Google Bard ist da

von | 18.07.2023 | Digital

Googles Chatbot Bard ist jetzt auch in Deutschland erreichbar und nutzbar: Der kostenlose Chatbot kann eine Menge – und weist einige Unterschiede zu ChatGPT auf.

Seitdem die Firma OpenAI in Kalifornien im vergangenen Jahr im September den Chatbot ChatGPT gestartet hat, ist eine regelrechte Hysterie entstanden. Alle scheinen über Künstliche Intelligenz zu sprechen (oder sprechen zu wollen). Was kann KI, was macht KI mit uns – und wo wird das alles hinführen? Die Entwicklung ist derzeit enorm. Überall entstehen neue KI-Anwendungen. Doch ein großer Player fehlte bislang in Europa: Google. Seit einigen Tagen ist auch der Chatbot von Google in Deutschland nutzbar – Bard genannt.

Google Barwd ist in Deutschland gestartet

Google Bard und ChatGPT sind Konkurenten

Google hat eine Weile für Bard gebraucht

Wie kommt’s, dass ausgerechnet Google – einer der Pioniere bei KI – erst so spät mit einem eigenen Chatbot gestartet ist?

In der Tat arbeitet Google bereits seit mehr als 15 Jahren an Künstlicher Intelligenz und hat da auch enorme Leistungen vollbracht. Die meisten KI-Systeme, darunter auch ChatGPT; basieren auf Technologien, die bei Google entwickelt wurden. Allerdings wurde Google von der Veröffentlichung von ChatGPT überrascht: Bis dahin war niemand auf die Idee gekommen, ein KI-System für die Öffentlichkeit zu entwickeln und anzubieten. Hier wurde Google – aber übrigens auch der Meta-Konzern – überrascht. Hinzu kommt: Die EU hat strenge Vorschriften für Datenschutz.

Google kann sich hier als Weltkonzern weniger Fehltritte erlauben als ein OpenAI. Ganz einfach deswegen, weil sich mögliche Strafen auch am Gesamtumsatz orientieren. Es gab datenschutzrechtliche Bedenken – deswegen wurde Bard, der ChatBot von Google, in den USA bereits vor einigen Monaten eingeführt, aber zunächst nicht in der EU. Diese Herausforderungen wurden nun beseitigt – und das erklärt, wieso Bard erst später auch in Deutschland und der EU nutzbar gewesen ist. Aber: Jetzt geht es.

So benutzt du Google Bard

Anders als beim klassischen ChatGPT braucht man dafür kein Konto, auch kein Google-Konto. Der ChatBot Bard steht über die Google-Suche zur Verfügung: Wer hier Fragen eingibt, wird auch gleich Bekanntschaft machen mit Bard – und kann dort Antworten zu seinen Fragen bekommen. Oder man verwendet gleich die Adresse bard.google.com – und erreicht den Chatbot, ganz ohne Suchmaschine. Hier lassen sich Fragen eingeben, hier kann man in eine Diskussion mit Bard eintreten. In der linken Spalte sieht man vergangene Chats, kann also auch darauf noch zugreifen.

Es ist möglich, in ganz natürlicher Sprache – auch in deutsch – mit Bard zu kommunizieren. Man kann Fragen stellen, konkrete Details nachfordern, ganz wie in einem Gespräch. Auf der Webseite der Google-Suche präsentiert Google bei Bedarf mehrere mögliche Antworten – in kurz. Wer darauf klickt, kommt auch zu Bard und kann seine Fragen konkretisieren oder die Antworten lesen. Das ist eine Funktion, die ChatGPT selbst so nicht zu bieten hat. Allerdings ist ChatGPT auch in der Suchmaschine Microsoft Bing eingebaut, auch dort kann man ChatGPT benutzen.

Die beiden großen Chatbots haben also prinzipiell einen sehr ähnlichen Ansatz. Bard ist kostenlos. Anders als bei ChatGPT gibt es noch keine kostenpflichtige Deluxe-Version mit mehr Funktionen; aber das ist zweifellos nur eine Frage der Zeit.

ChatGPT ist schon länger am Start - und bekommt jetzt Konkurrenz

ChatGPT ist schon länger am Start – und bekommt jetzt Konkurrenz

Der direkte Vergleich: ChatGPT vs. Google Bard

ChatGPT und Bard sind beide große Sprachmodelle (LLMs), die mit einer riesigen Menge an Textdaten trainiert wurden. Milliarden von Texten. Sie können beide mühelos Texte generieren, Sprachen übersetzen, verschiedene Arten von kreativen Inhalten schreiben und deine Fragen auf informative Weise beantworten. Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Modellen, die allerdings eher technischer Natur sind. ChatGPT ist ein generatives Prä-Trainings-Transformer-Modell, während Bard ein faktisches Sprachmodell ist.

Das bedeutet, dass ChatGPT eindeutig besser darin ist, kreative Textformate wie Gedichte, Codes, Skripte, Musikstücke, E-Mails, Briefe usw. zu generieren, während Bard besser darin ist, Fragen auf informative Weise zu beantworten, auch wenn sie offen, herausfordernd oder seltsam sind. Mit Bard kann man sich besser unterhalten. Darüber hinaus ist ChatGPT ein geschlossenes Modell, während Bard ein offenes Modell ist. Dies bedeutet, dass ChatGPT nicht öffentlich verfügbar ist, während Bard von jedem verwendet werden kann. Beide Systeme werden gerade mit Hochdruck weiter entwickelt.

Die nahe Zukunft von Bard und Co.

Aber wie wird das alles weitergehen – was glaubst Du: Wer diese Chatbots immer besser und uns irgendwann übertreffen oder sogar überflüssig machen?

Die KI-Systeme machen enorme Fortschritte. Sie werden schnell viel besser: Sie werden weniger Fehler machen, präziser sein, sie werden auch auf aktuelle Ereignisse und Geschehnisse besser eingehen können – da gibt es bereits erste Anzeichen, wie das funktionieren könnte. Bard und auch ChatGPT können sogar schon Bilder „verstehen“: Ich kann Bard ein Bild zeigen, etwa von einem Geschenk, das ich gemacht bekommen habe und fragen: Wie kann ich mich angemessen dafür bedanken? Die KI „versteht“ also, worum es geht. Das ist bei ChatGPT ganz ähnlich.

ChatGPT „sieht“ nicht nur, was auf einem Bild ist, sondern „versteht“ auch die Situation und die Zusammenhänge. Ein Bild mit einem Kind, das 100 gasgefüllte Ballons in der Hand hält. Wenn ich ChatGPT frage: Was passiert, wenn das Kind die Ballons loslässt? Antwortet ChatGPT: Die Ballons fliegen davon. Das ist nur ein Anfang, zeigt aber, wohin die Reise geht. Und: Ja, die KI-Systeme werden definitiv schon bald mehr wissen als wir. Wir Menschen können uns so auf Kreativität und Menschlichkeit konzentrieren.

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