EU-Strafe gegen Apple: Was sich am App-Store ändern wird

von | 06.03.2024 | iOS

Apple wurde von der EU zu einem Bußgeld in Höhe von 1,8 Mrd. EUR verdonnert. Hintergrund sind Wettbewerbsrecht, der App-Store und die Provisionen bei Zahlungen.

Das ist mal ein ordentliches Bußgeld: 1,8 Mrd. EUR Strafe soll Apple zahlen. Eine „Wettbewerbsstrafe“, wie es offiziell heißt. Das Unternehmen habe seine marktbeherrschende Stellung für den Vertrieb von Musik-Streaming-Apps an iPhone- und iPad-Nutzer über seinen App Store missbraucht, so die EU-Kommission.

Den Stein ins Rollen gebracht hat der Streamingdienst Spotify aus Schweden. Da Apple einen eigenen Musikdienst hat, Apple Music, stehen Apple und Spotify im direkten Wettbewerb. Spotify beklagt mangelnden fairen Wettbewerb und hat schon vor Jahren Beschwerde eingereicht. Was ändert sich jetzt?

Apples App-Store muss ab März Wettbewerb zulassen, so sieht es der Digital Markets Act vor

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Warum 1,8 Mrd. EUR Bußgeld?

Warum dieses hohe Bußgeld, dass die EU-Kommission über Apple verhängt hat?

Es geht in erster Linie um den fehlenden Wettbewerb und in zweiter Linie auch um die strengen Richtlinien, nach denen App seinen App-Store für iPhone und iPad betreibt. Spotifiy ist der führende Anbieter von Musik-Streaming weltweit.

Apple sagt gerne, Spotify sei ein Monopolist. Aber das ist Unsinn. Denn es gibt eine Menge Konkurrenz und damit Wettbewerb, ob Apple Music, Deezer, Amazon Music und viele andere. Entscheidend ist aber, dass Apple gleichzeitig alleiniger Anbieter des App-Stores für iPhone und iPad ist und gleichzeitig Wettbewerber, weil Apple einen eigenen Musik-Streamingdienst hat, Apple Music.

Wenn Apple den Kunden den Streamingdienst für 9,99 EUR anbietet, verdient der Konzern viel mehr als wenn Spotify den Service für 9,99 EUR anbietet, da Apple immer(!) 15-30% kassiert.

Apple kassiert bei allen Transaktonen bis zu 30% Provision

Apple kassiert bei allen Transaktionen bis zu 30% Provision

Apple kassiert bis zu 30% Provision

Die Sache ist die: Bislang herrscht Apple nicht nur über den App-Store – das Unternehmen bestimmt die Regeln, die eingehalten werden müssen und entscheidet bei jeder einzelnen App, ob sie in den App-Store darf –, sondern kassiert auch bei jeder Zahlung ab. 15-30% Provision, je nach Unternehmensmodell.

Jetzt könnte man noch sagen: Apple Pay, App-Store, OK, wenn da Provisionen gezahlt werden. Allerdings sind 30% schon ganz schön heftig. Hinzu kommt aber: Zumindest bislang ist es für iPhone und iPad nicht möglich, Apps aus anderen Quellen zu laden oder zu erlauben, dass Kunden per Überweisung bezahlen oder mit dritten Zahlungsmitteln.

Apple will dann trotzdem 30% Provision. Das wird sich jetzt durch den „Digital Services Act“ (DSA) ändern, da muss Apple Kompromisse machen. Aber selbst wenn man Apps aus fremden in Zukunft laden kann, müssen die App-Anbieter immer noch 17% Provision bezahlen. Das sei wettbewerbsrechtlich bedenklich, argumentiert jetzt die EU-Kommission.

Bislang kontrolliert Apple den App-Store komplett. Pluspunkt: Mehr Sicherheit

Bislang kontrolliert Apple den App-Store komplett. Pluspunkt: Mehr Sicherheit

Bezahlen über externe Kanäle unmöglich

Nun hebt die EU-Kommission hervor, dass die Höhe der Provision allein nicht das Problem ist, sondern die Tatsache, dass die App-Anbieter keine andere Möglichkeit haben als die Provision zu zahlen. Was ist damit gemeint?

Laut Untersuchung der EU-Kommission untersagt Apple es Entwicklern von Musik-Streaming-Apps (aber auch von allen anderen Apps, muss man sagen), Nutzern von iOS-Nutzerinnen alternative, möglicherweise günstigere Musik-Abos anzubieten, die außerhalb der App verfügbar sind.

Etwa so: Wenn Du mit Apple Pay bezahlst, fein, das ist einfach und bequem, zahlst Du 9,99 EUR im Monat. Wenn Du außerhalb davon bezahlst, etwa durch Lastschrift, dann nur 7,50 EUR im Monat – das wäre ja denkbar. Das verbietet Apple nicht nur, sondern unterbindet es auch. Wenn eine App das anbietet, fliegt sie aus dem App-Store.

Damit ist die Sache klar: Apple verdient mehr mit seinem Musik-Dienst, hat eine größere Marge – und Spotify verdient weniger pro Kunde und muss entweder teurer sein oder kann weniger anbieten. Das ist durchaus zum Nachteil der Kunden.

Gerechtfertigt oder nicht?

Apple ist ein Konzern, der 383 Mrd. Dollar Umsatz im Jahr macht. Das bringt die nicht um – und Strafen müssen weh tun. In Zukunft sind mit dem Digital Services Act Strafen bis zu 6% des weltweiten Jahresumsatzes denkbar, bei Apple also über 20 Mrd EUR.

Aber es geht ja ums Prinzip. Ja, die bisherigen Regeln von Apple sind streng. Apple verdient damit prächtig, geschätzt 10-20 Mrd. EUR im Jahr. Allein mit dem App-Store. Natürlich wollen sie sich das nicht wegnehmen lassen.

Und das Öko-System von Apple ist sehr sicher und bequem. Aber: Der Kunde sollte immer die Wahl haben. Sicher und bequem, dann etwas teurer, oder riskanter und unbequemer, dann günstiger.

Allerdings müssen die App-Entwickler dann natürlich eine relevante Gebühr für die Infrastruktur des App-Stores bezahlen, das ist klar.

Aber immer mindestens 15% Provision abzukassieren, das ist schon unangemessen. Das gilt nicht nur für Streamingdienste, sondern auch für Games und viele andere Apps. Es ist gut, dass das genauer untersucht wird und neue Lösungen gefunden werden. Das ist im Interesse der Konsumenten.

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