Nie war es einfacher an Porns zu kommen wie im Internet. Für viele Erwachsene vielleicht erfreulich – aber für viele Kinder und Jugendliche nicht. Vor allem nicht für ihre Eltern. Der in Deutschland geltende Jugendschutz ist im Internet praktisch komplett ausgehebelt. Nun will die Landesanstalt für Medien NRW etwas dagegen unternehmen. Aber das gefällt einigen nicht.
Wir haben in Deutschland ein Jugendschutzgesetz (JuSchG). Es soll Kinder und Jugendliche schützen, zum Beispiel vor zu frühem Konsum von Alkohol und Zigaretten. Aber auch vor unangemessenen Inhalten, etwa Fotos oder Videos, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Das gilt natürlich ganz besonders für Pornografie.
Deshalb ist der Zugang zu entsprechenden Kinos im Zweifel nur mit Altersnachweis möglich. Bei Streamingdiensten oder Video-on-Demand-Filmen müssen PIN-Codes eingegeben werden, um Inhalte für Erwachsene freizuschalten. Im Fernsehen gibt es manche Inhalte erst nach 20 Uhr zu sehen. Das scheinen alles sinnvolle Regeln zu sein.
Selbst Google zeigt den Weg zu Pornos
Doch im Internet sind diese Regeln – wie so viele andere auch – absolut obsolet. Selbst Suchmaschinen wie Google oder Bing sind beim Aufspüren pornografischer Inhalte behilflich. Es reicht, die entsprechenden Suchbegriffe einzugeben. Ping – sind pubertierende Jugendliche überfordert und Kinder traumatisiert. Danke Google, dass Du es den Kids so einfach machst.
Ja, es gibt eine Safe-Search-Option. Die müssten Eltern aktivieren. Auf allen Geräten, die ihr Nachwuchs benutzt. Aber es gibt noch andere Suchmaschinen. Und vor allem sollte es nicht Aufgabe von Eltern sein, selbst für Maßnahmen zu sorgen, die den Zugang zu Inhalten unterbinden, die für Kinder gar nicht zugänglich sein sollten. Maßnahmen, die nicht mal zu 100 Prozent etwas bringen.
Der Gesetzgeber sieht mal wieder tatenlos zu, wie geltendes Recht mit Füßen getreten wird. Denn es gibt unzählige Angebote, die jede Form von Pornografie präsentieren – dafür muss niemand ins Darknet. Das alles sogar kostenlos. Denn im Netz lässt sich auch mit kostenlosen Inhalten Geld verdienen. Und weil es kostenlos ist, gibt es auch keine Zugangsbeschränkungen – damit ist alles ungehindert auch für Kinder und Jugendliche zugänglich.
Es gibt sogar Zeitgenossen, die sind dagegen, dass sich User anmelden müssen, um solche Inhalte zu sehen – denn dann ließen sich ja Profile anfertigen, was den Leuten so gefällt.
Landesanstalt für Medien erwägt Netzsperren
Na und? Es sind die schutzbedürftigen Kinder und Jugendliche, die darunter leiden. Doch die Regierung unternimmt rein gar nichts, um geltendes Recht auch durchzusetzen.
Nun hat sich die Landesanstalt für Medien (LfM) NRW dazu entschlossen, gegen Anbieter pornografischer Inhalte im Netz vorzugehen. Gegen solche unter .COM-Adresse, die meinen, deutsches Recht wäre für sie bedeutungslos. Wirkungslos. Die LfM mahnt die Betreiber ab. Und wenn sie keinen geeigneten Schutz einbauen, sollen sie vom Netz geklemmt werden. Tobias Schmid, der Leiter der LfM NRW, lässt keinen Zweifel: „Wir werden Netzsperren durchsetzen“, sagt er.
Netzsperren: Internet Access Provider wie Telekom, Vodafone und Co. werden dann verpflichtet, den Zugang zu den Angeboten zu blockieren. Schlaumeier wissen: Mit Tricks wie VPN kommt man trotzdem dran. Richtig. Aber 99 Prozent der Bevölkerung bekommt diese Angebote dann nicht mehr zu sehen. Sehr effektiv.
Eine wie ich finde äußerst sinnvolle Maßnahme. Denn es geht nicht, dass geltendes Recht ignoriert wird. Allerdings gibt es Kritik an Netzsperren. Argument: Die ließen sich missbrauchen. Das stimmt. Aber die Sperre solcher Angebote ist kein Missbrauch. Die ist dringend nötig. Auch, um ein klares Zeichen zu setzen.
Interview mit Dr. Tobias Schmid, Direktor der LfM NRW über Netzsperren