Corona: Apple und Google tracen jetzt auch selbst

von | 04.09.2020 | Digital

Google und Apple machen gemeinsame Sache: Sie beiden Konzerne haben einen gemeinsamen Standard für das Kontakt-Tracing zur Bekämpfung von Covid-19 angekündigt. Jetzt geht das System an den Start – es macht die Corona Warn App im Grunde überflüssig. Was die Bedienung einfacher macht, aber Fragen aufwirft – etwa nach dem Datenschutz. Denn anders als die Corona Warn App ist der Quellcode von Apple und Google nicht OpenSource.

Es ist ruhig geworden um die Corona Warn App. Noch im Mai hat die App viele Debatten bestimmt. Gegner befürchteten den kompletten Überwachungsstaat, Befürworter sahen darin das wichtigste Instrument, um die Pandemie einzudämmen. Irgendwie hatten alle Unrecht: Weder haben wir durch die App einen orwellschen Überwachungsstaat bekommen, noch können wir uns über das Ende der Pandemie freuen. Die Wirkung der Corona-Warn-App scheint in jeder Hinsicht weniger stark als erwartet.

Apple und Google: Tracing direkt im Betriebssystem

Doch jetzt kommt Bewegung in die Sache: Apple und Google wollen die Tracing-Funktion nun wie angekündigt direkt in ihre Betriebssysteme Android und iOS einbauen. Die Unternehmen bieten den Regierungen eine Kooperation an: Durch die Integration ins Betriebssystem ist noch weniger Aufwand nötig, die eigenen Kontakte zu tracen und sich warnen zu lassen. Die bestehende Corona-App könnte weiter benutzt werden – es ginge aber auch ohne. Der Zweck ist derselbe: Mögliche Kontakte mit Infizierten erkennen – und Betroffene schnell zu warnen.

Klingt verlockend, birgt aber ein Problem: Während der Quellcode der Corona Warn App offen liegt – jeder kann reinschauen! -, gilt das für die ins Betriebssystem integrierte Funktion bei iOS und Android nicht. Das wäre ein Rückschritt, da die User den Unternehmen vertrauen müssten. Bei Apple ist das vielleicht etwas einfacher, da Apple mit Nutzerdaten kein Geld verdient. Bei Google ist es anders. Ich halte einen Missbrauch zwar für sehr unwahrscheinlich – er ist aber denkbar!

Misstrauen bleibt – und ist erlaubt: Standortdaten

Zumal vor allem Google auch immer den aktuellen Aufenthaltsort der User kennt – und so über noch mehr Daten verfügt. Viele werden sich bei dem Gedanken unwohl fühlen. Wenn also die Regierung das System öffnet, damit auch die betriebssysteminternen Tracing-Funktionen von Apple und Google zum Einsatz kommen können, dann bitte nur optional, auf keinen Fall als Ersatz.

Apple und Google fragen die User zwar, ob sie die Tracing-Funktion nutzen wollen – bei Apple iOS geht das ab iOS 13.7, bei Android im Laufe des Monats -, aber es bleiben viele Fragezeichen. Abgesehen davon: Auch wenn die App weitgehend gut programmiert ist, haben wir doch eine Menge Probleme. Vor allem bei der Meldung von Infektionen. Hier läuft die Sache nicht rund – weil die Gesundheitsämter nicht gut ausgestattet sind. Ein erhebliches Manko, das die Wirkungskraft der Corona-Warn-App unnötig ausbremst.