In den USA werden Plattformen wie Instagram, TikTok oder Snapchat zur Verantwortung gezogen: Sie alle unternehmen zu wenig, um Kinder und Jugendliche auf den Plattformen zu schützen. Das muss sich ändern.
Das war ein ungewöhnliches Bild: Mark Zuckerberg steht auf, dreht sich um zu mehreren Familien im Saal, die schlimme Qualen erlitten haben – und bittet um Entschuldigung. Geschehen ist das kürzlich im US-Senat. Dort gab es eine ernste Anhörung. Vorgeladen waren der Meta-Konzern, Snapchat, TikTok und X.
Die üblichen Plattformen also. Der Vorwurf: Die Plattformen unternähmen längst nicht genug, um Minderjährige zu schützen.
Anhörung vor dem US-Senat
Die Politik in den USA, vor allem der Senat, der ja die Bundesstaaten repräsentiert, und der US-Kongress beschäftigen sich schon länger mit der Frage: Sind unsere Kinder eigentlich sicher auf Instagram, WhatsApp, TikTok und Co? Eine sehr weitreichende Frage mit vielen Aspekten – und die klare Antwort lautet: nein.
Das fängt an mit den völlig überzogenen Körperbildern, die vor allem auf Instagram und TikTok herrschen und viele Kinder ins Unglück stürzen oder zu Essstörungen führen, bis hin zu Cyber-Grooming und die Verbreitung von Bildern mit sexualisierter Gewalt an Kindern.
All das gibt es auf Instagram und Co., aber vor allem auf Instagram. Erwachsene können sich Kindern nähern, was Cyber-Grooming genannt wird. Und es werden Pornobilder verteilt, ohne dass die Algorithmen das zu unterbinden. Mark Zuckerberg wurde vor dem US-Senat regelrecht gegrillt. Die Senatoren ließen ihm seine üblichen Ausreden nicht durchgehen. Ich würde sagen: Das wurde aber auch allerhöchste Zeit.
Algorithmen auf Instagram erkennen unangemessene Inhalte sogar
Was den US-Senator Ted Cruz aus Texas erkennbar auf die Palme bringt: Die Algorithmen von Instagram erkennen Bilder mit sexualisierter Gewalt an Kindern, unternimmt aber nichts. Soll ein solches Bild angezeigt werden, bekommt der User einen Warnhinweis, dass ein Bild vorliegt, das „Sexual Abuse“, also sexuellen Missbrauch zeigt.
Der Nutzer kann entscheiden, ob er es sehen will oder nicht – ob das „in Ordnung“ sei. Ted Cruz schrie Mark Zuckerberg regelrecht an: „In welchem kranken Universum kann das in Ordnung sein?“ Eine völlig berechtigte Frage. #
Mark Zuckerberg sagte nur, dass solche „problematischen Inhalte“ möglicherweise zu Unrecht markiert wurden. Zuckerberg konnte weder beantworten, warum solche Bilder nicht strikt entfernt werden, noch wie oft so ein Warnhinweis gezeigt wurde oder wie oft die Frage, ob das Bild gezeigt werden soll, mit „Ja“ beantwortet wurde. Das sind die eindringlichsten Belege dafür, dass Meta bei weitem nicht genug unternimmt, um Kinder zu schützen.
Meta will Anstrengungen verschärfen
Nun hat Zuckerberg versprochen, mehr zu unternehmen. Reicht das?
Zum einen muss man wissen, dass Meta bereits die nötigen Werkzeuge hat, um effektiver gegen derartigen Bildermüll vorzugehen. Sie werden aber nicht eingesetzt, haben schon mehrere Whistleblower berichtet, die bei Meta gearbeitet haben. Der Konzern setzt Umsatzinteressen über Kindeswohl. Es ist also das Mindeste, jetzt endlich aktiv zu werden.
Natürlich reicht das aber nicht. Erstmal wissen wir nicht, wie lange es dauert, die angekündigten Verbesserungen durchzuführen. Das kann Monate dauern, kein einfaches Unterfangen.
Dann muss man sagen: Facebook verweist zwar auf die Kosten der Veränderungen. Nur man fragt sich: Warum?
Es ist die Pflicht des Konzerns, Kinder und Jugendliche zu schützen. In Wahrheit hat der Konzern das aber nicht nur schleifen lassen, sondern vieles sogar gewusst und damit kräftig Geld verdient.
Es wäre also angemessen, mehrere Milliarden Dollar zu stiften, für eine Initiative, die sich für Kinder, für Opfer sexualisierter Gewalt einsetzt. Nur in das zu investieren, was ohne eigentlich selbstverständlich sein sollte und jetzt vom US-Senat verlangt wird, das ist nicht, worauf der Konzern stolz sein kann. Im Gegenteil: Er sollte sich schämen
Probleme auch auf TikTok und Co.
Auch TikTok hat angekündigt, rund zwei Mrd. Dollar in mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche zu investieren. Instagram und TikTok sind die bei Jugendlichen beliebtesten Plattformen. Es braucht hier dringend deutlich bessere Filter und auch mehr Kontrollen für Eltern.
Auch X wurde von Politikern kritisiert und in die Verpflichtung genommen. Geschäftsführerin Linda Yaccarino sagte am Mittwoch, ihr Unternehmen glaube, „dass Meinungsfreiheit und Sicherheit nebeneinander existieren können und müssen“.
Das klingt nicht nach einer vollumfänglicher Zusage, mehr zu tun. Doch der Fall zeigt auch: Wenn die Politik klare Kante zeigt, dann – aber auch nur dann – passiert auch etwas. Es ist dringend nötig, denn Kinder sind auf den Plattformen nicht sicher. Und man kann unmöglich den Eltern die alleinige Verantwortung überlassen.