Wir brauchen immer mehr mobile Bandbreite – und die Netze müssen schneller werden. Deshalb kommt ein neues Mobilfunknetz: 5G. Es kann eine Menge, wird aber auch ziemlich teuer werden. Für uns alle.
Immer und überall online gehen können: Das ist mehr als ein Versprechen – das ist für viele Menschen heute eine regelrechte Erwartung. Kein Wunder, denn Handyhersteller und Mobilfunkanbieter nähren mit ihrer Werbung gemeinsam die Vorstellung, dass wir tatsächlich immer und überall online gehen können.
Und die vielen Apps und Onlinedienste setzen es voraus, sonst machen sie nämlich keinen Sinn. Doch wir sind meilenweit von der Einlösung des Versprechens entfernt. Der Datenhunger wird gleichzeitig immer größer. Was also soll passieren? Richtig: Wir brauchen noch schnellere Netze. 5G ist das Stichwort, der Nachfolger von LTE.
Der Bedarf nach Bandbreite explodiert
Viele haben unterwegs ständig ihr Smartphone in der Hand, lesen Texte, laden Fotos hoch oder schauen sich Videos an. Das merken die Mobilfunkprovider – der Datenverbrauch nimmt zu. Heute haben viele Kunden Mobilfunkverträge, die 10 GB und mehr an Daten enthalten – im Monat. Das haben vor einigen Jahren nicht mal Firmen pro Monat über ihren DSL-Anschluss verbraucht.
Durch Soziale Netzwerke und vor allem den Konsum von Videos – Stichwort YouTube, Netflix und Co. – explodiert der Datenverbrauch geradezu: Experten des Technologiekonzerns Ericsson haben gerade eine Marktstudie veröffentlicht.
Die Experten gehen von einem steilen Wachstum von derzeit 8,8 Exabyte Datenvolumen im Monat auf schon bald 110 Exabyte pro Monat weltweit aus. Das ist eine Verzwölffachung. Für alle, die sich unter einem Exabyte nichts vorstellen können: Ein Exabyte entspricht einer Million Terrabyte. Oder eine Million Million Gigabyte. In den vergangenen zwölf Monaten allein hat sich der Bedarf um 65 Prozent gesteigert – und damit viele Mobilfunkanbieter schon jetzt an ihr Limit gebracht.
LTE-Netz ausbauen
Die Anbieter können kurzfristig für Entlastung sorgen, indem sie einzelne überlastete Funkzellen aufteilen, also kleiner machen, und zusätzliche Funkzellen einrichten. Doch das hilft nicht im großen Stil. Es braucht ein neues Netz: 5G. Das ist der offizielle Nachfolger von 4G, auch als LTE bekannt, das was die meisten von uns aktuell benutzen.
Das neue Mobilfunknetz 5G ist ein riesiger Schritt nach vorne: 5G wird nicht nur in der Lage sein, deutlich mehr Daten zur gleichen Zeit zu transportieren, sondern auch deutlich schneller sein als LTE. Das ist auch dringend nötig. Denn neue Anwendungen brauchen zuverlässig deutlich höhere Bandbreiten als heute.
Wie noch schneller?
Brauchen wir. Selbstfahrende Autos übertragen jede Menge Daten – und sie können nicht warten. Es darf keinen Datenstau geben: Die Daten müssen schnell und zuverlässig übertragen werden. Das gilt ebenso für den Gesundheitssektor.
Auch die Industrie überträgt immer größere Datenmengen mobil – und in Realtime. Das vorhandene Netz ist da hoffnungslos überlastet und reicht nicht. Das merkt doch jeder von uns: Selbst mit guten Verträgen kann es in Ballungsgebieten dazu kommen, dass die Daten nur sehr langsam übertragen werden. Trotz LTE.
Geht der Ausbau denn voran?
Nach Plänen der EU soll 5G bis 2020 die Marktreife erreicht haben. 2023 werden bereits eine Milliarde Geräte weltweit 5G nutzen. Zunächst kommt LTE Advanced, also ein Ausbau des aktuellen Netzes. Da sind bis zu 1 GBit/Sekunde möglich.
Doch schon bereiten sich Provider und Hersteller auf 5G vor. In 5G sind 10 GBit/Sekunde möglich. Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis das Wirklichkeit wird. Denn dafür muss ein komplett neues Netz aufgebaut werden. Wir brauchen so viel Tempo aber, denn zum einen brauchen die User immer mehr Bandbreite, zum anderen sind immer mehr Menschen online. Allein schon deswegen muss das Netz ausgebaut werden.
Wird es dann günstiger, wenn 5G kommt?
Nein, leider nicht. Die Technologie ist deutlich teurer als der Vorgängerstandard LTE. Der Ausbau des 5G-Netzwerks soll allein in Europa eine halbe Billion Euro verschlingen. Klar, dass diese Kosten auf die Kunden abgewälzt werden – schließlich wollen und müssen die Mobilfunkanbieter verdienen.
Ob die Kunden, also wir alle bereit sind, für mehr Datentempo und mehr Datenvolumen auch mehr zu bezahlen, ist fraglich. Auf der anderen Seite: Derzeit liefern sich Mobilfunkanbieter ja durchaus einen Wettkampf, führen durch die Hintertür Flatrates ein, die sich StreamOn oder site:schieb.de streamon
nennen. Daran gewöhnen sich die Kunden. Anfangs wird man sicherlich einen kleinen Aufschlag für mehr Datentempo nehmen können – aber auf Dauer eher nicht.