„Recht auf schnelles Internet“: Wer’s glaubt…

von | 25.04.2021 | Digital

Wohl die meisten von uns kennen das: Das Internet ist nicht so schnell, wie es eigentlich sein wollte. Egal, ob DSL, Glasfaser oder Mobilfunk. Der Netzausbau geht in Deutschland nur schleppend voran – gleichzeitig sind die Preise höhrer als im Ausland. Doch anstatt den Netzausbau entschlossen voranzubringen, führt die Bundesregierung ein „Recht auf schnelles Internet“ ein – mit fragwürdigem Nutzen.

Lahmes Internet: Zu Hause, unterwegs – überall. In Deutschland leider keine Seltenheit, sondern traurige Realität. Laut Bericht der Bundesnetzagentur erreichen nicht mal drei Viertel der Bundesbürger zu Hause die Hälfte(!) des eingekauften Datentempos. Nur ein Viertel erreicht das maximale Datentempo. Ein Armutszeugnis!

DSL-Anschlüsse in Deutschland: Teuer, aber langsam…

Vor allem, wenn man bedenkt, dass DSL-Anschlüsse in Deutschland teurer sind als in den meisten anderen Ländern Europas. Jetzt hat die Bundesregierung eine Art „Recht auf schnelles Internet“ beschlossen. Man kann sich leicht ausmalen, warum gerade jetzt: Bald sind Bundestagswahlen. Und da wollen die Regierungsparteien den Eindruck erwecken, sie hätten was für die Digitalisierung getan.

Haben sie aber nicht. Denn hätten sie, dann wäre das schnelle Internet bereits da – auch auf dem Land. Und wir bräuchten nicht einen Rechtsanspruch darauf.

Glasfaser: Nicht verschlafen, sondern verhindert

Die Verantwortlichen in der Politik, insbesondere im zuständigen Verkehrsministerium, die für Breitband zuständig sind, haben ihre andauernd wiederholten Versprechen nicht eingehalten. Auch die Staatssekretärin für Digitales, Dorothee Bär, hat sich nicht genug dafür ins Zeug gelegt. Anderenfalls hätte sich was getan.

Es war CDU-Kanzler Helmut Kohl, der dem Glasfaserausbau verhindert hat. ZDF-Royale-Moderator Jan Böhmermann dokumentiert die Fakten eindrucksvoll und korrekt in seiner Sendung. Kohls Nachfolger haben diesen riesigen Fehler nicht korrigiert. Bis heute nicht. Deshalb sind wir in Deutschland in Sachen Glasfaser auf den letzten Plätzen.

Der Breitbandausbau wurde in Deutschland nicht verschlafen – er wurde aktiv verhindert. Von den Verantwortlichen in der Politik.

Aber auch die Provider tragen eine Verantwortung. Sie verkaufen Anschlüsse und versprechen allzu häufig ein Tempo, das sie nicht halten können.

Glasfaserausbau in Deutschland

Die letzte Meile: Zu viel Kuper, zu weniger Glasfaser

Ich kann selbst ein Lied davon singen. Mein Kabelanschluss von Vodafone bringt oft nur 5 MBit/Sekunde im Upload – von eingekauften 50 MBit/Sekunde. Das sind 10%. Die Gebühren werden trotzdem berechnet. Aber kein Glasfaser weit und breit, da wo ich mein Büro habe. Bei Versatel habe ich nun einen sündhaft teuren Business-Tarif gebucht – aber über zwei Monate später nicht mal einen Anschlusstermin. Es ist dermaßen ärgerlich!

Und was macht die Regierung? Definiert einen Anspruch von etwa 20 MBit/Sekunde. Lächerlich. Kein Selbständiger, erst recht kein Grafiker, Layouter oder mit Videos beschäftigter Mensch kommt damit klar.

Immerhin – und das war längst überfällig! – verlängern sich Verträge künftig nicht mehr automatisch um ein Jahr (oder mehr), wenn die Mindestlaufzeit erreicht ist, sondern gehen in ein monatliches Kündigungsrecht über. Das erhöht den Druck auf die Provider, sich anzustrengen.

Aber ein Konzept ist das nun wahrlich nicht.

Übrigens: Wie schnell das eigene Internet ist, lässt sich mit der Breitbandmessung der Bundesnetzagentur ermitteln – das Ergebnis fließt in die Statistik ein.


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