#sid2019 Warum müssen immer die Nutzer besser werden?

von | 06.02.2019 | Internet

ÄndereDeinPasswortTag. SaferInternetDay. Internetführerschein. Es gibt so viele Initiativen, die nur das eine Ziel haben: Dem Nutzer das Gefühl zu geben, er müsse sich nur ordentlich anstrengen, dann würde das schon auch klappen mit der Internetsicherheit. Das ist natürlöich ein Trugschluss – und völlig unwahr. In Wahrheit müssten sich Politik und Industrie mal richtig anstrengen.

Es ist mal wieder Safer Internet Day. Wieder eine dieser Aktionen, die dazu führt, dass wir überall lesen, hören und sehen, was wir User alles besser machen können – und sollen.

Solide Passwörter auswählen. Auf Hatespeech eifrig mit Counterspeech reagieren. Unsere Daten verschlüsseln. Die Onlinekonten absichern. Und natürlich unsere Kinder fit machen fürs Netz – das ist dieses Jahr das Hauptthema des SID. Wie dem Thema Hatespeech im Netz begegnen?

Wir haben also eine Menge zu tun, wir User.

Medienkompenz ist wichtig – aber nicht das entscheidende Problem

Doch das ist totaler Blödsinn! Natürlich ist Medienkompetenz wichtig und richtig. Nicht nur, aber auch bei Kindern,. Doch mit solchen Aktionen, im Falle des Safer Internet Day (SID) sogar europaweit, wollen die tatsächlich Verantwortlichen doch nur von ihrem Versagen ablenken, indem sie den Eindruck erwecken, es wäre unsere Schuld. Als ob wir das Projekt Internet retten könnten. Der unangenehme Unterton lautet: Wenn wir, die User nur nicht so faul und dumm wären.

Eine Frechheit ist das. Denn verantwortlich sind andere: Allen voran die Politik, die für die Rahmenbedingungen zuständig ist – aber bei Digitalthemen durch die Bank durch Ahnungslosigkeit, Arglosigkeit und vor allem Konzeptlosigkeit auffällt.

Aber natürlich auch die Industrie, die sich aufgrund des durch die Politik zu verantwortenden Machtvakuums eine goldene Nase an uns verdient. Jeder unnötige Aufwand wird vermeiden. Etwa, um unsere Daten angemessen zu schützen. Aber wir sollen uns einmal im Jahr für unsere angeblichen Nachlässigkeiten geißeln?

Vielleicht sollten wir die Anonymität einschränken

Kein einziger Datensatz der mehr als 2,2 Milliarden betroffenen Onlinekonten im Collection-Leak ist durch Phishing oder Nachlässigkeit der User in die Hände von Kriminellen geraten, sondern durch Einbrüche in Onlinedienste und Cloud-Dienste, die bei der Abwehr solcher Angriffe kläglich versagt haben. Was eindeutig belegt: DIE sind schuld und müssen besser werden. Und die Politik müsste sie dazu zwingen.

Auch das Problem Hatespeech hat eine ganz andere Dimension als immer der Eindruck erweckt wird. Dass es überhaupt Hatespeech gibt, ist ein gesellschaftliches Problem. Facebook ermuntert zum Counterspeech, zur Gegenrede. Klar, denn was kann Facebook Besseres passieren, als dass wir noch mehr Zeit im Netzwerk verbringen? KI und Online-Meldesysteme sind der Sache offensichtlich nicht gewachsen.

Aber es gibt eine Maßnahme, die würde ganz sicher helfen – ist aber unpopulär: Schluss mit der Anonymität in den Sozialem Netzwerken. Jeder muss sich offiziell registrieren, dann haben sich mindestens 95 Prozent der Hassreden und Pöbeleien von selbst erledigt. Jede Wette!

Warum wird das nicht mal diskutiert – am Safer Internet Day? Weil es das Internet safer machen würde? Oder Mühe macht?