Man hört das Argument häufig: Mehr Homeoffice und Online-Shops reduzieren den Verkehr und schont die Umwelt. Eine neue Studie macht einen Strich durch die Rechnung.
Digitale Technologien und die Digitalisierung werden oft als Lösung für viele Probleme unserer Gesellschaft angesehen. Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt jedoch, dass die Digitalisierung nicht zwangsläufig zu einer Verringerung des Verkehrsaufkommens führt. Ausgewertet wurden Daten von Januar 2020 bis Dezember 2022
Laut der Studie ist die Annahme, dass die Digitalisierung zu weniger Verkehr führt, auf mehreren Annahmen begründet. Zum einen wird angenommen, dass digitale Technologien zu einem höheren Grad an Arbeit von zu Hause aus und damit zu weniger Pendelverkehr führen. Zum anderen wird angenommen, dass der Einsatz von digitalen Technologien zu einer Optimierung des Verkehrsmanagements führt, was wiederum zu weniger Staus und damit zu weniger Verkehr führt.
Studie belegt: Effekt bislang gering
Die Studie kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass diese Annahmen nicht in allen Fällen zutreffen. Laut der Studie ist die Zahl der Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, nur minimal gestiegen. Im Jahr 2019 arbeiteten nur 12% der Beschäftigten in Deutschland mindestens einen Tag pro Woche von zu Hause aus. Der Anteil ist seit 2013 nur um 1,6% gestiegen. Auch der Einsatz von digitalen Technologien im Verkehrsmanagement führt nicht zwangsläufig zu weniger Verkehr, da die Optimierung des Verkehrsflusses dazu führen kann, dass mehr Fahrzeuge auf die Straße gebracht werden.
Ein weiteres Argument, das gegen die Annahme spricht, dass die Digitalisierung zu weniger Verkehr führt, ist die Tatsache, dass der Bedarf an Mobilität in der Gesellschaft weiterhin hoch ist. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus dem Jahr 2020 wird der Personenverkehr in Deutschland bis zum Jahr 2030 um etwa 10% steigen.
Nicht zwangsläufig geringeres Verkehrsaufkommen
Die Studie zeigt also, dass die Digitalisierung nicht zwangsläufig zu einer Verringerung des Verkehrsaufkommens führt. Allerdings kann die Digitalisierung dazu beitragen, den Verkehr effizienter zu gestalten und damit zu einer Reduzierung der Emissionen und einer Verbesserung der Luftqualität beizutragen. So kann beispielsweise die intelligente Verkehrssteuerung dazu beitragen, Staus zu reduzieren und damit den Energieverbrauch und die Emissionen zu senken.
Insgesamt zeigt sich also, dass die Digitalisierung zwar nicht die alleinige Lösung für die Herausforderungen im Verkehrsbereich ist, aber dennoch eine wichtige Rolle bei der Optimierung des Verkehrsflusses und der Reduzierung der Emissionen spielen kann.