Die Kryptowährung Ether ist deutlich klimafreundlicher geworden

Ethereum 2.0: Kryptowährung Ether verbraucht jetzt 99% weniger Energie

Die zweitgrößte Kryptowährung „Ether“ hat nach jahrelangen Ankündigungen nun einen fundamentalen Wandel hingelegt: Durch Änderung am technischen Konzept bei laufendem Betrieb verbraucht die Kryptowährung entschieden weniger Energie.

„Change the code, not the climate” – in einer groß angelegten PR-Kampagne Anfang des Jahres in Zeitungen drängten Greenpeace und Klimaverbände die Betreiber der größten Kryptowährung Bitcoin dazu, möglichst zeitnah ihren Programmcode zu ändern. Denn der Bitcoin verbraucht aufgrund seines technischen Zuschnitts mehr Strom als das ganze Land Schweden und verursacht dadurch enorme Klimaschäden.

Ethereum verbraucht jetzt 99% weniger Energie

Der Bitcoin bleibt trotz Appelle weiter klimaschädlich, die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum hat den eingeforderten Wandel hingelegt. Auch wenn wohl eher nicht die Kampagne Anlass für den Wechsel war – die Betreiber hatten den Wandel immer wieder versprochen und verschoben –, so lautet die Botschaft: Ethereum verbraucht jetzt 99% weniger Energie als vorher.

Am Donnerstag (14.09.2022) morgen, genau um 8:44 Uhr, wurde das Konzept des sogenannten „Mining“ in der Kryptowährung komplett und endgültig eingestellt. Damit ist der „Merge“ genannte Wechsel im laufenden Betrieb vom alten zum neuen System, von „Proof of Work“ zu „Proof of Stake“ in der zweitgrößten Kryptowährung erfolgreich abgeschlossen.

Ein Ende des Minungs für Ether
Ein Ende des Minings für Ether

So viel Strom wie Norwegen

Die federführenden Betreiber hinter „Ethereum“ haben beschlossen, ein extrem energiehungriges System durch ein deutlich klimafreundlicheres Konzept zu ersetzen. Die Ethereum Blockchain – das dezentrale Verwaltungssystem hinter der Kryptowährung – verbraucht dadurch jetzt 99% weniger Energie.

Der Effekt ist bemerkenswert: Laut Insidern verbrauchte Ethereum zuletzt 84,77 TW/h Strom pro Jahr (so viel wie das gesamte Land Finnland) – und war für 47,28 Mio. Tonnen CO2-Ausstoß verantwortlich (so viel wie Norwegen).

Ursache war vor allem (nicht ausschließlich) das energiehungrige Konzept des „Proof of Work“: Neue „Tokens“, also quasi virtuelle Münzen, mussten bislang mit aufwändigen Rechenverfahren errechnet werden. Ein exzessiv energieintensiver Vorgang, der „Schürfen“ (Mining) genannt wird und obszön viel Strom verbraucht.

Bei Bitcoin bleibt alles beim Alten

Bei der populärsten und größten Kryptowährung Bitcoin, die prinzipiell nach demselben Prinzip funktioniert wie Ethereum, war und ist es nicht anders. Der Energieverbrauch durch den Bitcoin ist sogar noch höher: Laut Studien verbrauchte der Bitcoin zuletzt 89 TW/h Strom jährlich. Anders als bei Ethereum gibt es beim Bitcoin aber keine erkennbaren Anstalten, das klimaschädliche Prinzip zu ersetzen.

Eine einzelne Transaktion – etwa das Übergeben einer virtuellen Münze (Token) in Ethereum – hat bislang 214 kW/h Strom verbraucht (Quelle: digiconomist.net). So viel wie ein durchschnittlicher Haushalt in einer Woche. Durch die Umstellung auf das neue Verfahren fallen die Energiebilanzen deutlich günstiger aus.

Beim Bitcoin bleibt alles beim Alten
Beim Bitcoin bleibt alles beim Alten

Experten sehen weitere Probleme ungelöst

Der Krypto-Spezialist Jürgen Geuter, in Fachkreisen nur als „Tante“ bekannt, begrüßt den Konzeptwechsel bei Ethereum: „Der Merge löst den Impact aufs Klima und wird auch den E-Waste Footprint (verheizte Grafikkarten) von Ethereum massiv drücken“, erklärt er.

Mit „verheizte“ Grafikkarten ist gemeint: Um neue „Tokens“ zu schürfen (minen), also der Kryptowährung neue Münzen zu bescheren, ist enormer Rechenaufwand erforderlich. Grafikkarten erledigen diese Arbeit besonders effektiv. Allerdings sind sie nach einem Jahr nicht mehr schnell genug und werden entsorgt. Dadurch entsteht zu allem Überfluss auch noch eine Menge Elektroschrott. Auch das ist bei Bitcoin nicht anders.

Trotzdem bleibt der Experte kritisch: „Die politischen, sozialen und konzeptionellen Probleme mit dem ganzen Konstrukt sind dadurch aber nicht Mal angegangen.“ Aus Sicht des Experten sind Blockchains in aller Regel ineffektiv, oft sogar sinnlos und völlig überschätzt. „Aber vielleicht können wir jetzt darüber reden, nachdem der obszöne Energieverbrauch nicht mehr alles überstrahlt“.

Das gilt allerdings auch und erst recht für den Bitcoin. Die Energiebilanz ist noch schlechter.

 

 

 

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