Die Welt soll digitaler werden, heißt eine immer wieder zu hörende Forderung. Vor allem Behörden in Deutschland hinken heillos hinterher. Das könnte sich jetzt ändern. Denn der Gesetzgeber hat jetzt den Weg frei gemacht für einen Digitalen Identitätsnachweis. Also nicht mehr den Personalausweis im Chipkarten-Format herzeigen, sondern das Handy – so das Ziel. Was steckt dahinter und wie soll das gehen?
Die meisten von uns haben ja schon einen Personalausweis, der „elektronisch“ sein soll. Der wird aber kaum benutzt.
Seit zehn Jahren kann man seinen Personalausweis auch digital benutzen, etwa, um sich im Netz ganz offiziell auszuweisen. Allerdings ist das kompliziert: Man braucht dafür ein spezielles Lesegerät, das man kaufen muss. Oder ein modernes Handy, das in der Lage ist, den Personalausweis auszulesen. Dann muss man noch seinen 6-stelligen Geheimcode eingeben – also kennen.
Schwierig genug, aber es gibt kaum Behörden, die das auch unterstützen. Man kann seinen Punktestand ins Flensburg so schnell und bequem abfragen – das war’s aber auch schon fast. Also ein Flop. Deswegen soll jetzt der „Digitale Identitätsnachweis“ kommen. Bürger sollen ihren Nachweis künftig im Smartphone oder Tablet speichern können, dauerhaft – und so jederzeit verwenden können.
So soll es gehen
Man benötigt die Ausweis-App des Bundes, die sich AusweisApp2 nennt. Darin registriert man seinen elektronischen Personalausweis. Das Handy liest den Ausweis aus – und speichert alle wichtigen Daten im Gerät. Das muss natürlich höchsten Sicherheitsstandards genügen, damit niemand die Daten auslesen kann, den diese nichts angehen.
Die genauen technischen Voraussetzungen sind noch nicht bekannt, es wird aber wohl nicht auf allen Handys gehen, eher auf modernen, die über die nötigen Möglichkeiten verfügen. Sind die Daten erst mal sicher im Handy, lassen sie sich dann bequem abrufen und benutzen. Überall dort, wo es nötig ist, sich auszuweisen. Sei es im Web, etwa beim Shopping, bei Verwaltungsaufgaben oder an der Bar, sollte man jünger aussehen als man ist …
Behörden sollen digital werden
Aber was bringt es, wenn nur wenige Behörden modern genug sind, die digitale Identität abzufragen?
Die Behörden sollen verpflichtet werden, sich entsprechend aufzustellen. Denn es lässt sich eine Menge Steuergeld sparen: Wenn kleinere Verwaltungsakte online mit Digital-Ausweis erledigt werden können, ob die Ummeldung des Autos, das Anfordern einer Geburtsurkunde, eine Ummeldung etc., können erhebliche Personalkosten eingespart werden.
Deswegen werden die Behörden von Bund, Länder und Kommunen nun verpflichtet, den digitalen Identitätsnachweis zu akzeptieren. Da kommt also einiges an Aufwand auf die Behörden zu. Aber auch Banken, Versicherungen, Online-Händler etc. werden diese Möglichkeit nutzen. Im Herbst soll es losgehen.
Wie steht’s um die Sicherheit?
Viele machen sich natürlich Gedanken um die Sicherheit.
Zu Recht. Die Anforderungen sind auch hoch. Nicht alle Smartphones und Tablets werden es können, den digitalen Identitätsnachweis anzubieten. Und: Es gibt auch die Befürchtung, dass Behörden in Europa parallel zur Einführung digitaler Identitätsnachweise auf die Idee kommen können, biometrische Datenbanken aufzubauen – in denen Fingerabdrücke, Passbilder etc. gespeichert sind. Hier gibt es jetzt schon Widerstand. Solche Aspekte werden nun geklärt werden müssen.