Die fiktive Wiedergeburt von Schumi: Eine erbärmliche Finte von „Die Aktuelle“

von | 20.04.2023 | Internet

Ein komplett erfundenes Interview mit Michael Schumacher: Die Zeitschrift „Die Aktuelle“ belegt eindrucksvoll, dass Dummheit gepaart mit Dreistigkeit und Geschmacklosigkeit nicht nur im Internet zu finden ist. Schämen sollte sie sich, die Funke-Meidengruppe.

Erfundene Interviews, Clickbait und Sensationsgier: All das gehört zum täglichen Wahnsinn des Internets – und wohl auch in die Welt der Regenbogenpresse. Doch wenn es um die Würde und Privatsphäre eines schwerkranken Menschen geht, sollte eine Grenze gezogen werden. Leider hat das Magazin „Die Aktuelle“ diese Grenze überschritten, als ein erfundenes (oder präziser formuliert: ein mittels ChatGPT künstlich erzeugtes) Interview mit dem Formel-1-Legende Michael Schumacher veröffentlicht wurde. Eine Geschichte, die zu dumm ist, um wahr zu sein.

Das Internet ist ein Ort, an dem die Wahrheit oftmals auf der Strecke bleibt. Ein perfektes Beispiel dafür ist das mithilfe des Onlineportals characters.ai komplett künstlich erzeugte und damit erfundene Interview mit Michael Schumacher, das kürzlich im Onlinemagazin uebermedien.de angeprangert wurde. Der Autor bezeichnete das gefälschte Interview als „zu dumm, um wahr zu sein“, und das trifft den Nagel auf den Kopf.

Nicht alle Journalisten verhalten sich ehrenvoll

Als ehemaliger Weltmeister der Formel 1 hat Schumacher die Motorsportwelt jahrelang dominiert. Sein tragischer Skiunfall im Dezember 2013 und die daraus resultierenden gesundheitlichen Folgen sind seitdem ein großes Thema in der Öffentlichkeit. Seit diesem Unfall ist die Privatsphäre der Schumacher-Familie heilig, um Michael den Raum und die Ruhe zu geben, die er für seine Genesung braucht.

Doch trotz der zahlreichen Bitten um Diskretion gibt es immer noch Menschen, die aus der Situation Profit schlagen wollen. In einem unerträglichen Akt der Respektlosigkeit gegenüber Schumacher und seiner Familie wurde ein erfundenes Interview veröffentlicht, das angeblich seine Genesung und seine Gedanken über die Zukunft beschreibt. Dieses Interview ist nicht nur fiktiv, sondern auch grotesk und zeigt, wie tief einige Leute sinken können, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Wir müssen uns fragen, was für ein krankes Spiel hier gespielt wird. Warum sollte jemand so weit gehen, ein Interview zu erfinden und die Privatsphäre einer Familie zu verletzen, die bereits so viel durchgemacht hat? Die Antwort ist simpel: Sensationsgier und das unstillbare Verlangen nach Klicks bzw. Auflage, denn „Die Aktuelle“ hat das ungeheure „Interview“ nicht etwa nur online „verkauft“, sondern auch gedruckt.

In einer Welt, in der Erfolg anhand von Likes, Shares und Klickzahlen gemessen wird, spielen Skrupel und Moral keine Rolle mehr. Gedruckte Blätter scheinen nicht besser zu sein.

Wir sollten alle protestieren!

Doch es reicht nicht, sich nur über solche Machenschaften zu empören. Es ist an der Zeit, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Wir, als Leser und Nutzer von Online-Inhalten und auch Print-Produkten, müssen diese Art von Falschinformationen und die Verletzung der Privatsphäre nicht akzeptieren. Wir können unser Verhalten ändern, indem wir solche Inhalte nicht anklicken, nicht teilen und nicht darüber diskutieren. Denn wenn die Sensationsgier nachlässt, verlieren solche erfundenen Geschichten ihre Macht.

