Die PR-Kampagne von Facebook

Facebook gerät nicht so recht aus den Schlagzeilen. Ständig gibt es neue Probleme: Probleme mit dem Datenschutz, Probleme mit der Privatsphäre, Probleme mit Hatespeech, um nur einige Beispiele zu nennen. Aber warum bleiben trotzdem alle dabei? Weil da so viel los ist, weil auch die anderen da sind. Es mangelt halt an Alternativen. Und an Vorschriften. Derzeit macht Facebook eine PR-Kampagne. Sie wollen gute Stimmung.

Wie heißt es so schön im neuen PR-Spot von Facebook:

„f“ steht für Fehler. Für fehlendes Vertrauen.

Zweifellos. Aber auch für Frust. Stimmt zweifellos, das sehen viele User so. Dieser Werbespot ist derzeit im Fernsehen, aber auch im Netz zu sehen – zum Beispiel bei YouTube. Facebook versucht, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Damit „f“ wieder für Fortschritt und Freunde steht, so der Spot.

PR-Kampagne passt zu Facebook

Diese PR-Kampagne passt wirklich wunderbar zu Facebook. Wachsweise Entschuldigungen, ohne wirklich konkret und konsequent etwas zu ändern.

„Wir sind unserer Verantwortung nicht immer nachgekommen „, heißt es im Spot. Das ist wohl die Untertreibung schlechthin.

„Und dafür bitten wir um Entschuldigung“. Das entspricht dem Mantra von Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Egal wo er auftritt, immer und überall sagt er: „Ich habe verstanden. Ich habe Fehler gemacht. Ich bitte um Entschuldigung. Wir werden uns bessern!“.

Diesem Trick hat Zuckerberg auch vor dem US-Kongress, dem US-Senat und der EU durchgezogen. Die neue PR-Kampagne bedient also dieselbe Masche. Und die lautet: Facebook bittet niemals um Erlaubnis, aber dafür immer um Entschuldigung. Mark Zuckerberg übernimmt nur ungern Verantwortung – und sein Unternehmen ganz genauso.

Reaktion auf zunehmende Kritik

Die Kritik an Facebook nimmt zu. Der amerikanische Internetpionier Jaron Lanier zum Beispiel kritisiert Facebook schon seit langem – und lautstark. Er nennt uns in einem Buch zehn gute Gründe, wieso wir Facebook verlassen sollten.

Denn Facebook sammle nicht nur völlig unkontrolliert Daten, und das im großen Stil, sondern manipuliere seine Nutzer außerdem. Vor allem durch auf extrem auf die Persönlichkeit zugeschnittene Werbung. Aber nicht nur. Außerdem machten Netzwerke wie Facebook gezielt und gewollt abhängig. Auf solche Kritik geht Facebook mit keinem Wort ein.

Beckedahl kritisiert Machtmonopol

Facebook baut lieber seinen Machtbereich aus: Über zwei Milliarden User bei Facebook, aber auch WhatsApp, Instagram und Facebook Messenger haben Milliarden von Usern. Ein gigantisches Netzwerk. Eine bedenkliche Machtkonzentration, meint Markus Beckedahl, Chef des Onlineportals netzpolitik.org:

„Facebook hat mittlerweile in Teilen des Sozialen Netzes Monopolcharakter bekommen. Vor allem in Dingen im Verbund mit Facebook, WhatsApp, Instagram und Facebook Messenger.

Es dominiert ein Unternehmen einen Großteil unserer Smartphones und unserer Kommunikation und legt einseitig die Regeln fest, wie wir kommunizieren. Und das sollten wir in einer Demokratie nicht akzeptieren.“

Wohl wahr. Der Gesetzgeber müsste definitiv etwas dagegen unternehmen. Es geht nicht so sehr darum, sich mit Nebenkriegsschauplätzen wie Hatespeech aufzuhalten, sondern darum, die Macht an sich aufzubrechen.

Das wäre möglich. Ein ganz konkreter und leicht umzusetzender Vorschlag: Facebook und WhatsApp müssten interoperabel werden.

Interoperabilität könnte eine Lösung sein

Das bedeutet: Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Netzwerke nicht mehr geschlossen sind. Wer Threema, Signal oder Telegram nutzt, kann auch mit WhatsApp-Usern Nachrichten austauschen. Und wer ein anderes Soziales Netzwerk nutzt, kann auch Postings aus Facebook liken – oder teilen. Und umgekehrt, selbstverständlich.

Das würde die Chancen für neue Netzwerke wie OpenBook enorm erhöhen.

Eine Alternative naht: OpenBook

OpenBook soll ein neues Soziales Netzwerk werden. Ein Netzwerk, das ohne Werbung und ohne Ausschnüffeln der Privatsphäre auskommt. Noch gibt es OpenBook nicht. Nur ein Video, in dem die Macher das Projekt vorstellen – und auf Kickstarter Geld einsammeln, um das Projekt zu finanzieren und auf die Beine zu stellen. In sechs Monaten soll es dann starten.

[03:20] Wie OpenBook Geld verdienen will, steht leider noch nicht fest. Aber es wäre eine schöne Alternative. Eine realistische Chance hat OpenBook aber nur dann, wenn die User die Alternative auch annehmen. Und wenn sich der gesetzliche Rahmen ändern: Die existierenden Netzwerk müssen offener werden, damit neue Ideen und Startups eine größere Chance haben.

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