Quellcode des WWW wird versteigert

von | 19.06.2021 | Digital

Sir Tim Berners-Lee hat das World Wide Web erfunden – und verkauft jetzt den Quellcode des Ur-Web. Und das auf eine top-moderne Art: als Nifty (NFT Token).

Der Urknall des World Wide Web, wie wir es heute kennen, liegt gar nicht so furchtbar lang zurück. Im März 1989 hat Sir Tim Berners-Lee, der damals bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf arbeitete, sich gedacht: Wir müssen das Wissen der Welt vernetzen. Berners-Lee hat das Konzept fürs Web entwickelt.

Das Internet gab es vorher schon. Doch wer Informationen abrufen wollte, musste vor der Erfindung von Berners-Lee den jeweiligen Server ansteuern. Querverweise auf andere Angebote gab es damals noch nicht. Das hat Tim Berners-Lee geändert – und dem Internet damit einen fundamentalen Boost verpasst.

Sir Tim Berners-Lee

Berners-Lee veräußert seine Rechte am Quellcode

Geld verdient hat Berners-Lee mit seiner Idee nicht. Er hat das Konzept der Allgemeinheit geschenkt.

Doch jetzt will er aus seiner Erfindung von damals Kapital schlagen. Vom 23. bis 30. Juni findet beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s eine Versteigerung statt. Wer mag, kann den Quellcode des WWW kaufen – also sozusagen den Ursprung des Webs. Die Originaldateien von damals, ganz offiziell mit Zeitstempel und Unterschrift versehen.

Nicht, dass man damit irgendwas Konkretes anstellen könnte. Es hat symbolischen Wert.

Einige Medien berichten übrigens, das Internet selbst stehe zum Verkauf. „Quellcode fürs Internet kommt unter den Hammer“, schreibt zum Beispiel das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Doch das ist Unfug – und zeugt von dem weit verbreiteten Missverständnis, dass Internet und Web dasselbe seien. Doch in Wahrheit ist das World Wide Web „lediglich“ ein Dienst im Netz, so wie die E-Mail.

Beepl Kunst NFT

Sotheby’s versteigert ein Nifty (NFT)

Versteigert werden nun die Quelldateien des WWW, gewissermaßen das Urprogramm des Web. Das ist nichts, was man sich an die Wand hängen könnte. Denn der Quellcode ist digital – und das Echtheitszertifikat, das dem Käufer ausgehändigt wird, ist es ebenfalls. Tim Berners-Lee verkauft seinen Quellcode als NFT (Non fungible Token). Das digitale NFT-Zertifikat repräsentiert das Original. Als Beleg für den Käufer, dass dieser Quellcode ihm gehört.

NFTs liegen derzeit voll im Trend. Erst vor kurzem hat der Digitalkünstler Beeple 69,3 Millionen Dollar für ein komplett digitales Kunstwerk erhalten.

Das Startgebot für den Quellcode des WWW liegt bei 1000 Dollar. Aber es werden bestimmt etliche Millionen Dollar werden. Berners-Lee will das Geld nicht behalten, sondern damit ausgewählte Projekte fördern.

Tim Berners-Lee: Vor 30 Jahren das Web „erfunden“