Klar: Auch ich schreibe hier jetzt darüber. Aber nur, weil ich finde, dass hier eine besonders perfide Masche abgezogen wurde. Ich habe zufällig Werbung gesehen und gedacht; Ist ja ein Ding, dass es Schumacher wieder besser geht und er sogar so einem unbedeutenden Blatt ein Interview gibt.

So etwas machen unverantwortliche Headlines wie die der Aktuellen.

Auch Tech-Blogs sollten hier Verantwortung übernehmen und eine klare Linie ziehen. Statt das nächste große Sensationsstück zu jagen, sollten wir uns auf qualitativ hochwertige und gut recherchierte Inhalte konzentrieren. Wir müssen uns von der Clickbait-Kultur verabschieden und stattdessen Fakten, Hintergründe und fundierte Meinungen in den Vordergrund stellen. Denn nur so können wir uns als vertrauenswürdige Informationsquelle etablieren und gleichzeitig den Verbreitern von Falschinformationen den Kampf ansagen.

Schumachers Familie will klagen

Die Schumacher-Familie hat bereits genug Leid und Schmerz ertragen müssen. Sie verdienen es, in Ruhe gelassen zu werden, anstatt in das Zentrum eines skrupellosen und schändlichen Schauspiels gestellt zu werden. Es ist nicht nur anklagend und unterhaltsam, sondern auch unsere Pflicht als informierte Bürger und Medienkonsumenten, solche Geschichten als das zu entlarven, was sie sind: Lügen, die auf Kosten der Würde und Privatsphäre anderer Menschen verbreitet werden.

Schumachers Familie erwägt rechtliche Schritte. Recht so!

Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen und uns gegen solche erfundenen Interviews und die Verletzung der Privatsphäre stellen. Lasst uns unser Bewusstsein schärfen und solchen Inhalten den Rücken kehren. Denn am Ende des Tages sind wir alle verantwortlich für die Informationen, die wir konsumieren und verbreiten. Es liegt in unserer Macht, die Grenzen dessen zu ziehen, was akzeptabel ist und was nicht.

Widerliche Praktiken

Die Zeit ist gekommen, dass wir uns als Gemeinschaft zusammenschließen und uns gegen solche widerlichen Praktiken stellen. Wir müssen zeigen, dass wir weder dumm genug sind, solchen Lügen Glauben zu schenken, noch bereit sind, sie weiterzuverbreiten. Wir müssen der Sensationsgier und der Verletzung von Privatsphäre entschieden entgegentreten, damit solche erfundenen Interviews und andere unethische Inhalte keinen Platz mehr im Internet finden.

Michael Schumachers Schicksal ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie weit die Sensationsgier in unserer digitalen Welt gehen kann. Lasst uns gemeinsam diesen erschütternden Trend stoppen und dafür sorgen, dass solche erfundenen Interviews und respektlose Inhalte der Vergangenheit angehören. Wir haben die Macht, eine bessere Informationslandschaft zu schaffen, und es liegt an uns, sie zu nutzen.

Erstellt wurde das Fake-Interview übrigens mit „character.ai“. Das ist eine Webseite, die mit ChatGPT „spielt“. Der Chatbot antwortet auf Wunsch im sprachlichen Stil und auch mit dem Wissenshintergrund von prominenten Personen, so ähnlich wie die App Historical Figures. Dort kann man mit verschiedenen Promis „sprechen“. Das alles ist simuliert und soll der Unterhaltung dienen. Über den Antworten steht dick und fett:

„Remember: Everything Characters say is made up!“

Also: Alles erfunden. Offensichtlich können Redakteure von „Die Aktuelle“ nicht lesen – oder sind ungeniert genug, ihren Profit fest im Blick, das fast wie ein echtes Interview erscheinen zu lassen. Zwar gibt es immer wieder eingestreute „Wie echt“, sogar auf der Titelseite. Nur: Diese Einschränkungen sind kaum wahrnehmbar und nur ein Feigenblatt.

Einen Erkenntnisgewinn was Schumacher anbelangt hat durch diese Aktion niemand. Allerdings gibt es einen Erkenntnisgewinn, wie Regenbogenpresse funktioniert.

 

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