Warum Microsoft und Amazon bei Sprachassistenten kooperieren

von | 02.09.2017 | Hardware

Microsoft und Amazon kooperieren bei den Sprachassistenten Alexa und Cortana. Künftig lassen sich auf Echo-Geräten Cortana-Anweisungen ausführen – und umgekehrt. Klingt nach einer Spielerei, kann für den Nutzer aber einen enormen Vorteil bedeuten.

Es geht im konkreten Fall um die Sprachassistenten Alexa (von Amazon) und Cortana (von Microsoft). Eigentlich wollen beide möglichst große Marktanteile. Denn mehr Marktanteile bedeutet: mehr Traffic, mehr Kontrolle, mehr Macht, mehr Umsatz. Doch Amazon und Microsoft wollen, dass die Grenzen zumindest ein wenig verschwimmen. Alexa kann Aufgaben von Cortana erledigen lassen – und umgekehrt.

Systeme kooperieren und verstehen sich gegenseitig

Laut New York Times meinen es die beiden Unternehmen ernst. Bis Ende des Jahres soll es Alexa-Usern möglich sein, Cortana-Dienste zu verwenden. Nicht über komplizierte Umwege und auch nicht mit vielen Wenns und Abers, sondern einfach so. Was Cortana kann, das soll ein Alexa-Gerät dann auch können.

Umgekehrt lassen sich künftig (ebenfalls bis Ende des Jahres) auf einem Smart Device mit Cortana alle Fähigkeiten von Alexa nutzen. Der Schritt verdient Respekt, da der Nutzer davon profitiert: Sollte er zum Beispiel Smart-Home-Geräte verwenden wollen, die nur mit Alexa bedient werden können, so funktioniert das künftig auch auf Cortana-Geräten – und eben umgekehrt.

Vermutlich wird das nicht immer komplett reibungslos funktionieren. Alexa-User werden sagen müssen: „Alexa, öffne Cortana“ und es folgt der Befehl. Genau umgekehrt ist es in der Cortana-Welt: „Cortana, öffne Alexa“ und dann der Befehl. Es ist aber spannend. Cortana wird derzeit vor allem auf Rechnern, Notebooks und Mobilgeräten genutzt – plötzlich steht dort auch die Welt von Alexa zur Verfügung. Und Alexa-User sind nicht mehr im Amazon-Universum gefangen, sondern können Microsoft-Luft schnuppern. In Sachen Bedienung also durchaus ein Fortschritt.

Bisherige Abschottung ist Gift für den Markt

Entscheidend ist vor allem der erkennbare Willi bei Amazon und Microsoft, etwas an den starren Systemen zu ändern. Denn die in der Regel strikt abgeschotteten Welten von Apple, Google, Microsoft, Amazon, Facebook und Co. werden für die User immer mehr zu einem Problem. Zum einen müssen sich Entwickler ständig entscheiden, für welche Plattformen und Welten sie (neue) Apps oder Skills entwickeln wollen (für alle gleichzeitig schafft das kaum jemand). Zum anderen haben die User das Nachsehen, weil sie in der Regel kaum absehen können, was eigentlich genau womit funktioniert.

Damit sind wird thematisch mitten auf der IFA. Auf der Funkausstellung spielt Vernetzung auch dieses Jahr wieder eine große Rolle. Manche Geräte setzen auf Sprachassistenten. So gibt es Lautsprecher von Hersteller Medion zu sehen, die Alexa unterstützen. Erst der Anfang: Immer öfter werden andere Hersteller Geräte bauen, in denen die Assistenten von Google, Amazon und Microsoft eine Rolle spielen. Demnächst kommen erste Smart-Devices von Harman/Kardon mit Cortana auf dem Markt (und nicht etwa direkt von Microsoft). Die Welt wird für die Kunden also immer komplizierter, denn: Welcher Assistent läuft auf welchem Gerät und kann eigentlich welche anderen Geräte steuern?

Das Thema Smart Home könnte sich deutlich schneller und dynamischer entwickeln, wenn nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen würde. Es gibt jedenfalls definitiv zu viele eigenständige Systeme, die abgeschlossen sind und mit den anderen nicht zusammenarbeiten. Ein Kunde kann nicht einfach ein Smart-Home-Gerät kaufen und es benutzen, sondern es muss das Passende sein. Es muss zu den anderen, bereits vorhandenen Geräten und zum generell verwendeten System kompatibel sein, sich mit der App bedienen lassen, dieselben Protokolle verwenden – für Nutzer ist das ein Albtraum, sofern sie nicht alles aus einer Hand kaufen (wollen).

Die Kooperation von Amazon und Microsoft auf diesem Gebiet ist eine begrüßenswerte Entwicklung. Es ist nicht zu erwarten, dass Apple einen solchen Schritt gehen wird.