Netz-Neutralität in USA aufgeweicht

Netz-Neutralität in USA aufgeweicht

Ein US-Gericht hat das Grundprinzip der Netzneutralität im Internet relativiert: Der amerikanische Netzanbieter Verizon wollte sich von der Aufsichtsbehörde FCC (Federal Communications Commission) nicht länger vorschreiben lassen, wie Datenpakete transportiert werden sollen. Verizon will bestimmte Datenpakete bevorzugt behandeln. Genau das verbietet die Netzneutralität aber: Alle Datenpakete sind gleich zu behandeln, egal von wem sie kommen, egal wohin sie gehen.

Verizon hat allerdings andere Pläne, will einzelne Daten gegen entsprechende Bezahlung bevorzugt transportieren – und hat nun Recht bekommen. Zwar versichert das Unternehmen, das Urteil werde „mehr Raum für Innovation und mehr Wahlfreiheit“ bringen, solle sich also angeblich nicht zum Nachteil des Kunden auswirken. Doch das wird in der Praxis kaum der Fall sein. Jede Ausheblung der Netzneutralität ist zum Nachteil der User.

Es dürfte eine Art VIP-Line für Daten kommen. Wer es sich leisten kann, der wird bevorzugt behandelt. Die Videodaten vom etablierten Portal landen schneller und damit zuverlässiger im Gerät des Kunden als die des kleinen Startups, das sich die Luxusbehandlung nicht leisten kann. Genau hier liegt das eigentliche Problem. Nun werden sicher auch andere Provider versuchen, für bestimmte Datenpakete oder Datengeschwindigkeiten extra abzukassieren.

Bildschirmfoto 2014-01-16 um 19.29.40Doch wie das mit Grundsätzen so ist: Werden sie erst einmal demontiert, kann man sie auch ganz abschaffen. Denn „ein bisschen Netzneutralität“ kann es nicht geben. Entweder, es gibt die Netzneutralität, oder es gibt sie eben nicht. Die Amerikaner wollen sie wohl eher nicht. Vielleicht nur konsequent, denn ein Netz, dass komplett abgehört wird, das braucht auch nicht neutral zu sein. Ab jetzt können US-Provider selbst entscheiden, wie sie das handhaben wollen. Das Tempo des Datentransports ist damit der Willkür ausgesetzt. Leider demontiert auch die EU gerade die Netzneutralität. Keine guten Nachrichten fürs Netz derzeit.

 

Yahoo verschlüsselt alle Daten

Yahoo verschlüsselt alle Daten

Seit einer Weile ist bekannt, dass der amerikanische Geheimdienst NSA auch die Daten abhört, die Onlinekonzerne wie Yahoo, Google oder Microsoft zwischen ihren Rechenzentren austauschen. Auf diese Weise sind die Geheimdienste an unfassbar große Datenmengen gelangt. Yahoo-Chefin Marissa Meyer will dem jetzt ein Ende bereiten. Im offiziellen Tumblr-Blog des Unternehmens erklärt Meyer, dass dieses Abhören der internen Datenübertragung ohne Wissen und Zustimmung von Yahoo erfolgt ist.

Um solche Schnüffeleien künftig zu unterbinden, werden bis Ende März 2014 ausnahmslos alle zwischen den Rechenzentren übertragenen Daten mit einem 2048-Bit-starken SSL-Zertifikat verschlüsselt. Auch alle Yahoo-Benutzer sollen die Möglichkeit haben, einen derart starken Schlüssel zur Kommunikation mit den Servern zu verwenden. Das Knacken eines solchen Schlüssels ist mit vertretbarem Aufwand derzeit unmöglich.

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#schlandnet: Fragen und Antworten zum nationalen Internet

#schlandnet: Fragen und Antworten zum nationalen Internet

Seit Edward Snowdens Enthüllungen wissen wir mit Gewissheit, was wir vorher nur vermutet haben: Die Geheimdienste lesen alles mit. Britische und amerikanische Geheimdienste kennen kein Pardon, wollen alles wissen. Auf dem IT-Sicherheitsgipfel Anfang der Woche in Bonn wurden Ideen laut, wie man zumindest einen Teil der Schnüffeleien verhindern könnte. Der Vorschlag: Eine Art nationales Internet zu schaffen. Wenn Daten von und nach Deutschland gehen, dann sollen sie garantiert nicht deutschen Boden verlassen. Aber bringt das wirklich etwas?

  • Wie genau sieht der Vorschlag aus? Was hat man sich unter einem „nationalen Internet“ vorzustellen?

Die Idee dahinter ist vergleichsweise einfach: Wenn Sender und Empfänger eines Datenpakets in Deutschland sitzen, dann sollen Datenpakete künftig auch in Deutschland bleiben. Klingt erst mal logisch. Und in der Tat: Wenn ein in Deutschland sitzender Datensurfer eine Webseite auf einem deutschen Server abruft, dann sollten die Datenpakete in Deutschland bleiben. Dasselbe gilt für den Fall, dass Sender und Empfänger einer E-Mail in Deutschland sitzen.

Normalerweise ist das ohnehin der Fall. Doch es gibt Ausnahmen. Da sich Datenpakete im Internet grundsätzlich von ganz alleine den besten Weg suchen, kann es vorkommen, dass sie auch mal den Umweg übers Ausland nehmen, etwa dann, wenn es auf der eigentlich kürzesten Strecke Engpässe gibt. Der Umweg übers Ausland ist mitunter schneller, auch preiswerter.

