Falschnachrichten und Desinformation gibt es nicht erst, seitdem es Facebook, Instagram und Co. gibt. Doch die Plattformen machen die Verbreitung einfacher – und ermöglichen, jeden einzelnen gezielt mit passenden Botschaften anzusprechen. Darüber habe ich mit Guido Bülow von Facebook gesprochen.
Gerade mal noch drei Wochen – dann haben wir Bundestagswahl hier bei uns in Deutschland. Die Parteien machen Wahlkampf – so gehört sich das. Viele informieren sich aber auch oder sogar vor allem im Netz – und in den Sozialen Netzwerken.
Und es geistern viele Unwahrheiten und auch Falschbehauptungen, die Wähler beeinflussen sollen. Es gibt Kräfte im In- und Ausland, die dafür sorgen, dass solche Fake-News die Runde machen. Aber wie dagegen angehen? Facebook hat nun einige Maßnahmen gestartet, die helfen sollen.
https://www.youtube.com/watch?v=2y2AyWm0zOM
Soziale Netzwerke werden geflutet
Die Wählergunst ist im Fluss – das beweisen die Stimmungsbarometer. Viele informieren sich auch, immer mehr sogar hauptsächlich in Sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. Und deshalb werden die Plattformen mit Nachrichten und Meldungen geflutet – aus allen Lagern.
Mit Infos und Meldungen, die aufwühlen und möglicherweise Einfluss auf das Wahlverhalten haben können. Darunter auch viele steile Behauptungen – und jede Menge Falschmeldungen, auch Fake-News genannt. Klar: Auch längst nicht alles, was Politiker und Politikerinnen sagen und behaupten, besteht einen strengen Fakten-Check. Aber da weiß man zumindest, wer es sagt.
Das ist in Sozialen Netzwerken anders.
Da machen Kräfte aus dem In- und Ausland gezielt Stimmung, auch und vor allem mit unhaltbaren Falschmeldungen – und niemand weiß, wer dahintersteckt.
PR-Agenturen aus London bieten Wahlmanipulation an
Wie konkret die Bedrohung ist, zeigt die ARD-Dokumentation „Wahlkampf undercover“: PR-Agenturen aus London bieten gegen Bezahlung Wahlmanipulation an – vor allem auf Facebook. Die Menschen werden gezielt mit Falschmeldungen angesprochen, die sie aufregen.
Am meisten Falschmeldungen erscheinen auf Facebook und Instagram, das auch zu Facebook gehört. Die Kritik ist groß, der Konzern unternehme generell zu wenig. Deshalb hat Facebook nun weitere Maßnahmen angekündigt. Vor allem mehr Aufklärung soll es geben, kündigt Guido Bülow an, der bei Facebook für Kooperationen und journalistische Inhalte zuständig ist.
Guido Bülow: „Wir wissen, dass sowohl junge Menschen, aber eben auch ältere Menschen Aufklärung benötigen, Aufklärung benötigen. Gerade vor einer Wahl, vor einer Bundestagswahl wollen wir sie vor Falschinformationen schützen. Deshalb sind wir eine Partnerschaft eingegangen mit fünf verschiedenen Partnern in Deutschland.“
Gemeint ist zum Beispiel duhastdiewahl.de. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen Infobereich über Demokratie und Wahlen auf die Beine gestellt – auch in Türkisch, Russisch und Arabisch. Darauf wird aus Facebook heraus immer wieder verlinkt. Konkrete Hilfe zum Thema Fake-News gibt’s aber eher nicht: Ein Hinweis, dass man nicht alles glauben soll – mehr nicht. Was gibt’s also sonst noch?
Mehr Fakten-Checks
Guido Bülow: „Wir haben auf der ganzen Welt spezielle Teams aufgebaut, um koordinierte Desinformationskampagnen zu stoppen. Wir arbeiten mit Fakten-Prüfern zusammen, das sind in Deutschland die dpa, AFP und Correctiv, um Falschmeldungen zu identifizieren, um sie zu reduzieren in der Sichtbarkeit, aber den Menschen auch weiterführende Informationen zu geben.“
Mehr Fakten-Checks – das ist gut. Correctiv und andere untersuchen fragwürdige Inhalte – und zeigen einen Hinweis, wenn etwas nicht stimmt. Als falsch markierte Nachrichten werden allerdings nicht etwa gelöscht, sondern nur weniger häufig gezeigt. Gelöscht werden nur Beiträge, die gegen Gesetze verstoßen.
Verantwortung der Netzwerke
Klar, die Sozialen Netzwerke tragen nicht allein die Verantwortung, dass immer mehr Falschmeldungen kursieren und der Ton in der politischen Debatte immer rauher wird. Aber sie tragen Verantwortung – und zwar einer erhebliche.
Denn würden sie nicht so viele Daten von uns sammeln, könnten nicht windige PR-Agenturen jeden einzelnen von uns gezielt ansprechen und passende Propaganda präsentieren. Das Geschäftsmodell von Facebook, Google und Co. ist eine erhebliche Ursache für das Problem.
Neu: Fakten-Checks auf WhatsApp
Auch auf WhatsApp verbreiten sich viele Falschnachrichten. Allerdings kann Facebook kaum eingreifen, da alle Nachrichten verschlüsselt sind. Neu ist: Wer eine fragwürdige Nachricht erhält, kann die an Fakten-Checker wie AFP oder Correctiv schicken – und bekommt umgehend eine Einschätzung, ob es sich um eine Falschmeldung handelt.
Zum Schluss noch einen Tipp: Wie schwierig es mitunter sein kann, Fake-News und Falschmeldungen zu erkennen und von seriösen Informationen zu unterscheiden, das kann jeder selbst herausfinden. Bei Klicksafe und beim SRF – dem Schweizer Fernsehen – gibt es zwei wirklich gute Online-Tests. Einfach mal machen. Das trainiert nämlich die Reflexe. Und die sind ungeheuer wichtig in den Sozialen Medien.
https://www.srf.ch/news/panorama/online-quiz-echt-oder-fake-testen-sie-ihr-urteilsvermoegen