Am 19. Februar 2014 hat Mark Zuckerberg den populären Messenger-Dienst WhatsApp für 16 Mrd. Dollar gekauft – und in sein Imperium integriert. Seitdem hat sich einiges getan.
WhatsApp: Kennt jeder. Fast niemandem auf der Welt muss man erklären, wozu die App gut ist. Dass sich mit der App Nachrichten austauschen lassen, auch Sprachnachrichten und Fotos. Und das kostenlos. WhatsApp ist auf fast jedem Handy installiert. Und das, obwohl es immer wieder auch Bedenken gibt. Datenschutzbedenken vor allem. Denn seit genau 10 Jahren gehört WhatsApp zum Meta-Konzern. Vor zehn Jahren hat das Unternehmen, das 2014 noch Facebook hieß, die populäre App gekauft und übernommen. Jetzt sind wir 10 Jahre danach.
Warum hat Mark Zuckerberg WhatsApp gekauft?
Damals, vor zehn Jahren hatte WhatsApp 450 Mio. Nutzer weltweit. Das war in diesen Zeiten bemerkenswert. Möglich war das nur, weil das Versenden von Nachrichten mit WhatsApp fast nichts gekostet hat. Damals musste man zwar einen kleinen Betrag zahlen, aber das Versenden von SMS war deutlich teurer. Das hat WhatsApp so populär gemacht. Mark Zuckerberg war wohl schnell klar: Ein eigenes Produkt zu entwickeln, also eine eigene App und die genauso erfolgreich zu machen, das wird nicht gelingen – und hat sich deshalb entschieden, WhatsApp zu kaufen.
19 Milliarden Dollar, 16 Mrd. EUR hat Zuckerberg dafür hingeblättert. Unfassbare Summen, wenn man bedenkt, dass es sich um eine App handelt, die nicht mal Geld verdient. Doch die Kalkulation ist aufgegangen. Heute ist WhatsApp der Standard schlechthin für den Austausch von Nachrichten. Heute nutzen 2,8 Mrd. Menschen weltweit regelmäßig WhatsApp.
So viel Geld. Wie hat sich WhatsApp seitdem entwickelt.
Mark Zuckerberg hat versucht, WhatsApp nach und nach als einen Baustein in sein Kommunikationsnetzwerk einzubauen, mit Facebook, Instagram, Facebook Messenger und eben WhatsApp. Meta hat eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingeführt, die wirklich sicher ist – und dann die sehr geringe Abogebühr abgeschafft. Das hat zu einer rasanten Verbreitung geführt. In 2016 wurde die Verschlüsselung auf alle Arten der Kommunikation in WhatsApp ausgedehnt, es wurden auch Video Calls mit der App eingeführt.
Im Juli 2017 hat WhatsApp die Marke von 1 Mrd. Nutzer weltweit geknackt. Im Oktober 2018 dann erste Versuche, mit WhatsApp Geld zu verdienen: Firmen können seitdem WhatsApp benutzen, um mit Kunden zu kommunizieren und zahlen Geld dafür. So wurde die App nach und nach ausgebaut. Was viele befürchtet haben, dass Mark Zuckerberg in der Messenger-App Werbung zeigt, diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt.
Seit Facebook (jetzt Meta Platforms, Inc.) WhatsApp im Februar 2014 gekauft hat, gab es mehrere wichtige Ereignisse und Entwicklungen. Hier ist eine Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse bei WhatsApp seit diesem Kauf:
- Februar 2014: Facebook kauft WhatsApp für etwa 19 Milliarden US-Dollar. Dies war eine der größten Akquisitionen in der Tech-Industrie zu dieser Zeit.
- November 2014: WhatsApp führt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein, um die Sicherheit der Nachrichtenübermittlung zu erhöhen.
- Januar 2016: WhatsApp schafft seine Abonnementgebühren ab und wird vollständig kostenlos für alle Nutzer.
- April 2016: Vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wird für alle Formen der Kommunikation auf WhatsApp implementiert.
