Immer mehr Geräte lassen sich per Gesten steuern und bedienen: Nicht nur Microsoft setzt auf diesen Trend, auch die Anbieter von Virtual Reality Brillen. Jetzt gibt es sogar ein Nachrüst-Set für normale Fernseher. Es wird immer mehr in der Luft gefuchtelt.
Vor dem Bildschirm rumhüpfen und ein Spiel mit Gesten steuern? Bei modernen Spielekonsolen schon lange möglich. Auch einige Fernsehgeräte aus Asien lassen sich schon lange per Gesten bedienen. Sieht zwar mitunter komisch aus, wenn man mit den Händen im Raum herumfuchtelt, um nach virtuellen Dingen zu greifen, ist aber sehr effektiv.
Was bislang eher eine Randerscheinung war, beginnt sich zu einem Massenphänomen auszuwachsen. Wer sich das Promotionvideo von Microsoft zur Datenbrille Hololens anschaut, könnte meinen, die Leute befinden sich auf dem Holodeck. Sie fuchteln mit den Fingern in der Luft herum – und steuern so holografische Benutzeroberflächen oder lassen Objekte durch die Gegend wirbeln.
Holografische Benutzeroberflächen
Schon bald wird die Hololens zu haben sein – und dann geht es los. Dann wird man nicht nur das holografisch in den Raum projizierte Windows 10 bedienen können, sondern auch mit Apps virtuelle Objekte steuern. Microsoft zeigt in Werbefilmchen glückliche User, die mit der Hololens-Brille auf der Nase durch die Wohnung laufen und virtuelle Windows-10-Tafeln bedienen – oder konzentriert an Motorrad-Design-Studien arbeiten. Wie das in der Praxis funktionieren soll, ohne dabei über Stühle oder krabbelnde Kleinkinder zu stolpern, ist mir schleierhaft.
Und das ist erst der Anfang: Auch die Hersteller der immer populärer werdenden Virtual-Reality-Brillen setzen auf Gestensteuerung. Marktführer Ocolus tüftelt an einem Modell, das genau mitbekommt, ob man in die Knie geht oder sich im Raum bewegt. Die meisten VR-Brillen bekommen das nicht mit, sie registrieren lediglich, in welche Richtung man gerade schaut und setzen das entsprechend um. Oder der Spieler nimmt spezielle Controller in die Hand, damit das System jede Handbewegung erkennt. Gestensteuerung spielt also in der Welt der VR-Spiele künftig eine noch größere Rolle als bisher ohnehin schon.
Den Fernseher nachrüsten
Interessant auch die RealSense-Kamera von Intel. Eine 3D-Kamera, die in der Lage ist, die Tiefe im Raum zu erfassen und somit auch Gesten erkennen kann. Wer Windows 10 benutzt, kann sich mit einer solchen Kamera nur mit seinem Gesicht einloggen. Aber die Kamera erlaubt auch Gestensteuerung. In den ersten Notebooks und All-in-One-Geräten sind die 3D-Kameras bereits eingebaut – und es werden bald mehr Modelle sein. Das wird dafür sorgen, dass immer mehr Menschen ihren Rechner mit Gesten werden steuern wollen.
Wer nicht so lange warten will und seinen Fernseher im Wohnzimmer gerne per Handbewegung steuern möchte, der kann sein TV-Gerät schon bald aufrüsten: Im Frühjahr 2016 wird es das Touchjet Wave Set zu kaufen geben. Durch eine oberhalb des Schirms angebrachte Kamera wird jeder Fernseher zum Touchscreen. Das System erkennt auch kleinere Gesten. Außerdem wird Android mitgeliefert. Auf dem Fernseher zu Hause lassen sich dann auch Android-Apps laden und benutzen – und eben durch Gesten steuern. Und das alles für rund 300 Dollar.
An Menschen in der Öffentlichkeit, die mit Geistern zu reden scheinen, aber in Wirklichkeit mit einer Freisprecheinrichtung telefonieren haben wir uns einigermaßen gewöhnt. Demnächst werden wir uns an den Anblick von Menschen gewöhnen müssen, die Dinge zu greifen scheinen, die wir nicht sehen. Leicht wird das nicht.