Das Internet ist ein gigantischer Energiekonsument

Energiefresser Internet

Aktuell steht alles auf dem Prüfstand – selbst Weihnachtsbeleuchtungen. Denn irgendwie muss Energie eingespart werden, soviel ist klar. Doch einer der großen Energiekonsumenten bleibt außen vor: das Internet. Hier wird mehr Energie verbraucht als viele denken. Wir schauen hin.

Ein großes, wenn nicht eins der führenden Themen derzeit: Energie sparen – auch Strom, denn immer noch werden viele Kraftwerke mit Gas betrieben. Überall wirdhin geschaut, wie und wo sich Energie sparen lässt.

Zu Recht, früher oder später hätten wir das sowieso machen müssen. Wir wollen schließlich eine Energiewende hinlegen. Aber ein Bereich bleibt bei der Betrachtung oft außen vor: Das Internet – und die Internetnutzung. Dabei ist das Internet sehr energiehungrig. Viele verdrängen das aber oder wissen es schlicht nicht. Wussten Sie zum Beispiel, dass jede E-Mail 10 Gramm CO2 verursacht? Statistisch, versteht sich.

Das Internet hilft auch Energie zu sparen
Das Internet hilft auch Energie zu sparen

Internet: Platz 3 der Energiekonsumenten

Wenn das Internet ein Land wäre, würde es auf dem dritten Platz stehen in Sachen Energieverbrauch und damit auch CO₂-Ausstoß – hinter den USA und China. Egal was mir machen, ob Suchanfragen stellen, Webseiten anschauen, Apps benutzen, daddeln, Fotos hochladen, Videos anschauen, Snapchat Nachrichten austauschen oder Binge Watchen: Wir verbrauchen Energie.

Nicht nur die im eigenen Rechner oder Smartphone, das ist das Geringste. Was wir nicht sehen, sind all die Rechenzentren, die nötig sind, um die Infrastruktur Internet anbieten zu können. Die Rechenzentren bei Google, Facebook, Netflix, Twitter, Microsoft etc. natürlich – aber eben auch die Rechenzentren in Netzwerkknoten, bei Providern und Mobilfunkanbietern.

Als Laie unterschätzt man den Aufwand enorm, der betrieben werden muss. All diese Rechenzentren müssen mit Energie versorgt werden, für Server, für Kühlung. Und so entsteht ein enormer Energieaufwand. Und auch CO₂-Ausstoß, denn längst nicht alle Rechenzentren weltweit nutzen grüne Energie.

Welche Apps verbrauchen viel Energie - und produzieren so viel Wärme?
Welche Apps verbrauchen viel Energie – und produzieren so viel Wärme?

10 Gramm CO₂ pro E-Mail

Aber wie gut lässt sich das tatsächlich beziffern? Ich hatte eben das Beispiel mit der E-Mail genannt, die 10 Gramm CO₂ verursacht . Lässt sich das wirklich so genau berechnen?

Die 10 Gramm CO₂ pro E-Mail sind natürlich nur eine Näherung: Wie viele E-Mails laufen jeden Tag durchs Netz, wie groß sind die im Durchschnitt, wie groß ist der Anteil von E-Mails auf Gesamt-Traffic im Netz – und so kommt man dann in etwa auf eine Größenordnung.

Es kommt ja nicht darauf an, es wirklich konkret für eine E-Mail zu wissen, sondern darauf, zu verstehen, dass es einen Zusammenhang gibt: Ich mache etwas – und es verbraucht Energie. Das erscheint nicht auf meiner Stromrechnung, aber auf der globalen. Es schadet der Umwelt. Und es treibt die Kosten nach oben. Einige Provider für Server – meiner auch – haben schon die Preise erhöht, weil die Stromkosten zunehmen.

Es hat alles einen Einfluss. Übrigens wurde auch berechnet: Das E-Mail-Aufkommen eines typischen Angestellten im Büro mit rund 120 E-Mails am Tag verursacht so viel CO₂-Ausstoß wie eine 11 KM lange Fahrt mit dem Auto. Es ist eben mehr als wir denken.

Jeder kann beitragen und Energie sparen
Jeder kann beitragen und Energie sparen

Streamen, der SUV der Internetnutzung

Videos und Streaming sind für 60-65 Prozent des gesamten Internet-Traffics weltweit verantwortlich – keine andere Anwendung verbraucht so viel Daten und Bandbreite. Damit sind Videos und Streaming auch für den Löwenanteil des Energieverbrauchs des Internet insgesamt verantwortlich.

2019 veröffentlichten Forscher des französischen Thinktanks „Shift Project“ eine Studie mit erschreckenden Zahlen. Der zufolge habe Video-Streaming weltweit allein 2018 mehr als 300 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verursacht. Das entspreche der Menge, die das gesamte Land Spanien in einem Jahr ausstößt. Tendenz: Steigend. Ja, wer Serien streamt, verbraucht eine Menge Energie – ohne es zu merken.

Streaming wird immer teurer

Welchen Einfluss haben wir?

Jetzt könnte man ja sagen: okay, das ist halt der Fortschritt, die Digitalisierung geht voran, da haben wir auch keinen Einfluss darauf.

Und das stimmt eben nicht: Wie wir das Internet konsumieren, wenn wir ständig online sind, hat natürlich Einfluss darauf. – jedes Datenpaket, das durchs Netz geht, sorgt für Co2-Ausstoß. Das ist quasi unvermeidlich. Die IT-Infrastruktur und das Internet sind weltweit heute schon für rund 4% des CO₂-Ausstoß verantwortlich, sagen Experten. Das ist so viel wie der internationale Flugverkehr. Schon 2030 soll dieser Wert doppelt so hoch sein. Wir wollen, wir müssen klimaneutral werden – das sind die Ziele, die wir uns gesteckt haben. Da können wir das Internet nicht ausnehmen.

Wir Verbraucher sollten es wissen, aber wir tragen nicht die Verantwortung. Es liegt in den Händen der Politik, genaue Vorgaben zu machen: Rechenzentren müssen energieeffizient betrieben werden, Energie sparen, effizient kühlen, grüne Energie verwenden. Durch die Preiserhöhungen tut sich jetzt etwas, das ist gut.

Wir brauchen auch Transparenz: Ist ein Cloud-Anbieter vorbildlich in Sachen Energieeffizienz – oder ein Umweltsünder? Wir als Verbraucher wissen es nicht. Wir sollten es aber wissen und vergleichen können. Last not least sollten wir auch selbst sehen können, wie viel Energie wir verbrauchen, um den Konsum steuern zu können. Es muss meiner Ansicht nach viel passieren.

 

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