So wie jedes Jahr im September hat Hersteller Apple hat neue Smartphone-Modelle vorgestellt. Xs (gesprochen: Ten-S), Xs Max und Xr. Da blickt keiner mehr durch, was größer, besser, schneller oder günstiger sein soll. Der Markt der Smartphones wächst nicht mehr so rasant wie einst, sagen alle. Trotzdem gibt es immer neue Geräte. Und die scheinen immer teurer zu werden. Nicht nur bei Apple. Wer soll das wollen – und bezahlen?
Gefühlt hat Apple doch gerade erst neue iPhone-Modelle auf den Markt gebracht. Die Preisspanne ist atemberaubend. Es geht los bei 850 EUR für das kleinste Gerät – und man kann bis zu 1650 EUR für das Luxusmodell mit bis dahin nie dagewesene 512 GB Speicher hinblättern. Das ist die offizielle Preisspanne.
Unter 850 EUR gibt es kein aktuelles Apple-Smartphone. Und wer es sich leisten kann, kann auch das Doppelte bezahlen. Gleich drei Modelle hat Apple vorgestellt: Das Xs, das Xs Max mit noch größerem Display und das Xr – sozusagen als „Einsteigermodell“, zumindest in die Apple-Welt. Zum Vergleich: Das Samsung Galaxy S9, das Luxusmodell des koreanischen Herstellers, geht preislich bei 580 EUR los.
Verrückt geworden in Cupertino?
Das ist unheimlich viel Geld, keine Frage. Aber verrückt geworden sind die Manager in Cupertino ganz sicher nicht, die wissen genau, was sie tun – und wie weit sie gehen können. Apple hatte schon immer den Ruf eines teuren Herstellers. Und immer hat Apple seine Geräte verkauft bekommen. Apple will gar kein Massenhersteller sein, sondern eine Edelmarke.
Die Verkaufszahlen sind trotz der hohen Preise beeindruckend – und die Margen, die Apple einfährt, sind atemberaubend. Kein anderer Hersteller verdient auch nur annähernd so viel Geld an seinen verkauften Geräten wie Apple. Ich bin sicher: Auch die neue Produktreihe wird sich ordentlich verkaufen. Denn eins darf man nicht vergessen: Die hochwertigen Geräte sind durchaus ein Ersatz für den Tischcomputer. Sie sind genauso teuer – können aber mehr. Sie haben eine eingebaute hochwertige Kamera, verfügen über ausreichend Speicher, sind so schnell, dass man damit sogar daddeln kann – das hat seinen Preis.
Keine echten Innovationen diesmal
Seit einigen Jahren gibt es aber keine wirklichen Innovationen mehr, also Funktionen oder Besonderheiten, bei denen man staunt. Alle Gerätehersteller, egal ob Samsung, Apple, Huawei, HTC oder wer auch immer, entwickelt die Geräte weiter, im Detail. Sensationelle Ideen fehlen. Bei der letzten Generation hat Apple wenigstens noch die Face-ID gebracht, also das Entsperren per Gesichtserkennung. Eine solche Neuheit fehlt in dieser Generation völlig – auch nur annähernd.
Also versuchen die Hersteller, ihre Geräte schneller und schicker zu machen, mit mehr Speicher auszustatten. Die meisten stürzen sich auf die Kamera, machen die besser. Sowohl die Optik wie die Software. Denn die Kamera ist in der Tat für die meisten ein wichtiger Bestandteil: Ist sie gut, ist auch das Handy gut.
Wenn ich mal die Bilder anschaue, die dich vor drei, vier Jahren gemacht – und wie sie heute aussehen –, dann erkenne ich den Unterschied. Hier wurden wirklich große Fortschritte gemacht, bei allen Herstellern. Deswegen versuchen die Hersteller, hier zu punkten. Und natürlich beim Display. Das merken wir als Verbraucher aber nicht immer so direkt und konkret.
Neue Apple Watch 4 bietet EKG-Funktion
Apple hat auch eine Smartwatch im Angebot, die Apple Watch. Auch davon gibt es eine neue Version. Ich habe eigentlich den Eindruck, der Smartwatch-Hype sei vorbei. Die Smartwatch ist kein Massenphänomen geworden. Aber Apple deckt einen großen Teil des Marktes ab. Die Apple Watch 4 bietet ein größeres Display: Apple nutzt die Fläche im Gerät besser aus. Das Apple-Watch-Display geht nun komplett bis zum Rand und ist damit größer als früher.
Interessant ist allerdings ein anderer Aspekt: Apple baut die Funktion Gesundheit und Fitness weiter aus. Die neue Watch hat eine EKG-Funktion mit an Bord. Ein 1-Kanal-EGK: Die Watch kann nicht nur den Puls messen, wie die Uhren vorher auch schon, sondern auch den Herzschlag überwachen. So lassen sich Unregelmäßigkeiten erkennen. Die Uhr warnt, wenn ihr etwas Ungewöhnliches auffällt, etwa Rhythmusstörungen. Eine interessante Entwicklung: Es landen noch mehr Gesundheitsdaten in den Apple-Datenbanken, neben Puls und EKG auch noch viele andere Infos.
Jedes Jahr neue Geräte – wer braucht das eigentlich? Ist das alles nicht eine ungeheure Verschwendung?
In der Tat: Früher hat man sich eine teure Uhr gekauft – oder schenken lassen –, und die hat ein halbes Leben lang gehalten. Heute ist eine mehrere hundert Euro teure Smartwatch nach einem Jahr technisch überholt, nicht mehr „State of the art“, bei Smartphones mehr oder weniger dasselbe.
Apple bringt keine neue Smartphone-Generation heraus, weil es wirkliche Innovationen gibt, sondern weil es ein börsennotiertes Unternehmen ist und Wachstum braucht. Es müssen Produkte verkauft werden. Der Jahresrhythmus passt auch zu den Zyklen der Mobilfunkanbieter. Der verkaufen ihre Laufzeitverträge und brauchen regelmäßig neue Geräte, um die Leute in ihren Verträgen zu halten oder neue Kunden zu bekommen.
Das wird über die Smartphones verkauft, nicht über das eigentliche Produkt, die Mobilfunkverbindung. Das ist schon ziemlich abgedreht – und kostet enorme Ressourcen. Das Thema Ressourcenverschwendung wird leider nahezu total ausgeklammert.