichtbar werden, was gut für die Verlage ist.
Google wird den Verlagsseiten künftig vermutlich noch mehr Traffic bringen. Darüber hinaus sieht Google News aber auch vor, dass man die Inhalte bestimmter Angebote/Zeitungen abonnieren kann, so dass man nichts mehr verpasst.
Wird das kombiniert mit Zahlangeboten, könnte das die Einnahmen der Verlage deutlich steigern. Google hat auf der Entwicklerkonferenz Google I/O deutlich gemacht, dass ihnen viel an den Verlagen liegt. Klar, sie wollen keinen unnötigen Ärger, sondern eine friedliche Koexistenz.
Google fördert Online-Journalismus
In der Tat: Google-Chef Sundar Pichai hat auf der Google I/O eine Google News Initiative angekündigt, die 300 Millionen Dollar zur Förderung von Online-Journalismus bereitstellt. Hier werden interessante Initiativen gefördert, etwa „Accelerated Mobile Pages“ (AMP), damit lassen sich Webinhalte schneller und besser auf Smartphones anzeigen, was gerade für Verlage interessant sein kann. Außerdem will man irreführende oder manipulative Inhalte im News-Bereich bekämpfen. Es scheint Google darum zu gehen, sich den Verlagen als Partner anzubieten.