Facebook – wir alle kennen das soziale Netzwerk, viele sind regelmäßig drin, aber irgendwie ist den meisten Facebook auch ein bisschen unheimlich. Denn das Netzwerk wächst rasant, sammelt jede Menge Daten – und wohin die Reise gehen soll, weiß auch niemand so recht. Manche kehren Facebook bereits den Rücken.
Es gibt so manche Eigenheit von Facebook, die viele User nicht mögen. Beispiel: „Sponsored Stories“. Wer beim Surfen etwas entdeckt, das ihm gefällt, klickt auf „Gefällt mir“. Schon können alle Freunde in der Facebook-Chronik sehen, wofür man sich begeistert hat. Allerdings macht Facebook mitunter ungefragt Werbung mit der Gefällt-mir-Funktion. Dann erscheint bei Freunden ein Werbebanner mit Gesicht und Kommentar des Users.
Sponsored Stories: Werbung mit den Empfehlungen der Mitglieder
Auf diese Weise entstehen absurde Fälle. Ein Mitarbeiter der New York Times hat spaßeshalber auf einer Webseite, auf der Gleitcreme verkauft wird, „Gefällt mir“ geklickt – und einen Kommentar geschrieben, dass er davon gleich mehrere Fässer (Gallonen) bestellen will… Das ist dann in der Werbespalte bei Freunden erschienen. Weil die Freunde einen kennen und ein Gesicht sehen, bekommt so eine Werbung natürlich eine höhere Aufmerksamkeit als eine normale Werbegrafik. Firmen wie Amazon bezahlen Facebook dafür, nach passenden „Gefällt-Mir“-Klicks zu suchen und daraus Werbebanner zu basteln.
Im Mai haben sich einige Amerikaner dagegen gewehrt, von Facebook auf diese Weise ungefragt für bezahlte Werbung missbraucht zu werden und haben geklagt. Die Folge: Jetzt kann jeder Facebook-Nutzer in seinen Privatsphäreeinstellungen eintragen, ob er in solchen „Sponsored Stories“ auftauchen will oder nicht. Die meisten wollen eher nicht.
Facebook musste eine Kontrollfunktion installieren. Deshalb gibt es in den Privatsphäre-Einstellungen nun unter „Werbeanzeigen > Anwendungen und Webseiten“ eine neue Funktion „Werbeanzeigen“. Unter „soziale Werbeanzeigen bearbeiten“ können User ausschließen, in einer gesponserten Meldung aufzutauchen. Wer das nicht will, sollte das auch machen.
Erfolgsgeschichte von Facebook gerät ins Stocken
Die Erfolgsgeschichte von Facebook scheint vorerst gestoppt. An der Börse war die Aktie jedenfalls in den ersten Tagen kein Erfolg, die Aktie ist stark abgerutscht, erst in jüngster Zeit konnte sich das Papier etwas erholen. Der Grund liegt auf der Hand: Es gibt eben nicht wenige Nutzer, die meinen, Facebook übertreibe ein wenig, und sie ziehen ihre Daten aus Facebook ab. Das kann ein auf Wachstum ausgelegtes Unternehmen natürlich nicht freuen. Einige sprechen daher tatsächlich bereits von einem Ende des Social-Media-Hypes.
Facebook tut sich mitunter ein bisschen schwer, vor allem im Mobilbereich. Die Hälfte aller Facebook-User greift auch unterwegs auf Facebook zu, allerdings bietet Facebook nicht besonders viele Funktionen für unterwegs an. Beispiel: Vor Monaten hat Facebook die Foto-App Instagram gekauft, aber noch nicht bei sich integriert. Jetzt hat Facebook face.com gekauft, um die Gesichtserkennung unterwegs zu verbessern, weil die eigenen Programmierer so etwas nicht auf den Weg gebracht haben.
Aber auch die Facebook-App selbst ist mehr als verbesserungswürdig. Egal ob iOS, Android oder Windows Phone: Die offizielle Facebook-App ist überfrachtet, unübersichtlich und vor allem langsam, dass es kaum noch Spaß macht, Facebook unterwegs zu nutzen. Man kann es überall lesen und hören: Die App kommt nicht gut an, weil sie langsam und träge ist, egal ob man etwas hochladen oder lesen will. Facebook verärgert seine Mitglieder, und das in einem der wichtigsten Bereiche.
Funktionen und Angebote wie „Credits“ werden wieder abgeschaltet
Die Unzufriedenheit vieler User ist nicht das einzige Problem. Facebook scheint auch etliche Funktionen zu deaktivieren in letzter Zeit, die nicht wirklich funktioniert haben, zum Beispiel die eigene Währung „Facebook Credits“. Eigentlich wollte Facebook mit seinen „Credits“ ein eigenes Zahlungsmittel einführen, aber niemand wollte es benutzen, die User nicht, aber auch nicht die Anbieter, auch die Spieleanbieter haben die Credits links liegen gelassen. Apropos: Selbst große Spieleanbieter wie Wooga setzen nicht mehr auf Facebook als wichtigste Plattform. Sie sind zwar noch auf Facebook präsent, locken die Leute dann aber auf die eigenen Seite und erwarten nicht mehr, dass die Menschen bei Facebook spielen. Bei anderen Spieleanbietern sieht es ähnlich aus.
Auch wird es zunehmend ein Problem für Facebook, dass es keine relevanten Inhalte gibt: eBooks, Fotos, Filme, Musik – kann man alles auf Facebook empfehlen, aber in der Regel nicht auf Facebook hören oder anschauen, sieht man mal von der Ausnahme Spotify ab, ein Musik-Streamingdienst, wo man auch kostenlos Musik hören. Die anderen Anbieter, namentlich Apple, Microsoft und Google, geben gerade hier aktuell Gas: Sie sorgen dafür, dass ihre App-Stores und Marketplaces zur zentralen Anlaufstelle werden, um neben Apps auch Musik, Filme oder Spiele kaufen zu können. Das hat Facebook bislang nicht auf den Weg gebracht. Es gibt zwar jetzt auch ein App-Center von Facebook, aber das ist mehr oder weniger nur eine Empfehlungsliste, welche Apps es gibt, mehr nicht.
Es hat den Anschein, als hinke Facebook gerade einigen Trends hinterher. Das wird nicht gleich den Exodus von Facebook bedeuten, wie manche behaupten, es kratzt aber definitiv am Image des Höhenfliegers. Der rasante Aufstieg von Facebook scheint zunächst gebremst. Facebook ist in der Realität angekommen und muss sich nun überlegen, wie es weitergeht, denn anderenfalls werden die User dem Netzwerk den Rücken kehren. Tatenlosigkeit und Ideenlosigkeit: Das war auch der Anfang vom Ende bei SchuelerVZ und StudiVZ.