Mit nahezu 89 Millionen Followern ist Donald Trump einer der erfolgreichsten Twitterer. Doch die Plattform hat dem Noch-Präsidenten jetzt dauerhaft die Konten gesperrt. Das führt zu längst überfälligen Diskussionen über die Verantwortung und Macht der sogeannnten Sozialen Netzwerke. Viel zu lange hagen die entschieden, was erlaubt ist und was nicht. Das muss sich nun dringend ändern.
Donald Trump kann nicht mehr twittern. Die Plattform hat dem Noch-Präsidenten nun endgültig und dauerhaft sein Konto gesperrt. Die offizielle Begründung: „Das Risiko für weitere Anstiftung zur Gewalt.“ Die ausführliche Begründung liefert das kalifornische Unternehmen hier.
Schwer vorzustellen, ein Donald Trump so ganz ohne Twitter. Der vermeintlich „mächtigste Mann der Welt“ hat über Twitter regiert. Gelobt. Gedisst. Wahlkampf und Politik gemacht. @realDonaldTrump – eine Art Dauersendung im Netz. Und das soll jetzt alles nicht mehr gehen. Auch Facebook, Snapchat, Tiktok wollen dem Ex-Präsidenten keine Plattform mehr bieten. „It’s time to deplatform Trump“, hat das Online-Magazin „The Verge“ schon vor einigen Tagen gefordert.
Die Plattformen haben einen Anteil am Geschehen
To deplatform – die Plattform entziehen. Ein ganz neues Verb.
Offensichtlich haben die Mitarbeiter von Twitter den eigenen Anteil an den Ereignissen in Washington D.C. hinterfragt. Was grundsätzlich gut ist – denn dieser eigene Anteil ist nicht nur da, er ist natürlich unübersehbar. Die Mitarbeiter haben sich an Twitter-Chef Jack Dorsey gewandt und eine Sperrung regelrecht herbeigefleht.
Doch eins muss ich deutlich sagen: Es ist wohlfeil, Donald Trump jetzt auszusperren. Nun, wo quasi alles vorbei ist. Denn Donald Trump kann nicht mehr zurückschlagen. Hätten sich Twitter und Co. das für einigen Wochen oder Monaten getraut, wäre das respektabel gewesen. Jetzt ist es jämmerlich – fast schon ein Nachtreten (aber trotzdem hilfreich, keine Frage).
Donald Trump ist kein Einzelfall
Vor allem ist Donald Trump nun wahrlich nicht der einzige Mensch auf der Welt, der eine solche Sperrung verdient. Es gibt unzählige davon. Politiker in aller Welt, die lügen, hetzen, aufwiegeln.
Aber natürlich längst nicht nur Politiker. Auch das Reichstagsgebäude in Berlin wurde schon „gestürmt“ – organisiert über Twitter, Telegram, Youtube. Was ist damit?
Es ist auch keine Lösung, den Plattformen ständig den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben. Die machen ihren Job: Sie machen Umsatz. Je mehr, desto besser,
Es ist die Gesellschaft, die die Regeln vorgeben muss. Präziser: Die Politik. Wir brauchen einen intelligenten Umgang mit den Plattformen – sie sind nun mal da. Eine strikte Unterscheidung in öffentlich und nicht-öffentlich gibt es hier nicht mehr. Deswegen funktionieren alte Denkmuster und Regelwerke auch nicht.
Die Politik ist gefragt: Verbindliche Regeln für alle
Wir brauchen also glasklare Regeln für Plattformen ab einer bestimmten Größe. Am besten in ganz Europa einheitlich. Diese Regeln müssen dann ohne Wenn und Aber eingehalten werden. Ganz egal, welche „Community Guidelines“ sich die „Plattformianer“ im Silicon Valley auch ausdenken mögen.
Alles, was gegen diese Regeln verstößt, muss zeitnah entfernt werden. Um zu verhindern, dass weder Plattformen noch Regierungen entscheiden, was zensiert werden soll, könnte doch ein mit intelligenten und verantwortungsbewussten Menschen besetztes Gremium her. Das entscheidet in Zweifelsfällen – aber bitte schnell und verbindlich.
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