Bitte zahlen: Social Media kostet bald

von | 24.02.2023 | Social Networks

Nach Youtube haben nun auch Twitter, Facebook und Instagram bezahlte Nutzerkonten im Angebot – und kassieren echtes Geld. Wird das in Zukunft zur neuen Normalität?

Die klassische Medienwelt ist zweigeteilt: Es gibt kostenpflichtige Medien (Bücher, Zeitungen, Magazine, Streamingdienste, Fernsehprogramme) und kostenlose. Früher waren das schon mal durch Werbung finanzierte Zeitungen – und natürlich das durch und durch mit Werbung durchsetzte kommerzielle Fernsehen.

Payed Accounts bei Facebook und Instagram

Doch seit dem Internet ist nahezu alles kostenlos. Daran haben wir uns gewöhnt. Auch, dass Social Media kein Geld kostet. Den Preis, den wir zahlen, ist uns mittlerweile bewusst: Wir liefern jede Menge Daten ab bei Google, Facebook, Microsoft und Co. – und ermöglichen so, dass die Konzerne uns kennenlernen, durchleuchten und mit Werbung traktieren.

Doch nach Youtube und Twitter kommen nun auch Facebook und Instagram – zunächst in Australien und Neuseeland – mit kostenpflichtigen Accounts auf den Markt. Nutzer können mit bezahlten Konten einige Privilegien genießen.

Die Nutzerzahlen explodieren nicht mehr und der Werbemarkt wird komplizierter (nicht zuletzt aufgrund zunehmender Beschränkungen weltweit bei der Auswertung von Nutzerdaten) – da müssen halt neue Einkommensströme her.

Twitter hat damit angefangen, blaue Haken gegen Bezahlung anzubieten

Twitter hat damit angefangen, blaue Haken gegen Bezahlung anzubieten

Youtube Premium: Seit 2015 und mäßig erfolgreich

Das kostenpflichtige Youtube Premium gibt es bereits seit 2015. Zuletzt zählte Youtube laut offiziellen Statistiken rund 80 Millionen zahlende Premium-Kunden. Das sind lediglich rund 3% der weltweit rund 2,6 Milliarden regelmäßigen Nutzer. Nicht allzu viel also.

Dabei bekommen Premium-Kunden bei Youtube tatsächlich etwas geboten: Sie sehen Youtube-Videos ohne jede Werbeunterbrechung. Für diesen nervschonenden Luxus zahlen die Menschen 12 EUR im  Monat – im Familenabo sogar 18 EUR im Monat. Nicht wenig. Aber mit Vorteilen für ganz normale User, nicht für Influencer oder Unternehmen.

Dieses Angebot erscheint mir persönlich am vielversprechendsten: Zahlen dafür, dass keine Werbung gezeigt wird. Idealerweise sogar, ohne dass Daten erhoben und ausgewertet werden. Denn zahlende Nutzer sollte man nicht ausspionieren. Es gibt ja auch keinen Anlass: Wer keine Werbung gezeigt bekommt, der muss auch nicht gescannt werden.

Extras für Gebühren

Twitter, Facebook und Instagram machen es anders. Sie versprechen den Nutzern – zumindest bislang – keine Werbefreiheit, sondern bieten interessante Sonderfunktionen für alle, die viel posten – und davon vielleicht sogar leben. Einen blauen Haken („verifiziert“) und damit mehr Aufmerksamkeit. Bessere Sichtbarkeit der Postings und Inhalte. Besserer Support (bei Facebook und Instagram) sowie Extras wie die Möglichkeit, Tweets nachträglich noch mal zu bearbeiten.

Aber dieses Angebot spricht eben in erster Linie Menschen an, die vor allem posten und sichtbar sein wollen. Wer die Angebote nutzen und sich Vorteile verschaffen möchte (etwa: keine Werbung), die werden bislang nicht bedient.

Ich persönlich könnte mir es gut vorstellen, dass der Gesetzgeber die großen Anbieter künftig sogar zwingt, eine Alternative zum Daten ausschlachtenden Geschäftskonzept anzubieten. Wer ein paar EUR zahlt, der sollte dann in Ruhe gelassen werden. Keine Werbung. Keine Daten, die abgegriffen, gespeichert und ausgewertet werden.

Dann hätten die User endlich eine echte Wahl.