Apple verspricht „günstige“ iPads – doch sie sind teuer

Apple will den Bildungssektor mit Apfel-Hardware überfluten. Das ist doppelt clever, denn zum einen werden die User so sehr früh an Apple-Produkte gewöhnt, zum anderen gibt es hier noch viel Nachholbedarf. Allerdings tut Apple so, als würde man sich fürsorglich kümmern. Das neue iPad kostet 50 EUR weniger als bisher. Doch dafür zahlt man Extra für den Pencil – der jetzt das Highlight sein soll.

Apple hat ein neues iPad mit 9,7-Zoll-Display vorgestellt, das auf den ersten Blick genauso aussieht wie die aktuellen Geräte. Doch das neue Modell  ist rund 50 EUR günstiger als bislang und will sich deshalb vor allem für den Bildungssektor empfehlen.

So hat sich das Tim Cook jedenfalls gedacht. Apple hat die Produktvorstellung des neuen iPad extra in eine High School in Chicago verlegt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl: Mehr iPads im Unterricht, bitte schön.

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Jetzt mit Stiftbedienung per Pencil

Preislich geht es jetzt bei 349 EUR los statt wie bisher bei 399 EUR. Nach oben ist aber Luft: Wer mehr Speicher und/oder auch LTE will, zahlt deutlich mehr. 50 EUR weniger pro Gerät, das ist löblich. DOch dafür zahlt man 100 EUR extra für den Pencil.

Den Zauberstift gab es bislang nur für den deutlich teureren iPad Pro. Mit dem Pencil können User auf dem Display schreiben oder zeichnen. Feine Sache, wenn man das mag – zumal sogar der Druck eine Rolle spielt: Zartes Zeichnen oder hart aufgedrückt, das kann das iPad Pro erkennen. Jetzt eben auch das neue iPad.

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Außerdem hat Apple diverse Apps vorgestellt, die speziell für den Unterricht gedacht sind – oder für die Schule optimiert wurden. Apples Office-Programme zum Beispiel lassen sich jetzt auch per Stift bedienen (was Microsoft Office schon seit Jahren kann).

Lehrer können dank Extra-Software Hausgaben elektronisch kontrollieren, Anmerkungen machen und Noten verwalten. Außerdem lassen sich iPad von mehreren Schülern gleichzeitig nutzen, danke Kontoverwaltung. Das Umschalten vom einen Nutzer zum nächsten soll „weniger als eine Minute dauern“. Heureka!

Welche Schule soll sich das leisten können?

Das alles wirkt fast wie eine Parodie. Denn welche Schule soll sich das leisten können? Ich lese in vielem Berichten über das neue iPad von einem „günstigen iPad“. Zur Beurteilung „günstig“ kann man nur kommen, wenn man die bisherigen Preise als Naturgewalt akzeptiert. Doch in Wahrheit kosten viele Tablets der Konkurrenz weniger als die Hälfte.

In Wahrheit ist Apple sehr trickreich: Wer beides haben will, also das neue iPad UND den Pencil, der zahlt sogar 50 EUR mehr als bisher (hat dafür aber auch einen Stift). Ergo: Mehr Umsatz für Apple. Warum das nun das Super-Duper-Angebot für Schulen, Hochschulen und Unis sein soll, bleibt das Geheimnis von Tim Cook und sein Unternehmen Apple.

Überzeugend hätte ich gefunden, wenn Apple gesagt hätte: Wisst Ihr was? Wir haben uns in den letzten Jahren dumm und dämlich verdient. Jetzt geben wir was zurück und geben die Geräte für den Bildungssektor zum Selbstkostenpreis ab, also mit mindestens 50% Rabatt.

Doch das passiert natürlich nicht. Stellt sich ohnehin die Frage, wieso Schülerinnen und Schüler unbedingt ein iPad brauchen sollten. Schaut man sich deutsche Schulen an, so ist der Zustand von Bausubstanz, Lehrmitteln, Sanitäranlagen und Ausstattung allgemein derart desaströs, dass es geradezu obszön wäre, wenn alle Schüler morgens wie selbstverständlich ein iPad auf den Tisch legen würden. Falsche Prioritäten.

 

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