Die Corona Warn App muss sich weiter entwickeln: Damit die Gesundheitsämter nicht unter der Last zusammenbrechen, müssen neue Lösungen her. Eine Idee ist die Clusternachverfolgung. Wenn sich mehrere Menschen zusammenfinden, könnten sie diesen „Cluster“ in der App registrieren. Das macht bei einer eventuellen späteren Infektion das Warnsystem schneller und effizienter – und ist trotzdem datensparsam und diskret.
Die Corona Warn App gibt es jetzt gut ein halbes Jahr. Sechs Monate: Das ist in der digitalen Welt eine Ewigkeit. Und in der Welt der Virologie inmitten einer aktiven Pandemie erst recht. Doch die sündhaft teure Corona Warn App hat sich in diesen sechs Monaten praktisch nicht verändert.
Das erregt zunehmend Kritik. Berechtigte Kritik, wie ich finde. Denn die Corona Warn App muss endlich besser werden. Sich weiter entwickeln. Das kann sie sogar, ohne die in Deutschland hohen Datenschutzstandards zu verletzen.
Eine extrem wichtige Aufgabe wäre es zum Beispiel, sogenannte Cluster zu erkennen. Denn Gesundheitsämter konzentrieren sich heute beim Versuch der Kontaktnachverfolgung auf Cluster. Also auf Gruppen oder Ansammlungen.
Tracing allein reicht nicht mehr aus: Wir brauchen weitere Methoden
Gruppenbildung erkennen und erfassen: Cluster
Immer, wenn sich mehrere Menschen treffen, entsteht ein Cluster. Bei der kleinen Familienfeier. Im Restaurant. Bei einem Meeting. Cluster.
Die Corona Warn App weiß davon aber nichts. Sie bemüht sich zwar, andere Menschen mit Smartphone in der Tasche zu kontaktieren. Aber das gelingt nicht immer zuverlässig. Schon gar nicht kann per Bluetooth präzise der Abstand gemessen werden. Ob alle still sitzen, leise reden, schreien oder sogar singen – weiß die App nicht. Und dass es sich dabei um eine Gruppe gehandelt hat – einen Cluster -, erst recht nicht.
Ein riesiges Problem. Wir notieren mit Bleistift unseren Namen in eine Liste, wenn wir etwas Essen gehen. Ein verzweifelter Versuch, Cluster tracken zu können. Aber technologisch Steinzeit – und datenschutzrechtlich extrem problematisch.
Grüne fordern Clusternachverfolgung
Die Corona Warn App könnte das künftig viel besser erledigen. Konstantin von Notz von den Grünen fordert deshalb die Möglichkeit zur manuellen Erfassung von Gruppenkontakten, sagt der Politiker dem Handelsblatt.
Das ist zwar noch kein Kontakttagebuch, wie Virologe Christian Drosten es fordert, geht aber in diese Richtung. Vor allem deshalb, weil diese Art der Clusternachverfolgung datenschutztechnisch vollkommen unbedenklich ist. Es werden nach wie vor keine Daten zentral gespeichert. Die Corona Warn App ist lediglich ein Warnsystem, das besser funktioniert – und in der Vegangenheit zusammengekommene Gruppen informieren kann.
QR-Code erzeugen und scannen
Technisch geht das so: Ein Teilnehmer der Gruppe (etwa im Meeting) erzeugt einen QR-Code in der App – für den Cluster. Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilmnehmer scannen den Code – „checken“ sozusagen ein. Das wird nicht etwa zentral registriert, sondern bleibt im jeweiligen Handy hinterlegt. Wenn sich jemand infiziert und das meldet, können zuverlässig alle im Cluster informiert werden. Egal, ob die Warn-Apps meinen, der Abstand sei ausreichend gewesen oder nicht.
Genauso könnte das auch in Restaurants (so sie wieder geöffnet sind) und anderen „Hotspots“ funktionieren. Am Ende sind auch sie nichts anderes als Cluster.
Solche klugen Erweiterungen sind dringend erforderlich – und das schnell. Interessanterweise würden mehr als 80 Prozent der Menschen es begrüßen, wenn die Corona Warn App auch Zeitpunkt und Ort des Risikokontakts anzeigen würde, berichtet die Wirtschaftswoche. Und viele würden die Corona Warn App installieren, wenn sie mehr sinnvolle Daten erfasst und preisgibt.
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Was die Corona Warn App kann und was nicht