- November 2016: WhatsApp führt die Videoanruffunktion ein, wodurch Nutzer weltweit Videoanrufe tätigen können.
- Juli 2017: WhatsApp erreicht 1 Milliarde täglich aktive Nutzer.
- Oktober 2018: WhatsApp kündigt eine Funktion für Unternehmen an, WhatsApp Business, um kleinen Unternehmen die Kommunikation mit Kunden zu erleichtern.
- März 2019: WhatsApp fügt eine Funktion hinzu, die es Benutzern erlaubt, Nachrichten nach dem Senden zu löschen.
- Dezember 2019: WhatsApp führt WhatsApp Payments in Indien ein, ein Feature, das Zahlungen innerhalb der App ermöglicht.
- Januar 2021: WhatsApp kündigt aktualisierte Datenschutzrichtlinien an, die eine breite Debatte über Datenschutz und die gemeinsame Nutzung von Daten mit Facebook auslösen.
- Mai 2021: WhatsApp beginnt, die Zustimmung zu den neuen Datenschutzrichtlinien durchzusetzen, mit der Implikation, dass die Funktionalität für Nutzer, die nicht zustimmen, eingeschränkt wird.
Kritik an Meta und WhatsApp
Es gab auch immer wieder Kritik, WhatsApp würde Daten preisgeben und Meta würde so Daten einsammeln und seinen ohnehin Datenberg weiterwachsen lassen. Was ist da dran?
Es gibt da verschiedene Aspekte. Zum einen hatte Mark Zuckerberg bei der Übernahme versprochen, niemals die Daten von Facebook und WhatsApp zusammenzuführen. Am Ende hat er es dann doch gemacht und dazu die Nutzungsbedingungen verändert, denen alle User zustimmen mussten.
Zum anderen gibt es da noch die sogenannten Metadaten. Während Nachrichteninhalte auf WhatsApp durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gut geschützt sind, selbst Meta kann sie nicht lesen, sieht das bei Metadaten anders aus. Der Konzern weiß, wann wir kommunizieren und wo, auch mit wem wir kommunizieren, ob mit Texten, Sprachnachrichten oder durch Anrufe weiß der Konzern. Das sind nützliche Daten, die das soziale Profil schärfen. Meta hat einen enormen Nutzen daraus, kann in den anderen Plattformen treffsicherere Werbung schalten. Datenschützer kritisieren das, weil es anders versprochen wurde.
WhatsApp hat im Laufe der Jahre aus verschiedenen Gründen Kritik erfahren, die sich hauptsächlich auf Datenschutz, Sicherheit und die Art und Weise der Kommunikation mit den Nutzern bezieht:
- Datenschutz und Datenweitergabe an Meta (Facebook): Eine der größten Kontroversen entstand, als WhatsApp seine Datenschutzrichtlinien änderte, um eine engere Datenintegration mit Facebook zu ermöglichen. Dies löste weltweit Besorgnis über die Privatsphäre der Nutzerdaten und deren Nutzung für Werbezwecke aus.
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Obwohl WhatsApp eine vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingeführt hat, gab es Bedenken bezüglich der Implementierung und der Möglichkeit, dass Meta trotzdem Zugang zu Metadaten hat, die Aufschluss über das Nutzerverhalten geben können.
- Sicherheitslücken: WhatsApp wurde kritisiert, nachdem Sicherheitslücken aufgedeckt wurden, die es Angreifern ermöglichten, Schadsoftware zu verbreiten oder auf persönliche Daten zuzugreifen. Diese Vorfälle führten zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Plattform.
- Zwang zu Datenschutzrichtlinien: Anfang 2021 führte WhatsApp neue Geschäftsbedingungen ein, die Nutzer zwingen sollten, der Weitergabe ihrer Daten an Facebook zuzustimmen, was weltweit zu Kritik und einem Nutzerrückgang führte.
- Fehlende Transparenz und Kommunikation: WhatsApp wurde dafür kritisiert, nicht ausreichend transparent in seinen Entscheidungen zu sein, insbesondere in Bezug auf Änderungen der Datenschutzrichtlinien und der Art und Weise, wie Nutzerdaten verwendet werden.
