Overblocking bei Twitter: Wir brauchen Lösungen

Donald Trump twittert täglich. Das wissen wir. Aber auch viele Behörden twittern. Die Polizei zum Beispiel. In Zeiten, in denen sich viele Menschen über ihr Smartphone informieren, kann das in Krisensituationen durchaus helfen. Es hat schon viele Fälle gegeben, da hat die Polizei über Twitter über Terrorlagen informiert. Doch vergangene Woche sind gleich 11 Polizei Twitter Accounts stillgelegt worden. Problematisch, wenn Konzerne wie Twitter die Accounts von Behörden sperren – wie gerade geschen.

Betroffen waren nicht große Städte wie Köln oder Düsseldorf, sondern Orte wie Borken, Höxter, Heinsberg oder Steinfurt, die in der Regel zwischen 400 und 1200 Follower haben. Also eher Mini-Accounts. Nicht nur Journalisten greifen auf diese Kanäle zu, um sich zu informieren, sondern auch Bürger. Doch für etliche Stunden stand in den Profilen: Weil eine ungewöhnliche Aktivität von den Profilen ausgegangen sei, seien die Profile eingeschränkt oder blockiert worden.

Eine typische Meldung: Hier hat sich die Aufpasser-Software von Twitter an irgendwas gestört und die Profile kurzerhand eingeschränkt oder lahmgelegt. Die Nutzer müssen in einer solchen Situation explizit zustimmen, um weiterlesen zu können. Über die Suchfunktion von Twitter sind solche Profile dann nicht zu erreichen. Einige Behörden mussten gegenüber Twitter Belege vorbringen, damit Twitter die Accounts wieder freischaltet.

, Overblocking bei Twitter: Wir brauchen Lösungen

Algorithmen entscheiden über Sperrung

Dass Konten von Promis oder jetzt von Behörden gesperrt werden, kommt immer wieder vor. Es gibt Nutzungsbedingungen, was in einem Konto erlaubt ist und was nicht. Das gibt es in allen Sozialen Netzwerken. Und alle Dienste nutzen Algorithmen, um das zu überwachen. Fällt ihnen etwas Verdächtiges auf – etwa das Verteilen von Pornografie, Hass oder Hetze oder bestimmter Sprachgebrauch, sperren die Aufpasser-Algorithmen die Konten entweder selbst, oder sie markieren sie und „Supervisor“ aus Fleisch und Blut sperren sie und entscheiden dann.

Deshalb kommt es vor, dass Konten gesperrt werden, für die es eigentlich gar keine guten Gründe gibt. Das wird dann „Overblocking“ genannt: Also die Sperrung kompletter Konten aus übertriebener Vorsicht. Es gibt beides: Einigen Konten werden nicht gesperrt, obwohl es dringend erforderlich wäre, andere werden gesperrt, obwohl es Unsinn ist. Bei Accounts von Behörden ist das natürlich besonders heikel.

Overblocking kommt immer wieder vor

Kein Einzelfall, dass Konten unnötigerweise gesperrt werden. Der Fall ist nur ein weiteres Beispiel aus einer ganzen Reihe von Sperren, die zuletzt für viel Unmut in der Nutzerschaft gesorgt hatten. Der Schriftsteller Tom Hillenbrand hat wegen eines satirischen Tweets zur Europawahl seit Monaten keinen Zugriff auf seinen Accountund zuletzt im Mai getwittert. Auch viele andere Nutzer wurden deshalb gesperrt.

m Mai hat Twitter das Konto der Jüdischen Allgemeinen blockiert. Autoren, Satiriker, sogar Redaktionen sind betroffen. Die Filger-Algorithmen sind zu „dumm“, um zu unterscheiden, wer da twittert. Es macht halt einen Unterschied, ob eine Redaktion zB etwas zitiert oder ein Satiriker etwas aufschreibt, oder ob jemand offen und ungeniert hetzt.

, Overblocking bei Twitter: Wir brauchen Lösungen

Es braucht unterschiedliche Kontoarten

Ich denke, es wäre klug und wohl auch nötig, verschiedene Kontoklassen anzubieten. Zum Beispiel spezielle Konten/Accounts für Öffentliche Stellen, für Behörden wie die Polizei, aber auch für journalistische Angebote, Künstler oder Satiriker. Denn wenn der Account einer Behörde wie der Polizei geblockt wird – in der Regel wohl unzutreffenderweise –, dann hat das Konsequenzen für alle.

Darum sollten Dienste wie Witter bei bestimmten Inhabern lieber zwei Mal drauf schauen, bevor so ein Account geblockt oder eingeschränkt wird. Auch sollten zum Beispiel Künstler oder Satiriker mehr sagen dürfen. Hier könnte eine Äußerung durch die Kunstfreiheit gedeckt sein, es könnte auch ein Zitat sein – was bei jemand anders juristisch bedenklich ist. Am Ende müssen sich diese juristischen Unterschiede doch auch in den Onlinediensten widerspiegeln.

 

 

SCHIEB+ Immer bestens informiert

Schieb+ Tarife
Nach oben scrollen