Virtual Fashion: Wenn das Kleid 1400 EUR kostet – Du es aber nicht wirklich anziehen kannst

von | 02.07.2022 | Digital

Wer wollte bestreiten, dass Fotos in Social Media Kanälen heute für viele sehr wichtig sind. Da kommt es auch drauf an, was man trägt. Die Mode-Industrie setzt da auf einen neuen Trend: Virtual Fashion. Klamotten, die man nicht wirklich anziehen kann – auf Fotos aber schon. Oder in Games und im Metaverse. Virtuelle Mode ist groß im Kommen.

Klamotten, die aussehen wie aus einem Science-fiction-Film: Mode, die man herzeigt – aber im Alltag wohl kaum tragen würde. Die Modebranche setzt aktuell voll auf virtuelle Fashion. Extravagant – und das in virtuell.

Wir reden hier wirklich von komplett virtueller Mode: Zwirn also, der gar keiner ist. Den man sich nicht in den (echten) Kleiderschrank hängen kann. Der auch nicht zu eng oder zu groß sein oder werden kann. Wir reden von virtuellen Klamotten, die man seinem Avatar im Metaverse anzieht – oder in einem Selfie überstülpt. Um auf Social Media „en vogue“ zu sein.

Menschen geben schon heute Geld dafür aus – kleine Beträge von wenigen EUR, aber auch mehrere Tausend EUR für virtuelle Kleider – nur um auf einem Foto schick und elegant auszusehen. Ohne die Designer-Klamotten jemals auf der eigenen Haut zu spüren.

Es gibt bereits Shops für virtuelle Mode

In einem eigens gegründeten Online-Shop namens DressX gibt es ausschließlich virtuelle Outfits. Shirts für wenige EUR – bis Edel-Look für 1.500 EUR und mehr. Ausgefallene Blusen, Hosen, Schuhe, Accessoires, die man nicht per Post zugeschickt bekommt, sondern nur virtuell in Fotos – na ja – „tragen“ kann.

Wer mit der Zeit gehen will, trägt also virtuelle Outfits. Ist der Anzug echt oder nicht? Die Frage dürfte in Zukunft häufiger gestellt werden. Denn die Mode-Industrie, vor allem die Haute Cuture, also alles was ausgefallen und teuer ist, will mit digitalen Outfits Geld verdienen.

Marken und Labels verkaufen verstärkt auch virtuelle Klamotten.

DressX: Virtuelle Klamotten shoppen

Bei DressX einkaufen geht so: Stöbern, Anschauen – und wenn einem etwas gefällt, ein Foto von sich selbst hochladen. Am besten in körpernahen Klamotten. Danach bezahlen, das ist wie im echten Leben – und die DressX-Crew montiert das eigene Foto dann in die virtuellen Outfits, die man gekauft hat. Es dauert aber ein paar Tage, bis das Ergebnis kommt.

Es gibt schon eine Reihe von Influencerinnen, die bereits in solchen virtuellen Outfits posen – und dafür bezahlt werden. Aber die Beispiele zeigen: Virtuelle Mode kommt in Social Media Diensten wir Instagram bereits an, ist also keine reine Randerscheinung mehr. Sich virtuell schick machen für ein Insta-Foto – das verspricht ein neuer Trend zu werden.

DressX

Outfits für Roblox und Fortnite

In Spielen wie Roblox oder Fortnite ist es schon lange üblich, dass man für schicke Outfits bezahlen oder etwas leisten muss. Ein ausgefallener Style erhöhen Aufmerksamkeit und Ansehen. Einige Label und Designer haben bereits Klamotten entwickelt, nur für diese virtuellen Welten. Der nächste Schritt ist das Metaverse – die komplett virtuelle Welt im Netz.

Vorteil der virtuellen Klamotten: Man transpiriert nicht drin, selbst wenn sie glitzern sollten – und sie passen auch immer. Denn virtuelle Mode ist One Size fits all. Die Klamotten passen sich auf magische Art und Weise an den Körper an.

Das heißt natürlich längst nicht, dass mir alles stehen muss, was sich die Designer von virtueller Mode für ihre Kundschaft einfallen lassen.

Koamotten in Fortnite

Virtuelle Mode soll nachhaltig sein

Die Macher heben übrigens hervor: Virtuelle Mode sei nachhaltig. Denn es müssten ja keine echten Stoffe hergestellt, zugeschnitten und verteilt werden. Keine Models, die um die Welt fliegen, um solche Mode zu präsentieren.

Mag sein. Aber weniger Kleidung wird dadurch sicher nicht verkauft. Im Gegenteil. Der Trend mit virtueller Mode ist eher eine PR-Veranstaltung für echte Mode.

Warum aber geben Menschen Geld aus für Mode, die sie gar nicht wirklich anziehen können? Zum einen, weil immer größere Teile des Lebens online stattfinden. Da wollen die Menschen auch originell und chic gekleidet sein.

Marken und Labels: Gucci Town

Schon haben Labels wie Gucci mit „Gucci Town“ eine eigene Repräsentanz im virtuellen Cyberspace eröffnet.

Einen positiven Effekt sehe ich aber: Auch in ganz normalen Shops wird es künftig wohl immer öfter möglich sein, mit Hilfe von Smartphone und Augmented Reality die Bekleidung vorher virtuell anzuprobieren. Die teuren Labels entwickeln die nötige Technik.

Zukunft – da sind sich viele Mode-Designer sicher – werden die Menschen zwei Kleiderschränke haben: einen echten, und einen virtuellen. Der Weg dafür ist bereitet. Mein Learning im Zuge der Recherchen: Ich kann garantiert keine Hüte tragen. Ich habe kein Hut-Gesicht. Virtuell nicht, und auch nicht in echt.