Extremwetter: Künstliche Intelligenz verbessert Vorhersagen

von | 03.03.2023 | Digital

Leider müssen wir uns auf immer mehr Extremwetter einstellen. Besser, wir werden rechtzeitig vor solchen Ereignissen gewarnt. Auch hier kann Künstliche Intelligenz (KI) helfen.

Extremwetter-Erreignisse wie Starkregen und Wirbelstürme sollen künftig mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) besser vorhergesagt werden. Besonders energieeffiziente und leistungsfähige Methoden dafür stellte diese Woche der Informatikwissenschaftler Dr. Haojin Yang vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) vor.

Zusammen mit Forschern der Technischen Universität München (TUM) und des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam wertet Yang unter anderem Bilddaten von rund 900 Messstellen in Europa aus, die Satelliten in den vergangenen 22 Jahren geliefert haben. Zum Einsatz kommt dabei sogenanntes „Deep Learning“.

Künstliche Intelligenz wird immer besser - und damit auch die Berechnung von Wettermodellen präziser

Künstliche Intelligenz wird immer besser – und damit auch die Berechnung von Wettermodellen präziser

KI analysiert Bilddaten aus der Troposphäre

„Die analysierten Bilddaten stammen aus der Troposphäre, also der untersten Schicht der Erdatmosphäre, in der sich der Großteil des Wetters abspielt“, berichtete der HPI-Wissenschaftler im Rahmen der monatlichen Videokonferenz „openXchange“. Die öffentliche Veranstaltung fand im Rahmen des Clean-IT-Forums des Hasso-Plattner-Instituts für mehr Nachhaltigkeit in den digitalen Technologien statt. Eine Aufzeichnung des Vortrags finden Sie hier: https://open.hpi.de/courses/cleanit2021/items/ZZ2dWK8CaxQ7SNtO23pV4

Die Forscher beziehen dabei auch Wetterdaten ein, die der Deutsche Wetterdienst regelmäßig und in kurzen Zeitabständen von seinen Messstellen an der Erdoberfläche bereitstellt. Dadurch ist es nun gelungen, durch neuartiges Deep Learning einen Algorithmus zu entwickeln, der das Berechnen der riesigen Datenmengen gegenüber bisherigen Wettermodellen wesentlich beschleunigt und dabei noch enorm viel Strom spart. Vor allem bei extrem starkem Wind oder Regen könne der Bevölkerung in betroffenen Gebieten dadurch früher und gezielter geraten werden, sich zu schützen.

Binäre neuronale Netze

Der Wissenschaftler aus dem Team von HPI-Geschäftsführer Prof. Christoph Meinel setzt nach eigenen Worten für das Deep Learning sogenannte binäre neuronale Netze ein. Diese arbeiten mit Daten im 1-Bit-Format (0 und 1) statt mit 32 Bit. Das sorge für tausendfach geringeren Energieverbrauch der entsprechenden Hardware.

Beim maschinellen Lernen verbraucht insbesondere das Training von Deep-Learning-Modellen bisher sehr viel Strom. So verdoppelt sich der Energieverbrauch für Künstliche Intelligenz derzeit alle dreieinhalb Monate, sagen HPI-Wissenschaftler.

Yang räumte ein, dass die Verwendung energieeffizienter Algorithmen noch zu einem Verlust an Genauigkeit bei den Ergebnissen führt. Die eingesetzt Technologie BNext mit ihrem binären neuronalen Netz hat jedoch bei ersten Einsätzen bewiesen, dass sie eine Genauigkeit von mehr als 80 Prozent erreicht. Sie ist damit allen konkurrierenden Ansätzen, einschließlich Googles PokeBNN, überlegen.

In den weiteren Forschungsarbeiten des „EKAPEx“-Projekts geht es nun um die „maßgeschneiderte Optimierung“ der neuartigen Wettervorhersage-Technologie, so der Informatiker. So soll beispielsweise eine gute Balance zwischen Genauigkeit und Energieverbrauch gefunden werden. Ziel ist es, das Potenzial von Low-Bit-Netzen für öffentlich zugängliche Wetterprognosen voll auszuschöpfen.

An dem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUV) geförderten Forschungsprojekt EKAPEx sind das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) und das Hasso-Plattner-Institut (HPI), beide mit Sitz in Potsdam, sowie die Technische Universität München (TUM) beteiligt. Ziel des Projekts ist es, neue energieeffiziente KI-Algorithmen für innovative Vorhersagemethoden von Extremwetterereignissen in Deutschland einzusetzen.

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