Meta/Rayban Smart Glasses: Gute Aufnahmen – und ein bisschen Spionagekamera

von | 14.11.2023 | Hardware

Meta hat gemeinsam mit Sonnbrillen-Hersteller RayBan eine Reihe von „Smart Glasses“ auf den Markt gebracht: Sie sind Brille, Kamera, Kopfhörer und Sprachassistent in einem. Eine Gefährdung für die Privatsphäre anderer?

Wie viel Privatsphäre gibt es in der Öffentlichkeit eigentlich noch? Alle laufen mit einem Smartphone herum und machen dauernd Fotos oder Videos. Es gibt kaum ein Entkommen. Aber immerhin sieht man noch, dass da jemand steht und Aufnahmen macht.

Was, wenn diese Aufnahmen unbemerkt entstehen? Das könnte in Zukunft häufiger vorkommen, denn Meta – die Mutter von Facebook, Instagram und WhatsApp – hat gemeinsam mit RayBan eine „Smart Glasses“ herausgebracht. Brillen, die mit Kameras, Mikros und Lautsprechern ausgestattet sind.

Einmal drücken für Foto, einmal lange drücken für Video

Einmal drücken für Foto, einmal lange drücken für Video

Meta Smartglasses: Schickes Design und viel Technik

Da Meta hier mit dem bekannten Brillenhersteller RayBan kooperiert, sehen die Brillen richtig schick aus. Ich sage Brillen, denn es gibt verschiedene Modelle, mit verschiedenen Formen und Größen, unterschiedlichen Gläsern – braune oder grüne Sonnenbrille oder transparentes Glas –, und zu unterschiedlichen Preisen.

Zwischen 329 und 459 EUR ist alles möglich. Wer mag, kann sich sogar reguläre Gläser in seiner Stärke einsetzen lassen. Diese Brille sieht aus wie eine ganz normale Brille. Sie ist allerdings etwas schwerer, sitzt aber gut,

Wenn man sie aufsetzt, kann man damit Musik hören, wenn man mag, denn es gibt etliche diskrete Lautsprecher. Nur man selbst hört die Musik – die Lautstärke lässt sich durch lässige Wischbewegungen am rechten Bügel steuern. Umstehende praktisch nichts. Tja, und wenn man mag, kann man Fotos oder Videos machen.

Es reicht, einmal auf den Button zu drücken – dann entsteht ein Foto. Oder lange drücken, dann entsteht ein Video von maximal 60 Sekunden Länge. Nicht im Querformat 16:9, sondern im Hochformat.

Eingebauter Lautsprecher sorgen für einen vergleichsweise guten Klang

Eingebaute Lautsprecher sorgen für einen vergleichsweise guten Klang

Meta Smartglasses warnt Umstehende – diskret

Man kann mit der Hightech-Brille jederzeit Fotos und Videos machen – aber bekommen das die Umstehenden denn mit, werden sie gewarnt?

Man selbst, als Träger der Brille, hört einen kurzen Ton zur Bestätigung. Den hören Umstehende aber nicht. Das einzige, was die Menschen sehen, ist, dass der Träger der Brille kurz an den rechten Bügel fasst, denn dort ist der Button verbaut.

Es gibt aber auch eine LED in der Brille vorne. Bei einem Foto leuchtet die kurz weiß auf. Beim Filmen eines Videos bleibt die LED an. Die Helligkeit dieses LED lässt sich in den Einstellungen dimmen, so dass es im Hellen draußen eigentlich nicht zu sehen ist, es sei denn, man schaut ganz genau hin.

Mit so einer Brille lassen sich also diskreter Fotos und Videos machen als mit einem Smartphone: Da sieht ja eigentlich jeder, wenn man fotografiert oder filmt.

Hier würde jeder sehen: Da stimmt doch was nicht -- in der Smartglasses fällt die Kamera kaum auf

Hier würde jeder sehen: Da stimmt doch was nicht — in der Smartglasses fällt die Kamera kaum auf

Eingeschränkter Sprachassistent in Meta Smartglasses

Wer mag, kann seine Brille auch mit Sprachkommandos steuern. „OK Meta: Take a photo“ zum Beispiel. Noch spricht die Brille kein Deutsch. Das würden die Umherstehenden aber natürlich hören, es sei denn man ist weit weg.

Es liegt also in der Verantwortung des Trägers der Brille, keine Bildrechte von Menschen zu verletzen. Das ist aber immer so, egal welche Art von Kamera man benutzt. Es gibt ja auch ganz kleine Minikameras zum Anstecken. Da sehen Umstehende auch nicht, wenn damit gefilmt wird.

Das Google Glass Desaster

Viele erinnert das an die „Google Glass“-Brille, die es vor zehn Jahren schon mal gegeben hat. Die ist wieder in der Versenkung verschwunden. Was ist jetzt anders?

Das stimmt, die Google Glass war sehr ähnlich. Sie wurde April 2012 auf den Markt gebracht und im Januar 2015 nach Protesten wieder vom Markt genommen.

Der Preis war zu hoch: 1500 Dollar. Nur wenige waren bereit, einen solchen Preis zu zahlen. Abgesehen davon hat es aufgrund der Möglichkeit, unbemerkt Fotos und Videos zu machen, sogar in den ansonsten in Datenschutzfragen entspannten USA erhebliche Widerstände und Proteste gegeben.

„Don’t be a glasshole“, das gab es in vielen Lokalen in Form von Plakaten und Schildern zu lesen. Ein Wortspiel: „Sei kein Arschloch“ leicht abgewandelt, funktioniert nur in Englisch. Die Menschen hatten ernsthafte Sorgen, jederzeit beobachtet oder gefilmt zu werden.

Aufgrund dieser Widerstände und der angesichts des hohen Preises der Brille eher geringen Absatzzahlen hat Google die Brille wieder vom Markt genommen. Allerdings konnte die Google-Brille noch mehr als die Smartglass von Meta: Die Google-Brille konnte auch Informationen anzeigen.

Meta Smartglass ist was für Creator

Ein cooler Spaß für Influencer oder eine Gefahr für die Privatsphäre von uns allen?

Also für alle, die Social-Media-Kanäle betreiben und immer gute Inhalte brauchen, ist die Brille eine feine Sache. Denn sie liefert eine gute Bildqualität und man hat die Hände frei beim Fotos machen oder Filmen.

Das kann in bestimmten Situationen ein echter Vorteil sein. Ohne der geringsten Aufwand bekommt man Aufnahmen in der Ich-Perspektive. Aber natürlich kommt es darauf an, dass die Träger dieser Brille die Fähigkeiten verantwortungsvoll nutzen und damit nicht durch den Nacktbereich einer Wellness-Oase laufen.

Das wäre, abgesehen von schlechten Umgangsformen, selbstverständlich auch verboten. Wer dabei erwischt wird, macht sich zu recht strafbar. Die Gesellschaft ist heute – 10 Jahre nach Google Glass – weiter entwickelt. Das gilt für Träger wie alle anderen. Ich erwarte nicht, dass es einen Aufstand deswegen gibt.

 

 

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