Das Darknet ist keinesfalls nur Hort illegaler Angebote

Darknet: Marktplatz für Kriminelle, aber auch Infos trotz Zensur

Das BKA hat jetzt im Darknet mit dem „Hydra Market“ den bislang größten illegalen Marktplatz ausgehoben und stillgelegt. Doch längst nicht alles im Darknet ist illegal. Das Darknet bietet auch viele sehr sinnvolle Funktionen.

Immer wieder ist in den Medien von kriminellen Angeboten im Darknet die Rede. So wie gerade erst: Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main haben erfolgreich die Server des „Hydra Market“ lahmgelegt – und damit den wohl umsatzstärksten Marktplatz im Darknet.

Rund 1,23 Milliarden EUR Umsatz wurden hier gemacht: mit Drogen, gefälschten Dokumenten, gestohlenen Daten und illegalen Dienstleistungen. 

Das Tor Project erlaubt anonymes Surgen und bietet Zugang zum Darknet
Das Tor Project erlaubt anonymes Surfen und bietet Zugang zum Darknet

Von Clear Web bis Darknet

 Viele haben den Eindruck, mit „Darknet“ sei gewissermaßen die dunkelste Ecke im Internet gemeint, in der ausschließlich kriminelle Geschäfte abgewickelt werden. Doch „Darknet“ meint lediglich den Bereich des Internet, der nicht direkt für jeden sichtbar ist – und deshalb „dunkel“ genannt wird. Fachleute unterscheiden prinzipiell drei verschiedene Bereiche des Internet.

  1. Das „Clear Web(auch „Surface Web“ genannt) ist der Bereich des Internets, in dem wir uns informieren, shoppen, mit Freunden chatten, bei Wikipedia etwas nachschlagen oder Urlaubsfotos hochladen. Dieser leicht und für jeden direkt zugängliche Teil ist der bekannteste Teil des Internets – aber trotzdem nur ein kleines Fragment des gesamten Netzes.
  2. Das „Deep Web“ ist mit Abstand der umfangreichste Teil (ca. 90% des gesamten Internets). Hier finden sich Datenbanken, Streaming-Server. Cloud-Dienste und vieles andere mehr. Prinzipiell steht das Deep Web jedem offen, doch viele wenn nicht die meisten Inhalte sind geschützt.
  3. DasDarknet“ hingegen ist ein vergleichsweise kleiner Teil des Deep Web. Was hier angeboten wird, ist nicht auf herkömmliche Weise auffindbar. Kommunikation und Datenaustausch werden gewöhnlich verschlüsselt, denn die Betreiber der Dienste und deren Besucher bzw. Nutzer wollen möglichst anonym bleiben.
Es wird keine direkte Verbindung zwischen A und B hergestellt
Es wird keine direkte Verbindung zwischen A und B hergestellt

 Nicht nur ein Darknet, sondern viele

 Streng genommen gibt es nicht ein Darknet, sondern ganz viele. Jedes einzelne Netzwerk ist abgekoppelt von den anderen Angeboten und Inhalten – und muss bei Interesse separat angesteuert werden. Dazu muss ein User die passende Adresse kennen, denn die üblichen Suchmaschinen helfen nicht weiter. Es gibt allerdings auch im Darknet Suchdienste: Die finden nur gemeinhin bekannte Angebote im Darknet.

Es gibt Schätzungen, dass rund 60% der Inhalte im Darknet eher krimineller Natur sind. 40% nutzen die Möglichkeit der verschlüsselten Kommunikation und der Anonymität aber für andere Dinge: Whistleblower kommunizieren über das Darknet mit Journalisten, Dissidenten tauschen sich über das Darknet aus. In vielen Ländern, etwa China und Russland, ist das Darknet eine Art „sicherer Hafen“: Wer sich hier aufhält, läuft nicht Gefahr, enttarnt und verfolgt zu werden. Denn im Darknet wird automatisch die Identität der Nutzer verschleiert.

Twitter bietet jetzt eine Onion-Adresse und damit Twitter an den Blockaden vorbei
Twitter bietet jetzt eine Onion-Adresse und damit Twitter an den Blockaden vorbei

Dienstleistungen und Angebote an Blockaden vorbei

Darüber hinaus sind viele sinnvolle und nützliche Angebote im Darknet zu erreichen. Die New York Times zum Beispiel, aber auch die Deutsche Welle bieten ihre Inhalte hier an. Auch Twitter bietet ab sofort seine Inhalte über eine sogenannte Onion-Adresse im Darknet an, damit Menschen in Russland darauf zugreifen können – unter Umgehung möglicher Beschränkungen oder Sperrungen der Regierung.

Angebote im Darknet lassen sich nicht mit den üblichen Browsern ansteuern. Besonders schwierig ist es aber auch nicht. Man braucht dazu lediglich den Tor-Browser. Den gibt es für alle Betriebssysteme kostenlos zum Download – und bietet nahezu denselben Komfort wie übliche Browser. Hier lassen sich auch „reguläre“ Webadressen im Clear Web ansteuern – aber ebenso gut Angebote, die es nur im Darknet gibt. Dafür braucht man die speziellen, sogenannten „Onion“-Adressen: Sie weisen dem Tor-Browser den direkten Weg zum jeweiligen Inhalt.

Eine Regierung in China oder Russland kann einen Dienst wie Facebook oder Twitter im regulären Netz sperren, im Darknet ist das aber nicht möglich. Damit bietet das Darknet gerade in Regionen wie Russland und Ukraine aktuell sehr wertvolle Inhalte und Dienste an.

 

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