- Metadaten: Während WhatsApp Nachrichteninhalte durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt, werden Metadaten – Informationen über wann, wie oft und mit wem Kommunikation stattfindet – nicht in gleicher Weise verschlüsselt. Diese Metadaten können wertvolle Informationen über Nutzerverhalten und soziale Netzwerke liefern. Kritiker argumentieren, dass Meta diese Daten für verschiedene Zwecke, einschließlich Werbung und das Erstellen von Nutzerprofilen, verwenden könnte.
- Datenteilung zwischen den Diensten von Meta: Nach der Übernahme von WhatsApp durch Facebook gab es Bedenken hinsichtlich der Möglichkeiten zur Datenweitergabe zwischen WhatsApp und anderen Meta-Diensten. Obwohl WhatsApp versichert hat, die Verschlüsselung zu wahren, sorgten Änderungen in den Datenschutzrichtlinien, die eine engere Integration mit Facebook andeuteten, für Unruhe. Nutzer befürchten, dass ihre Daten zur Personalisierung von Werbung über die Plattformgrenzen hinweg verwendet werden könnten.
- Vertrauensverlust durch frühere Datenschutzverletzungen: Meta hat in der Vergangenheit mit verschiedenen Datenschutzskandalen zu kämpfen gehabt, am bemerkenswertesten ist der Cambridge Analytica-Skandal, bei dem die Daten von Millionen von Facebook-Nutzern ohne deren Zustimmung gesammelt und für politische Werbung verwendet wurden. Diese Vorfälle haben das Vertrauen in das Unternehmen und seine Zusagen zum Datenschutz untergraben.
- Globale Datenschutzbedenken: Unterschiedliche Datenschutzgesetze und -regelungen weltweit, wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) in der Europäischen Union, haben die Praktiken von Unternehmen wie Meta stärker ins Visier genommen. Es gibt Bedenken, dass nicht alle Datenschutzstandards überall eingehalten werden, insbesondere in Ländern mit weniger strengen Vorschriften.
- Technische und politische Herausforderungen: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wird von Sicherheitsbehörden und einigen Regierungen kritisch gesehen, da sie die Überwachung von Kommunikation zum Zwecke der Strafverfolgung oder der nationalen Sicherheit erschwert. Dies führt zu einer Debatte über das Gleichgewicht zwischen Privatsphäre und Sicherheit, wobei einige befürchten, dass Backdoors oder Schwachstellen eingeführt werden könnten, die die Verschlüsselung untergraben
Diese Kritikpunkte spiegeln zweifellos die wachsende Besorgnis der Öffentlichkeit über Datenschutz, Datensicherheit und die Macht großer Technologieunternehmen wider.
Alternativen zu WhatsApp und Interoperabilität
Nun ist WhatsApp keineswegs die einzige Messenger App. Es gibt andere, die auch zu keinem großen Konzern gehören.
Wieso bleiben trotzdem alle bei WhatsApp?
WhatsApp ist ein Quasi-Standard. Fast alle haben es. Wenn irgendwo eine Gruppe aufgemacht wird, ob im Verein, Kindergarten, Schule oder wo auch immer – dann immer in WhatsApp. Das zwingt einen heute regelrecht dazu, mit WhatsApp zu kommunizieren.
Das wird „System-Effekt“ genannt. Doch ab 9. März wird sich das – zumindest ein bisschen – ändern. Denn dann tritt der „Digital Markets Act“ in Kraft. Der zwingt Meta dazu, sein WhatsApp für andere Messenger zu öffnen. Also für Telegram, Threema, Signal und Co. Noch ist nicht sicher, welche Apps da mitmachen werden – aber theoretisch kann man dann mit Signal auch jemanden auf WhatsApp erreichen und umgekehrt. Zwar anfangs noch nicht in Gruppen-Chats.
Aber immerhin: Ein erster Schritt wäre dann getan, die Übermacht von WhatsApp zu brechen.,