Cyber-Mobbing: In Frankreich bekommen Instagram und TikTok einen Hilfe-Button

von | 13.11.2023 | Social Networks

Mobbing und Cyber-Mobbing ist ein weltweites Problem. In Frankreich müssen Plattformen jetzt einen Alarm-Button für Mobbing-Opfer einrichten – wer drauf drückt, bekommt Hilfe.

Mobbing, also das Ärgern, Drangsalieren und Demütigen von anderen, ist in Schulen heute allgegenwärtig. Mobbing ist kein Spaß, sondern ein ernsthaftes Problem. Doch die meisten Lehrer schauen weg und leider nehmen auch viele Eltern die Berichte ihrer Kinder nicht ernst genug.

Und seien wir ehrlich: Durch Smartphones ist das Problem noch viel größer geworden. Bösartige Mitschüler posten peinliche Fotos und dumme Sprüche… Das gibt es viel zu häufig. In Frankreich haben große Social Media Plattformen künftig einen Notfall-Button, für Opfer in Notlagen.

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TikTok hat über eine Milliarde regelmäßige Nutzer und wird vor allem von Jugendlichen genutzt

Alarm-Button für Mobbing-Opfer

Ein Alarm-Button in Social Media Diensten – wie soll das konkret aussehen?

Es geht um TikTok, Instagram und Facebook. Sie führen in Frankreich einen Alarm-Button ein, der jederzeit gut sichtbar in allen drei Plattformen zu sehen sein soll. Ein Alarm-Button für Mobbing-Opfer: Wenn sich ein Jugendlicher in einem Chat, in einer Gruppe oder durch Postings bedroht fühlt oder nicht zu helfen weiß, sollen solche betroffene Jugendliche den Alarm-Button drücken können – und werden dann fast rund um die Uhr, 9 bis 23 Uhr täglich, mit einer Hotline für Mobbing-Opfer verbunden.

An der Hotline melden sich Psychologen und Juristen, sie hören zu, beantworten Fragen und bieten auch konkrete Hilfe an. Das Ganze ist keine Erfindung der Plattformen, sondern der französischen Regierung, die als erstes Land der Welt die Social Media Dienste zu diesem Schritt zwingt.

Mobbing-Hotline selbst nicht von den Plattformen

Die Plattformen sind lediglich verpflichtet, den Alarm-Button gut sichtbar für Jugendliche anzuzeigen und die telefonische Verbindung herzustellen. Die Hotline selbst wird von französischen Einrichtungen betrieben und finanziert.

Die französische Premierministerin Elisabeth Borne hat sich für diese Lösung eingesetzt und gesagt: „Mobbing ist eine Plage, die vielen Schülern das Leben vermiesen“. Die Zahl der Mobbing-Opfer nimmt überall auf der Welt zu, in Frankreich ganz besonders.

Die Regierung hat eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen und auch schon durchgeführt, um etwas gegen Mobbing zu unternehmen. Im Jahr 2022 wurde zB ein Gesetz verabschiedet, das Schulen dazu verpflichtet, Maßnahmen gegen Mobbing zu ergreifen.

Dazu gehören unter anderem Präventionsprogramme, die Schulung von Lehrern und die Schaffung von Beschwerdestellen. In einem weiteren Schritt wurden auch die Plattformen in die Pflicht genommen.

Social Media spielt bei Mobbing eine große Rolle

Stellt sich die Frage: Welche Rolle spielen denn Internet und Plattformen wir Instagram und TikTok dabei?

Laut einer Umfrage des französischen Bildungsministeriums aus dem Jahr 2022 haben 20% der französischen Schüler in den letzten Monaten Cybermobbing erlebt. Das entspricht etwa 4,3 Millionen Schülern. Im Internet ist Mobbing noch einfacher als in der Schule, die Hemmschwelle ist niedriger.

Und das Schlimmste: Für Kinder, die Mobbing erleben, gibt es keinen rettenden Schulschluss mehr. Denn nachdem die Schule beendet ist, geht es auf TikTok, Instagram, WhatsApp und Co. weiter – das wird dann Cyber-Mobbing genannt.

Cyber-Mobbing kann in Form von Beleidigungen, Drohungen, Verleumdungen oder der Verbreitung von Gerüchten stattfinden. Es kann schwere Folgen für die Opfer haben, wie etwa psychische Belastungen, Angstzustände oder Depressionen.

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Cyber-Mobbing in Deutschland

Aber wie sieht es denn in Deutschland aus – und könnte so ein Alarm-Button auch in Deutschland eine gute Idee sein?

Ich habe den Eindruck, das wäre auch bei uns eine mehr als dringend erforderliche Lösung. Allerdings ist es mit dem Button allein nicht getan, es braucht ja auch die Ressourcen für die Hotline, die Staat oder Einrichtungen anbieten müssten.

Die Zahl der Mobbing-Opfer ist vergleichbar in Deutschland. Laut der „JIM-Studie 2023“ des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest haben 14% der 12- bis 19-Jährigen in Deutschland im letzten Jahr mindestens einmal Cybermobbing erlebt.

Das entspricht etwa 1,7 Millionen Jugendlichen. Die Zahl der Cybermobbing-Opfer in Deutschland ist in den letzten Jahren leicht gestiegen. Mobbing im klassischen Sinne, also Mobbing ohne den Einsatz digitaler Medien, ist in Deutschland ebenfalls weit verbreitet.

Laut der „repräsentativen Erhebung zur Gewalt an Schulen“ des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) haben 20% der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland im letzten Jahr mindestens einmal Mobbing erlebt. Die Lage ist also prekär.

 

 

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