Digitales Erbe: Wie umgehen mit Onlinekonten nach dem Ableben?

von | 12.06.2023 | Internet

Wer seinen Nachkommen Zugangsdaten zu Onlinekonten hinterlassen möchte, sollte Password Manager verwenden: Sie sind die einfachste und praktische Methode, diese Herausforderung zu meistern.

Irgendwie läuft immer mehr digital. Shoppen. Tickets buchen. Oder das Ferienhaus. Getränke bestellen. Kommunikation. Bankgeschäfte, Konto, Aktiendepot. Alles in der Regel gut abgesichert mit Zugangsdaten, Passwörter, geheimen Schlüsseln. Nur Behördengänge sind noch nicht digital, aber das ist ein anderes Thema. Am Freitag ist „Digitaltag“ in Deutschland. Mit vielen Aktionen, auch vor Ort, um uns alle fit(er) zu machen im Umgang mit Digitalisierung.

Und wir wollen heute mal über das „Dititale Erbe“ sprechen. Damit ist gemeint: Wie schaffe ich es, meinen Verwandten oder Nachfahren nach meinem Ableben die Zugangsdaten zu allen wichtigen Onlinediensten zu übergeben?

Passwörter sollten kontrolliert übergeben werden

Experten empfehlen Papierlisten – wenig praktikabel

Früher war da einfach: Einen Brief in die Schublade oder in den Tresor – zusammen vielleicht noch mit einem Schlüssel. Das war’s. Heute ist es aber komplizierter mit all den Accounts und Passwörtern…

Das ist ja schon zu Lebzeiten für einen selbst schwierig, sich alles zu merken. Denn wir wissen ja: Es wird dringend empfohlen, für jedes Onlinekonto ein anderes Passwort zu benutzen. Damit Hacker, wenn ihnen die Zugangsdaten für ein Konto in die Hände fallen, nicht gleich überall rein können, um sich zu bedienen. Wenn man das macht, ist das gut – aber für Nachfahren natürlich schwierig.

Denn man kann ja eben nicht sagen: Mein Passwort lautet „Balinesischer Sonnenuntergang“ – und das war’s. Nein, man muss die Zugangsdaten zu allen wichtigen Konten notieren und weitergeben. Zu den Bankkonten bekommt man im Zweifel noch auf normalem bürokratischen Weg Zugriff, nicht aber auf Facebook, Twitter, Bitcoin Konto oder all die anderen Konten, die man heute so hat. Da muss man wohl oder übel eine Aufstellung machen.

Password Manager bieten Komfort

Eine Liste auf Papier, auf der alles notiert wird – ist das denn noch zeitgemäß?

Eine berechtigte Frage. Die Verbraucherzentralen empfehlen diese Vorgehensweise teilweise noch: Benutzername und Passwort aufschreiben, ausdrucken und an einem sicheren Ort verwahren. In Wahrheit ändern wir aber unser Passwort gelegentlich, etwa, wenn wir gewarnt werden, das sei nicht mehr sicher. Dann müsste man streng genommen jedes Mal seine Papierliste auf den neuesten Stand bringen und ersetzen. Wirklich unpraktikabel.

Da ist eine geheime Datei auf der Festplatte oder in einem Online-Laufwerk, natürlich verschlüsselt und mit Passwort gesichert, schon eine bessere Idee. Aber auch diese Übersicht müsste man immer auf dem neuesten Stand halten – das geht und ist einfacher als auf Papier, aber auch mühselig. Viel einfacher ist es, einen Passwort Manager zu benutzen – das hilft einem sowieso, seine Zugangsdaten optimal zu verwalten und zu organisieren.

Zugang zum Passwort Manager

Aber wie kommen Verwandte dann an die Daten im Passwort Manager dran?

Die guten Passwort Manager wie Lastpass, 1Password, Dashlane oder Keepass. Letzteres ist sogar kostenlos. Solche Passwort Manager haben alle ein Master Passwort: Wer das kennt, kann dann auf alle anderen zugreifen, sie einsehen und benutzen. Einige der Passwort Manager bieten sogar die Möglichkeit, gespeicherte Passwörter zu teilen. Entweder einzelne oder alle – etwa mit Verwandten.

Einige wie Dashlane sehen sogar explizit eine Funktion für den digitalen Nachlass vor: Da trägt an einen Verwandten oder eine Vertrauensperson ein, die im Fall der Fälle dann auf alle Daten und Passwörter zugreifen kann. Es reicht, das zu notieren und/oder in der Software einzutragen.

Da sich in solchen Passwort-Managern oft auch noch andere Daten eintragen lassen, zum Beispiel Dokumente oder Bankdaten, kann man auf diese Weise auch darauf bequem Zugriff gewähren. Nach meiner Einschätzung sind Passwort Manager die eleganteste Lösung, damit Hinterbliebene im Todesfall auf die Onlinekonten zugreifen können. Aber das ist eben eine Lösung, die einem immer etwas bringt – auch jetzt schon. Wer Passwort Manager benutzt, hat überall sichere Passwörter und ist generell besser geschützt.

Abmelden bei Facebook, Twitter und Co.

Eine Aufgabe übernehmen Passwort-Manager aber nicht: Eine Abmeldung bei Facebook, Twitter und Co.

Prinzipiell ist es so, dass Erben nicht nur materielle Güter erben, sondern auch digitale. Sie haben also erst mal Zugriff auf die Konten und auch Anspruch auf digitale Güter.

Etwa Guthaben, digitale Kunstwerke etc. Die meisten großen Sozialem Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. haben festgelegte Abläufe, wie im Fall eines Todes vorzugehen ist: In der Regel muss die Sterbeurkunde oder ein anderes Dokument vorgelegt werden, dann kann ein Konto geschlossen oder gelöscht werden. Das ist ein manueller Verwaltungsakt, dafür gibt es in der Regel keine Funktionen, die man einfach so online ansteuern kann – und es dauert auch ein wenig. Twitter zum Beispiel erwartet ein notariell beglaubigtes Dokument.

 

 

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