Twittern im Iran

Wer hätte gedacht, wie wichtig Handys mit Foto- und Videofunktionen mal sein könnten und dass sich das mobile Internet als überaus sinnvoll erweist?

Immer dann, wenn es irgendwo auf der Welt kracht, wenn eine Regierung oder ein Regime versucht, die Bürger in Schach zu halten, wenn Journalisten gegängelt und Bilder zensiert werden, machen die Menschen mit ihren Handys selbst Fotoaufnahmen, drehen Videos und schicken Kurzberichte und Nachrichten in die Onlinewelt.

Die Fotos landen in Blogs, die Videos auf Youtube – und um kurze Nachrichten auszutauschen, wird heute Twitter eingesetzt. Eine mobile, vernetzte Informationsflut, die heute kein Regime mehr vollends kontrollieren kann. Selbst wenn das Internet zensiert wird, selbst wenn das Handynetz blockiert wird, irgendwie dringen die Bilder und Informationen immer nach draußen. Und sind sie erst einmal im Netz, kann die ganze Welt die Bilder sehen, die Nachrichten lesen.

Das Twitter-Tag #iranelection ist derzeit das mit Abstand populärste Schlagwort in der Twittersphäre. Hier schlagen im Sekundentakt neue Nachrichten ein, auch aus dem Iran. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, beobachtet den Suchbegriff – und verpasst keine Nachricht, keine Meldung, kein Diskussionsbeitrag mehr.

Twitter bekommt dadurch einen ganz besonderen Stellenwert. Wenn offizielle Radio- und Fernsehsender Demos totschweigen, wie derzeit im Iran, dann organisieren die Menschen über Twitter ihren eigenen Nachrichtenkanal – und sind auf dem Laufenden, was gerade passiert, wo man sich sammelt oder demonstriert.

Ob in Burma, China, Thailand oder jetzt im Iran: Soziale Netzwerke sorgen eindeutig für mehr Demokratie, sie bieten eine Plattform für freie Meinungsäußerung – auch wenn die Mächtigen versuchen, das zu unterdrücken. Aber die Möglichkeiten, sich im Internet auszutauschen. werden immer vielfältiger. Sie alle zu kontrollieren oder gar abzuschalten ist nahezu unmöglich, dann müsste man schon komplett den Stecker ziehen, das Internet vollständig abschalten. Aber wer kann sich so etwas heute noch leisten?

Ein Glück für alle Menschen im Iran, dass Twitter in letzter Zeit nicht mehr so viele Probleme mit Systemabstürzen und Überlastungen hatte wie noch vor einigen Monaten. Denn das wäre natürlich der absolute GAU: Wenn Twitter in Tagen wie diesen aufgrund von Überlastung in die Knie gehen würde. Im Iran wüsste man dann nicht, ob der Twitter-Ticker aufgrund erfolgreicher Zensur schweigt – oder weil es technische Probleme gibt.

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