Wäre Facebook ein Land – es wäre das drittgrößte Land der Erde. Mehr als 800 Millionen Menschen gehören dazu. Mehr als 800 Millionen Menschen, die dem größten sozialen Netzwerk der Welt jede Menge Daten anvertrauen. Daten, die gespeichert werden, Daten, die ausgewertet werden, Daten, die möglicherweise auch von Unbefugten eingesehen werden können – etwa, wenn man sich bei den Sicherheitseinstellungen vertut. Jetzt hat ein bekannter Regisseur einen Kurzfilm gedreht, der die Gefahr des Datenmissbrauchs thematisiert – mit sehr eindringlichen Bildern. Und: Sie kommen drin vor. Jeder kommt drin vor, in diesem Film. Jörg Schieb zeigt uns jetzt, was als Halloween-Scherz gedacht war – aber eigentlich eine sehr ernste Sache ist.
Die Stimmung ist düster. Bedrückend. Ein Mann, wie aus einem Psycho-Thriller. Ein Verrückter. So in etwa. Und was macht der Kerl? Stöbert im Internet herum. Auf Facebook, um genau zu sein. Doch das eigentlich Erschreckende kommt später: Man schaut sich den Film an – und ist plötzlich selbst mittendrin. Das eigene Facebook-Profil erscheint. Das Profilfoto, persönliche Angaben, Private Fotos …
Das wirkt schon echt bedrohlich, oder? Soll es auch. Denn der Film ist eine Art interaktive Scherzfilm zu Halloween, da erschreckt man sich und andere ja traditionell.
Hinter dem wirklich professionell gemachten Video steckt Jason Zada, ein Filmregisseur und geschickter Onlinevermarkter, der vor allem Werbefilme macht, aber auch Onlineprojekte wie Elf Yourself. Und dass er sein Handwerk versteht, das sieht man wohl.
Natürlich hat das Ganze auch eine Aussage. Man soll sich durchaus ein bisschen unwohl fühlen, denn deutlicher als hier kann man wohl nicht klar machen, dass sich womöglich auch Leute das Facebook-Profil anschauen, von denen man das nicht so unbedingt möchte.
Und darum spielt Regisseur Zada ganz gezielt mit den Ängsten – und streut immer wieder konkrete eigene Daten, Bilder und Infos in den Horrorfilm ein. Zum Beispiel sieht man plötzlich, wo man wohnt – denn der bedrohliche Filmheld schaut einfach nach, bei Facebook, und kann alles auf der Onlinekarte sehen. Man sieht aber auch aktuelle Fotos und Einträge. Natürlich nur das, was öffentlich zugänglich ist, aber das reicht ja oft schon.
Wer das alles selbst mal ausprobieren möchte: Unter www.takethislollipop.com ist das jederzeit möglich, auch noch nach Halloween. Die Webseite selbst ist unscheinbar. Man gibt seine Zu-gangsdaten für Facebook ein, auch das Passwort, bestätigt noch die Sicherheitsabfrage – und schon geht’s los. Der Film startet… Zwei Minuten ist er übrigens lang.
Was der Regisseur auch klar machen wollte: Es ist ziemlich einfach, Facebook-Benutzer davon zu überzeugen, auf einer Webseite ihre Benutzerdaten einzugeben – und Zugriff auf die Profildaten zu gewähren. Über sechs Millionen Menschen haben das hier bereits gemacht. Was sich mit den Daten alles anstellen lässt, das soll der Film verdeutlichen.
Also Vorsicht: Wenn eine Anwendung, eine App Zugriff auf Ihre Daten bei Facebook haben will, dann sollten Sie sich das gut überlegen: Wollen Sie das wirklich? Ist das wirklich nötig? Denn wenn man erst einmal zustimmt, dann hat der Anbieter freien Zugriff auf viele Daten.
Keine Sorge: Bei dem konkreten Fall „Take this Lollipopp“, bei dem kleinen Halloween-Film, muss man sich keine Gedanken machen. Da geht alles mit rechten Dingen zu. In anderen Fällen ist Skepsis aber durchaus angebracht. Darum lohnt es sich, ab und zu mal nachzuschauen, welche Apps, welche Anwendungen Zugriff auf die eigenen Daten haben. Das geht in den Privatsphäreeinstellungen. Im Zweifel diese Erlaubnis widerrufen – das geht jederzeit, in den Facebook-Einstellungen.