Corona Apps: Was können sie – und wie helfen sie?

von | 10.04.2020 | Digital, Software

Nach Ostern, so hoffen viele, könnte der Shutdown in Deutschland vielleicht langsam, aber allmählich wieder gelockert werden. Endlich wieder Kontakt mit anderen. Doch Corona ist nicht verschwunden: Das Virus ist immer noch aktiv. Damit neue Infektionsherde schnell erkannt und auch isoliert werden können, braucht es Werkzeuge. Da sind Apps im Gespräch. Mittlerweile gleich zwei. Die eine – Corona Datenspende – ist gerade gestartet. Die andere soll in ein paar Tagen kommen.

Das RKI hat jetzt eine App vorgestellt, mit der wir unsere Gesundheitsdaten melden können. Die Corona Datenspende.

Wenn sich jemand mit Corona infiziert und erkrankt, ergeben sich erste Symptome. In der Regel entwickelt der Patient Fieber. Der Puls steigt um 8 bis 10 Schläge. Belastungen werden schwieriger. Das Schlafverhalten ändert sich. Das alles recht früh, noch bevor es gefährlich werden kann.

Die Idee ist nun: Wenn möglichst viele Menschen ihre Gesundheitsdaten melden, mit Hilfe einer App, fällt sofort auf, wenn solche typischen Symptome in einer Region gehäuft auftreten. Das lässt dann den begründeten Verdacht von einem (neuen) Infektionsherd zu.

Die Behörden können auf diese Weise frühzeitig erkennen, wenn in einer bestimmten Region vermehrt Fälle auftreten – und können schnell und effektiv handeln. Nicht erst, wenn die Menschen zum Arzt gehen. Das bringt einen zeitlichen Vorteil!

Gesundheitsdaten abliefern – freiwillig

Dazu müssen die Menschen aber sehr persönliche Daten abliefern. Puls, Blutdruck, Schlafverhalten… Wer kann überhaupt mitmachen?

Die App gibt es für iOS und Android – und die Benutzung ist freiwillig. Ideal ist es, wenn man eine Smartwatch mit Tracking-Funktion und Pulsmesser benutzt – oder ein Fitness-Armband. Die Daten landen dann im Smartphone – und die lassen sich mit der App pseudonymisiert übertragen.

„Spenden“, sagt das RKI dazu. Auch Blutdruck und Körpertemperatur gehören dazu. Sowas lässt sich heute mit modernen Geräten mühelos messen und gleich im Smartphone speichern – oder man trägt die Daten manuell ein.

Außerdem melden die Nutzer Geschlecht, ungefähres Gewicht und Postleitzahl – alles freiwillig! -, damit die Daten auch regional zugeordnet werden können. Die Daten sind pseudonymisiert. Das bedeutet: Es gibt keine Hinweis darauf, von wem die Daten sind.

Einige Datenschützer sind besorgt

Einige Datenschützer sind aber besorgt, es könnte möglich sein, dass Fremde die Daten abgreifen und missbrauchen.

Keine Frage: Ideal wäre, wenn die Software der App OpenSource wäre, wenn also jeder reinschauen könnte. Das ist leider nicht der Fall. So ist es eine Frage des Vertrauens: Glaubt man dem RKI, dass keine persönlichen Daten wie Rufnummer oder Handy-Modell-Nr. mit übertragen werden, die – zumindest theoretisch – eine Rückzuordnung der Daten möglich machen würden. Oder vertraut man nicht.

Es ist alles eine Frage der Zeit: Es muss schnell gehen – und deshalb ist eine aufwändige Untersuchung der App entfallen. Falls mehr Daten übertragen werden als versprochen, wäre es durchaus denkbar, dass sich ermitteln lässt, wer die Daten übertragen hat. Allerdings nur unter erheblichem Aufwand – und es bliebe die Frage: Wozu?

Zweite App kommt noch: Kontakte tracken

Auch die andere App, die demnächst kommen soll, wird nicht von allen begrüßt: Die bald kommende Tracking-App soll helfen, mögliche Kontakte mit Infizierten zu erkennen.

Es ist keine Tracking-App. Es werden keine Bewegungsprofile erfasst und gespeichert wie in Südkorea. Lediglich Kontakte. Wann habe ich Kontakt mit Personen gehabt, die wenige Meter entfernt waren – und das für mindestens zehn Minuten?

Auch diese Daten werden anonymisiert. Und erst mal nicht zentral gespeichert. Ein Infizierter kann dann „melden“, dass er/sie infiziert ist – und die Daten werden verarbeitet. Anschließend werden alle Personen informiert, dass sie Kontakt hatten mit einem Corona-Patienten.

Niemand erfährt, wann, wo und mit wem. Auch hier aus meiner Sicht wurde viel Wert auf Datenschutz gelegt. Die App lässt sich mitnichten mit den Apps in Südkorea oder China vergleichen.

Installieren oder nicht?

Ich würde sagen: Auf jeden Fall. Es sind geeignete Mittel, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das Risiko, das Daten abwandern, erscheint mit denkbar gering. Und es dient dem Gemeinwohl. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso dem RKI ein derart hohes Misstrauen entgegengebracht wird. Google, Facebook, den Tracker-Anbietern stellen die Menschen 1000x mehr Daten zur Verfügung.

Und wenn es darum geht, die Allgemeinheit zu unterstützen, nicht den Kommerz, kommen vor allem Bedenken hoch. Wenn mehr Zeit wäre, alles solide und bis in Detail zu testen, wäre das wunderbar. Aber die Zeit haben wir nicht.

 

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