Unwetter: Wie gut warnen Warn-Apps wie Nina oder Katwarn?

von | 23.05.2022 | Digital

Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Verbesserungen in den Warnsystemen versprochen: Bessere und schnellere Infos per Warn-App – und ein zügiger Ausbau von „Cell Broadcast“ (Warnungen aufs Handy). Viel passiert ist aber nicht.

Wir haben im Wesentlichen zwei Warn-Apps in Deutschland, die vor Unwettern, Katastrophen, großen Unfällen und sogar Terroranschlägen warnen: „Nina“ und „Katwarn“. Doch spätestens nach den Unwettern 2021 wurde Kritik laut, denn die Apps funktionieren nicht immer zuverlässig – und auch der Mobilfunk ist nicht so robust, wie er sein sollte.

Die bundesweit verfügbare und aktive Warn-App Nina vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist quasi die offizielle Warn-App des Katastrophenschutzes. Der ist allerdings Ländersache: Die nötigen Warnmeldungen müssen die nötigen Daten einstellen. Dann gibt es noch die von Fraunhofer Fokus entwickelte Katwarn-App.

Cell Broadcast informiert die Menschen auotmatisch in ihrer Landessprache

Cell Broadcast informiert die Menschen autimatisch in ihrer Landessprache

 Warum zwei Apps statt nur einer? 

Nur rund 10% der Deutschen haben wenigstens eine der Warn-Apps installiert. Zwei Systeme: Wie soll sich ein Bürger entscheiden, welche er benutzen soll? Die offizielle App „Nina“ hatte im vergangenen Jahr die Bevölkerung gar nicht gewarnt, weil die lokalen Behörden keine Warnungen eingestellt haben. Da Katastrophenschutz Ländersache ist, liegt die Verantwortung in den Regionen, nicht bei der Bundesbehörde.

Deshalb ist die Idee, dass die beiden Apps kooperieren, damit mehr Warnungen zusammenkommen. Wenn Katwarn Warnungen hat, sollten die an Nina weitergegeben werden können – und umgekehrt.

Noch Anfang Mai gab es aber Kritik, dass nicht mal ein Test richtig möglich sei. Das Bundesamt für Katastrophenhilfe (BKK) hat die Anschuldigungen aber zurückgewiesen, für Nina existiere seit Jahren eine sogenannte „Testumgebung“. Nach einer wirklich konstruktiven Zusammenarbeit, die im Angesicht der Katastrophe im vergangenen Jahr mehr als nötig erscheint, klingt das nicht gerade.

Cell Broadcast soll kommen

Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hat man ja auch auf das öffentliche Meldesystem geschaut. Sirenen – gibt es häufig nicht mehr. Der Begriff „Cell Broadcasting“ ist gefallen: In Japan, USA, Kanada, Neuseeland und auch die Niederlande längst im Einsatz. Das ist ein Verfahren, um gleichzeitig allen Menschen in einer Funkzelle eine offizielle Nachricht zu senden. Es bekommen alle dieselbe Nachricht, egal in welchem Mobilfunknetz sie unterwegs sind – und das funktioniert auch auf alten Handys.

Die Nachricht ist maximal 1395 Zeichen lang und kann alle Zeichen enthalten, somit auch Weblinks. Aber keine Bilder, das ist den Apps vorbehalten. Cell Broadcasting ist keine Massen-SMS, sieht aber so ähnlich aus. Praktisch alle Handys unterstützen „Cell Broadcasting“.

Das Problem: In Deutschland ist dieser Dienst bislang nach wie vor nicht vernünftig eingerichtet. Eigentlich schreibt eine EU-Verordnung vor, dass spätestens im Juni 2022 alles fertig sein müsste. Doch in Deutschland will man im September am Sirenentesttag die Technologie einsetzen – vor Januar 2023 wird es nicht fertig. Das wurde mir von Manuel Atug von der AG Kritis mitgeteilt, die sich für den Schutz kritischer Infrastruktur einsetzt. Es kommt also viel zu spät.

Cell Broadstin: Geht langsamer voran als geplant

Cell Broadcat: Geht langsamer voran als geplant

Es dauert zu lange

Staat und die Behörden haben zwar eine Menge versprochen, aber man kann nicht behaupten, dass sie liefern. Sie sind zu langsam, zu träge, nicht ausreichend motiviert.

Bürger sind deshalb gut beraten, sich nicht auf eine App zu verlassen. Bürger sollten Nina, Katwaren und vielleicht auch noch den Regenradar installieren. Alles kostenlose Apps. Dort trägt man dann ein, wann man gewarnt werden möchte, etwa in seinem Wohngebiet oder dort, wo das Haus der Eltern steht – und lässt sich von allen Apps warnen.

User können auch einstellen, bei welchen Anlässen gewarnt wird. Lieber eine Warnung zu viel als eine zu wenig. Und wir sollten Druck machen, dass die Behörden endlich mal in die Pötte kommen.