Der US-Präsident macht TikTok das Leben schwer: Nicht ganz freiwillig sucht TikTok in den USA nach Partnern. Es muss ein US-Konzern her, der TikTok in den USA betreibt. Microsoft wollte – kommt aber nicht in Frage. Wahrscheinlich wird Oracle das Rennen machen – und TikTok in den USA betreiben. Die Algorithmen bekommt Oracle allerdings nicht. Ein Problem.
Da kann man mal sehen, wie mächtig ein US-Präsident ist. Als Donald Trump vor einigen Wochen den Entschluss gefasst hat, TikTok nicht länger so im Land zu dulden und die Übernahme durch ein US-Unternehmen zur Bedingung gemacht hat, damit TikTok in den USA nicht verboten wird, haben das viele für eine Finte gehalten. Für eine weitere Machtdemonstration, die China lediglich zeigen soll: Seht her, wenn ich wollte, könnte ich…
Nicht Microsoft, sondern Oracle
Und jetzt? Trump hat sich ganz offensichtlich durchgesetzt: TikTok verhandelt nicht mehr mit Microsoft, sondern mit Oracle – und steht womöglich kurz vor dem Abschluss. Keine komplette Übernahme, wie das Handelsblatt berichtet, sondern eine strategische Kooperation mit einem „vertrauenswürdigen Technologie-Partner“.
Microsoft hätte natürlich viel besser gepasst, da Microsoft Erfahrung im Umgang mit Konsumenten hat – und mühelos TikTok in andere Dienste hätte integrieren können. Oracle nicht. Oracle ist zwar auch ein großer und mächtiger Konzern, aber einer, der Lösungen für Unternehmen entwickelt. Bekannt vor allem für seine Datenbank-Software.
Auch die chinesische Regierung lässt ihre Muskeln spielen
Ob es tatsächlich zu einer Übernahme kommt, ist fraglich. Denn auch die chinesische Regierung lässt ihre Muskeln spielen: Sie will verhindern, dass dem Käufer der US-Sparte die Algorithmen in die Hände fallen. ByteDance soll „nur“ die Datenbasis, die Kunden und das Netzwerk selbst verkaufen – und auch hier nur den US-Markt. Ohne die Algorithmen würde das aber bedeuten, dass Oracle erst mal neue entwickeln müsste. Etwa für die Empfehlungen, das Filtern, das Überwachen des Contents.
Die Algorithmen sind elementar, weil sie zum Beispiel innerhalb von Minuten erkennen, ob ein Nutzer lieber Tanz-, Koch- oder Fitnessvideos sieht – und die entsprechenden Empfehlungen machen.
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Algorithmen müssen neu entwickelt werden
Diese Algorithmen alle neu entwickeln zu müssen, wäre nicht nur richtig viel Arbeit, sondern würde auch bedeuten, dass sich die „User Experience“ ändert, die Erfahrung der Nutzerinnen und Nutzer mit der App. Denn die Algorithmen wären zwangsweise anders, würden im Detail anders funktioniert. Zum Beispiel würden sich die Empfehlungen verändern… Keine einfache Aufgabe für ein Unternehmen, solche Algorithmen, die schließlich in jahrelanger Erfahrung entwickelt und verbessert wurden, einfach neu zu entwickeln.
Das wäre in etwa so, als würde jemand Coca Cola übernehmen – die Flaschen, die Produktion, das Vertriebsnetzwerk -, aber nicht die Formel für das Erfrischungsgetränk bekommen. Ob das allen schmeckt?