Doch dann können natürlich ausländische Geheimdienste mithören und spionieren. Ein rein nationales Internet würde das verhindern. Deswegen schlägt Noch-Telekom-Chef René Obermann vor, dass ein Gesetz künftig Auslandsreisen von Datenpaketen verbieten soll, wenn Sender und Empfänger in Deutschland sitzen. Dieser Gedanke soll sogar auf ganz Europa – oder besser: den Schengen-Raum – ausgedehnt werden.

 

  • Klingt doch erst mal vernünftig: Ist das denn überhaupt machbar?

Technisch machbar wäre so ein nationales Internet durchaus. Es setzt zwar einigen technischen Aufwand voraus, aber man könnte den Daten vorschreiben, welchen Weg sie zu nehmen haben. Das würde also gehen. Funktionieren würde das aber nur, wenn alle Provider, zumindest alle großen Provider mitmachen. Deshalb schwebt Obermann auch eine gesetzliche Regelung vor.

  • Trotzdem gibt es erhebliche Kritik an dem Vorschlag. Die Initiative wird auf Twitter unter dem Hashtag #schlandnet verspottet. Wieso die Kritik?

Dafür gibt es verschiedene gute Gründe. Zum einen läuft der Datenverkehr, wenn alles gut läuft, sowieso komplett in Deutschland ab. Dazu bedarf es also keiner Gesetze. Zum anderen ist es aber gerade die Telekom, ausgerechnet, die sich nicht an Standards hält. Die meisten Provider wickeln ihre Daten über einen zentralen Knotenpunkt in Frankfurt ab. Eigentlich alle, mit Ausnahme der Telekom. Die Telekom möchte gerne extra Verträge für den Datenverkehr abschließen und dafür kassieren. Deshalb leiten viele den Traffic an und von der Telekom übers Ausland, weil es preiswerter ist. Das wäre vermeidbar, wenn auch die Telekom den Frankfurter Knotenpunkt nutzen würde.

Darüber hinaus sehen es die meisten Experten als problematisch an, den Datenpaketen ihre Route vorzuschreiben. Das widerspricht dem Grundsatz, dass sich die Datenpakete völlig selbständig den besten, schnellsten Weg im Internet suchen. Es ist niemandem damit gedient, das Internet in kleine, abgeschottete Netze zu unterteilen. So etwas kennt man ansonsten eher aus Ländern wie China oder Iran, die das Internet zu Zensurzwecken in Ketten legen.

 

  • Klingt so, als ob die grundsätzliche Idee zwar gut gemeint wäre, letztlich aber nichts bringt. Wie geht es weiter?

Der Vorschlag wird diskutiert. Aber in der Tat: Das angestrebte Ziel, dass der Internet-Verkehr seltener abgehört wird, wird auf diese Weise wohl eher nicht erreicht. Niemand weiß, ob ausländische Geheimdienste nicht auch in Deutschland spionieren und ob international tätige Provider nicht auch auf anderem Weg Daten ins Ausland schaffen.

Es würde daher eine Sicherheit vorgegaukelt, die letztlih gar nicht existiert. Am Ende ist das kontraproduktiv.

  • Kann man denn gar nichts machen, um sich den Datenspionen zu entziehen?

Das einzige, was wirklich hilft, ist die Verschlüsselung der Daten, und zwar die Peer-to-Peer-Verschlüsselung. Es muss also an beiden Enden verschlüsselt werden, mit einem möglichst langen Schlüssel. Das stellt dann auch die Geheimdienste vor eine nahezu unüberwindbare Hürde. In diesem Bereich müsste mehr passieren. Und natürlich muss man auch politisch aktiv werden und sich gegen die Spionage wehren.

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Festplatte: Separates Daten-Laufwerk nachträglich einrichten

Festplatte: Separates Daten-Laufwerk nachträglich einrichten

Wenn Sie das Windows-System samt Programmen sowie Ihre eigenen Dateien auf verschiedenen Laufwerken Ihrer Festplatte speichern, sind Sie auf der sicheren Seite. Schon während der Installation von Windows lässt sich eine solche Zweit-Partition einrichten. Es geht aber auch nachträglich, im laufenden System. Wie? (mehr …)

NSA sammelt im großen Stil Kontakt-Daten

NSA sammelt im großen Stil Kontakt-Daten

Wer den Tatsachen ins Auge blickt, kann sich eigentlich kaum wundern. Doch jetzt besteht Klarheit: Der amerikanische Geheimdienst NSA hat nach Berichten der Washington Post Hunderte Millionen von E-Mail-Adressen gesammelt. Entgegen der Vorschriften und US-Gesetze hat die NSA dabei auch die Kontaktdaten von US-Bürgern gespeichert, und zwar im ganz großen Stil.

An einem einzigen Tag hat die NSA laut den Berichten 444.000 Adressbücher von Yahoo eingesammelt, 100.000 bei Hotmail, 82.000 bei Facebook, 33.000 bei Google Mail und 23.000 bei anderen Dienstleistern. Ohne die Kooperation der Onlinedienste wird das schwer möglich gewesen sein. Rund 250.000 Millionen E-Mail-Adressbücher hat die NSA auf diese Weise pro Jahr gehortet – was angeblich sogar zu Speicherplatzproblemen geführt haben soll. Der Geheimdienst nutzt die Kontaktdaten, um Profile der Menschen anzufertigen und nachhalten zu können, wer mit wem kommuniziert. Wer erst mal die Kontaktdaten hat, kann dann leichter weitere Daten und Informationen hinzufügen, etwa persönliche Daten oder Vorlieben. Es muss dringend etwas passieren gegen diese ungenierte Datensammelei.