Wie geht’s weiter mit Wikipedia?

Wikipedia ist eine Institution: Die meisten von uns nutzen das Online-Nachschlagewerk regelmäßig – viele auch intensiv. Das nachschlagbare Wissen ist meist top-aktuell und gut recherchiert. Allerdings gibt es auch Kritik. Manche machen sich Sorgen um die Qualität, andere über die Ausgewogenheit der Themen.

Eine Welt ohne Wikipedia? Schwer vorstellbar…

Wikipedia ist zweifellos die mit Abstand beste und eine der seriösesten Informationsquellen im Netz. Über 80% der Deutschen nutzen Wikipedia regelmäßig. Ansehen, Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind extrem hoch.

Aus gutem Grund, denn Wikipedia ist nicht kommerziell korrumpiert, so wie nahezu alle anderen Angebote – insbesondere die sogenannten Sozialen Netzwerke. Wikipedia lebt von Spenden. Die werden vor allem für die Infrastruktur genutzt. Autoren, Redakteure und Administrative machen ihren Job ehrenamtlich – was Respekt verdient.

Mein TIpp: Spendet doch auch mal. Wer Wikipedia regelmäßig nutzt und es schätzt, sollte auch angemessen spenden.

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Mehr Mitmachende wären wünschenswert

Aber auch Wikipedia hat gewisse Probleme. 18 Jahre nach Idee und Entstehung (gegründet wurde Wikipedia von Jimmy Wales) zeichnen sich überdeutlich Schwierigkeiten ab. Vor allem durch den Mitgliederschwund: Immer weniger Menschen machen aktiv mit, obwohl die Zahl der Artikel steigt. Dadurch entstehen zwangsweise Qualitätsprobleme.

Beispiel: Wenn PR-Agenturen in Wikipedia etwas schönen, fällt das oft nicht auf – oder viel zu spät. Es fehlt an Manpower, um schnell zu reagieren. Updates zu liefern. 5.000 Artikel im deutschsprachigen Wikipedia sind als „veraltet“ markiert. Manche finden: Egal. Aber ist es das?

Mitmachen kann bei Wikipedia grundsätzlich jeder. Jeder kann Texte erstellen oder bearbeiten oder Themen vorschlagen. Wesentlich sind seriöse Quellen, die als Beleg für Standpunkte oder Fakten dienen. Oft wird über Aspekte oder Relevanz intern diskutiert. Wikipedia lebt also – und jeder kann nachschauen, wie diese Diskussionen aussehen und auch die Versionsgeschichte jedes einzelnen Artikels anschauen.

Frauenanteil vergleichsweise niedrig

Kritiker sagen: Der Frauenanteil ist nicht zeitgemäß. Lediglich 9 bis 15 Prozent der aktiven Wikipedianer sind Frauen (je nach Quelle). Wie viele es genau sind, lässt sich allerdings gar nicht sagen, da bei der Registrierung keine zwingenden Angaben zum Geschlecht gemacht werden müssen – und überprüft wird das auch nicht. Wikipedianer berichten allerdings von einem höheren Frauanteil, vor allem bei Aktionen und Veranstaltungen.

Doch der Blick auf Frauenquoten wird schärfer – und deshalb schauen auch bei Wikipedia mehr Menschen hin. Es ist Wikipedia meiner Ansicht nach durchaus anzumerken, dass vergleichsweise weniger Frauen mitmachen. Praktisch jedes Technik-Thema kommt im Nachschlagewerk vor, viele andere („weiche“) Themen aber oft nicht.

Frauen müssten sich also aktiver beteiligen. Sich auch die Mühe machen, aktiv zu werden und Artikel zu schreiben. , Wie geht’s weiter mit Wikipedia?

Aktionsgruppen wie Wiki Women in Red versuchen das (bereits seit ein paar Jahren): Sie wollen mehr „weibliche Themen“ im Nachschlagewerk sehen und dort unterbringen. Allerdings ist das nicht immer ganz einfach.

Anerkennung für die Leistung

Aber warum mitmachen bei Wikipedia? Bei einer guten Sache dabei zu sein ist zweifellos ein gutes Argument. Allerdings ist der Wettbewerb groß.

Als Wikipedia erfunden wurde, gab es noch keine Sozialen Netzwerke. Heute herrscht auch bei Wikipedia selbst intern häufiger ein harscher Ton – wie bei Facebook, Twitter und Co. so häufig. Dort bekommen Autoren aber wenigstens Likes und Anerkennung. Bei Wikipedia nicht. Der Schwund an Mitmachern ist also leicht zu erklären.

Wikipedia ist ein so tolles Projekt – man kann nur hoffen, dass die Probleme in den Griff zu bekommen sind. Dazu braucht es allerdings dringend Reformen: Eine modernere Benutzeroberfläche, auch eine einfachere Regiezentrale (damit mehr mitmachen können). Vor allem eine bessere Diskussionskultur. Mehr Anerkennung für alle. Weniger Hierarchiestufen.

Ausführliches Interview mit Wikipedianer Raimond Spekking

 

 

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